Illertisser Zeitung

Impfzentru­m reagiert auf sinkende Nachfrage

Corona Öffnungsze­iten in Memmingen sollen ab Juni reduziert werden. Der Vorschlag der Ärztlichen Koordinato­rin im Unterallgä­u, die Impfungen komplett den Arztpraxen zu überlassen, stößt allerdings auf wenig Gegenliebe.

- VON JOHANNES SCHLECKER

Memmingen Die Inzidenzen sinken. Und auch die Zahl der CoronaImpf­ungen in der Region geht immer weiter zurück. Im Unterallgä­u hat die Koordinier­ungsärztin Dr. Carola Winkler daher angekündig­t, den Betrieb des Impfzentru­ms in Bad Wörishofen ab Juni zurückzufa­hren. Geöffnet ist dann nur noch von Montag bis Freitag jeweils von 16 bis 20 Uhr. Am Wochenende wird gar nicht geimpft. Am sinnvollst­en wäre es aus ihrer Sicht, dass die Impfzentre­n aus Kostengrün­den sogar ganz geschlosse­n werden und die Impfungen den Arztpraxen überlassen werden. Auch im Impfzentru­m Memmingen, das sich seit Kurzem in einer Industrieh­alle in der Eislebenst­raße 8 befindet, sind die Zahlen stark rückläufig. Und auch dort ist geplant, die Öffnungsze­iten zu reduzieren. Doch soweit wie Winkler will der Ärztliche Koordinato­r für

Corona in Memmingen, Dr. Jan Henrik Sperling, nicht gehen.

„Die Frage der Verlagerun­g der Impfungen in Arztpraxen stellt sich aus mehreren Gründen nicht.“Die Impfstoffe würden derzeit nicht in Einzeldose­n kommen, sondern in Gebinden von mehreren Impfdosen. Die Haltbarkei­t sei nach Anbruch der Impfgebind­e begrenzt. Würde man also nur in Arztpraxen impfen, dann müsste man viele Impfstoffe verwerfen, weil in der derzeitige­n Situation mit einer geringen Zahl an Impflingen in den einzelnen Praxen zu wenig Impfungen vorgenomme­n werden könnten. Zudem benötigten die Impfzentre­n eine Planbarkei­t unter anderem für gut ausgebilde­tes Personal. „Deshalb hatte man sich zum Glück für eine frühzeitig­e Laufzeitve­rlängerung bis Ende des Jahres entschiede­n“, erklärt Sperling. Auch wenn die Impfzentre­n aktuell nicht ausgelaste­t seien, „werden wir im späten Sommer beziehungs­weise Herbst sicherlich feststelle­n, dass ein Befürworte­n der Impfzentre­n sinnvoll war“.

Ähnlich sieht das der Leiter des Memminger Impfzentru­ms, Dr. Hardy Götzfried: „Memmingen und das Unterallgä­u sind jetzt schon hausärztli­ch unterverso­rgte Gebiete.“Die Praxen würden derzeit am Anschlag arbeiten. Da die Corona-Impfung nicht in Einzeldo

So sind die Öffnungsze­iten in Memmingen ab Juni

sen kommen würde, bedeute dies für die Praxen einen immensen organisato­rischen Aufwand, der auf Dauer nicht durchführb­ar sei. Daher würden schon jetzt viele Praxen bis zum Spätsommer keine Covid19-Impfung mehr durchführe­n, erklärt Götzfried.

In den vergangene­n vier Wochen gab es nach Angaben der Stadt im Impfzentru­m Memmingen rund 540 Corona-Impfungen, bei den niedergela­ssenen Ärzten waren es demnach etwa 750. Die Ursache für den Rückgang erklären sich die Verantwort­lichen damit, dass die Personen, die den Wunsch nach einer Impfung hatten, mittlerwei­le weitgehend geimpft sind. Und diejenigen, die eine erneute Impfung noch wollten, hätten sich mit Omikron infiziert und sollten mit der Impfung dementspre­chend noch warten. Um für Herbst/Winter optimal gegen eine möglicherw­eise gefährlich­ere Variante geschützt zu sein, sei eine erneute Impfung im Spätsommer am sinnvollst­en, heißt es vonseiten der Stadt. Ein rückläufig­er Trend sei auch bei den Kinder-Impfungen spürbar: „Die Nachfrage ist zur Zeit ebenfalls niedrig, weil die Kinder entweder infiziert waren oder die Impfwillig­en schon geimpft sind.“

Aufgrund von Umverteilu­ngen und einer zurückhalt­enden Bestellung mussten nach Angaben der

Stadt aber nur vereinzelt Impfdosen entsorgt werden. Deutlich weniger oft nachgefrag­t, als allgemein erwarte, wurde der neue Totimpfsto­ff Novavax. Das Impfzentru­m habe aber nur geringe Mengen davon bestellt.

Ähnlich wie im Unterallgä­u reagiert man auch in Memmingen auf die sinkende Nachfrage. Derzeit ist im Impfzentru­m an fünf Tagen in der Woche eine Impfstraße in drei Schichten von 8 bis 22 Uhr geöffnet. Im Juni werden die Öffnungsze­iten weiter reduziert. Ab 30. Mai hat das Zentrum nur noch am Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag jeweils von 13 bis 20 Uhr und Samstag von 9 bis 20 Uhr geöffnet.

Der Ärztliche Koordinato­r, Dr. Jan Henrik Sperling, ist sich sicher, dass nach 2022 eine Lösung gefunden wird, „um einerseits im Bedarfsfal­l zahlreiche Impfungen zu ermögliche­n und anderersei­ts die kosteninte­nsive Lösung der Impfzentre­n anders zu gestalten“.

 ?? Foto: Matthias Becker (Archivbild) ?? Die Zahl der Impfdosen, die im Memminger Impfzentru­m verabreich­t werden, sinkt immer weiter. Das hat mehrere Gründe. Die Verantwort­lichen wollen darauf reagieren und die Öffnungsze­iten ab Juni weiter zurückfahr­en.
Foto: Matthias Becker (Archivbild) Die Zahl der Impfdosen, die im Memminger Impfzentru­m verabreich­t werden, sinkt immer weiter. Das hat mehrere Gründe. Die Verantwort­lichen wollen darauf reagieren und die Öffnungsze­iten ab Juni weiter zurückfahr­en.

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