Wie viele Krippenplätze braucht Babenhausen künftig?
Erziehung Beim Thema Kinderbetreuung müssen Kommunen Weitsicht beweisen. In Babenhausen geht es derzeit um das Angebot für die Kleinsten. Was das Planen schwierig macht.
Babenhausen Wie stellt sich Babenhausen in Sachen Kinderbetreuung auf die kommenden Jahre ein? Diese Frage hat eine längere Diskussion im Marktgemeinderat ausgelöst. Konkret ging es um den künftigen Bedarf an Krippenplätzen, also um das Angebot für die Kleinsten.
Schon vor rund zwei Wochen hatte die Fraktion „Liste engagierter Bürger“per Antrag eine zusätzliche Krippengruppe für das neue Kindergartenjahr 2022/23 vorgeschlagen. Aktuell hat Babenhausen eine Genehmigung für insgesamt 30 Krippenplätze, aufgeteilt auf zwei Gruppen. Bürgermeister Otto Göppel (CSU) erläuterte, weshalb er es nicht für zwingend notwendig hält, eine „Not-Krippengruppe“einzurichten, bevor die neue Kindertagesstätte fertig ist, die derzeit auf dem Schlossgelände entsteht. Das soll 2023 der Fall sein. Ein Argument dagegen sind natürlich die Kosten für ein Provisorium. Mehrere Markträte befürworteten, lieber Geld in eine langfristige Lösung zu stecken.
Nun lag es am Marktrat, noch etwas weiter in die Zukunft zu blicken. Wie viele Krippenplätze werden in ein paar Jahren benötigt? Fest geplant sind bereits weitere 15 Plätze in der neuen „Kita im Schloss“. „Es hat sich aber herausgestellt, dass diese 15 zusätzlichen Krippenplätze leider zu wenig sind“, sagte Göppel. Für den Krippenbereich sei eine neue Bedarfsanerkennung notwendig, denn: Geburten und Betreuungsquote steigen, wobei Letztere in Babenhausen noch unter der des Landkreises liege. Außerdem muss die Kommune dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem Alter von einem Jahr begegnen.
Im Vorfeld hatte sich der Zukunftsausschuss des Marktes Babenhausen getroffen und über das
Thema gesprochen. Die Mitglieder schlugen vor, in der „Kita im Schloss“noch zwei weitere Krippengruppen – also neben den geplanten 15 noch zusätzliche 30 Betreuungsplätze – vorzusehen. Die Fachberatung für Kindertagesstätten habe allerdings dazu geraten, so Göppel, nur 15 zusätzliche Plätze als Bedarf anzuerkennen. Der Grund: „Bei Nichtbelegung der Plätze muss die Förderung zurückbezahlt werden“, erklärte er. Es gehe dabei um eine Menge Geld.
Mit einer solchen Planung waren allerdings mehrere Markträtinnen und Markträte nicht einverstanden. Benedikt Neubauer (Bündnis 90/Die Grünen) plädierte dafür, lieber mehr als weniger Krippenplätze vorzusehen und eine zukunftsträchtige Entscheidung zu fällen. „Ich sehe die Gefahr, dass wir sonst irgendwann wieder eine Notgruppe einrichten müssen.“Aus seiner Sicht wäre es auch möglich, eventuell freie Plätze wenn nicht an Babenhauser Kinder, dann an Gastkinder aus anderen Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft zu vergeben.
Auch Georg Sailer (Freie Wähler) sprach sich dafür aus, „Mut zu zeigen und nicht nur auf die Förderung zu schauen“. Eine gute Kinderbetreuung hält er für ein „starkes Argument für den Zuzug nach Babenhausen“. David Ott (Liste engagierter Bürger) riet ebenfalls davon ab, sich eine Tür zu verschließen: „Auch wenn es um viel Geld geht, müssen wir das gut abwägen“, sagte er. „Wir sollten uns nicht irgendwann sagen müssen: Hätten wir doch bloß...“Martina Gleich (Junge Wähler Union) unterstrich, dass Betreuungsangebote immer mehr in Anspruch genommen werden, weil beide Elternteile oder auch Alleinerziehende früher arbeiten müssen oder wollen. Bürgermeister Göppel sah „ein Problem des Systems und der Förderbedingungen“. Man gehe bei der Bedarfsermittlung von den jetzigen Geburtenraten aus. Michael Sell (CSU) appellierte, sich zunächst genaue Informationen einzuholen, unter welchen Voraussetzungen und in welcher Höhe Fördergeld zurückbezahlt werden müsste, sollten sich nicht alle vorgesehenen Plätze belegen lassen. „Das ist die Gretchenfrage: Was müssen wir im Worst Case wirklich zurückbezahlen?“Letztlich fällte das Gremium keinen Beschluss, sondern will abwarten, bis diese Frage geklärt ist.