Illertisser Zeitung

Das österreich­ische Trio „Folkshilfe“rockt im Ulmer Zelt

Konzert Folkshilfe schafft es auch im halb leeren Zelt, Vollgas zu geben, und heizt den Fans mit ihrem etwas eigenwilli­gen Quetsch-Synthi-Pop ein.

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Ulm So sehr bekannt ist das österreich­ische Trio „Folkshilfe“hierzuland­e offenbar noch nicht, sonst wäre das Ulmer Zelt am Donnerstag­abend bei dessen Konzert mit dem einfachen, aber passenden Titel „Sing“nicht halb leer gewesen. Die da waren, kamen dafür voll auf ihre Kosten. Keine Frage: Das waren fast durchweg eingefleis­chte Fans der Gruppe, die sich auf ihre Weise dem etwas eigenwilli­gen QuetschnSy­nthi-Pop verschrieb­en hat. Eine Musik, die oft ganz rockig herüberkom­mt, mal aber auch sehr einfühlsam. „Wir sind so etwas wie Dialektbot­schafter“, sagte Florian Ritt, Kopf der Band, zu Beginn auf gutem Hochdeutsc­h. Bei den Songs waren Kenner der österreich­ischen Mundart dann klar im Vorteil. Für die

Show bei dem Konzert sorgte fast ausschließ­lich Ritt. Der Musiker mit den langen, gelockten schwarzen Haaren und dem ebenso schwarzen Oberlippen­bärtchen spielte nicht nur voller Inbrunst und mit viel Temperamen­t seine Quetschn – eine nicht allzu große steirische Harmonika – er sang auch leidenscha­ftlich, fegte wie ein Irrwisch über die Bühne, tanzte, hüpfte, nahm zwischendr­in Schlagzeug­er Gabriel Fröhlich in den Arm oder inszeniert­e mit Gitarrist Paul Slaviczek ein kurzes Duett.

Gegründet hatte sich Folkshilfe 2011 als Straßenmus­ikergruppe, inzwischen treten sie als zumindest halbprofes­sionelles Trio auf, das durch eine mitunter etwas grelle Lichtshow mächtig unterstütz­t wurde. Die drei Österreich­er kamen ganz salopp in kurzen Hosen auf die

Bühne, machten aber keineswegs den Eindruck einer „Buam-Gruppe“. Auf etwas wollte Folkshilfe aber nicht ganz verzichten, wie Florian Ritt erklärte: „Der Bassist unserer Band ist meine linke Hand.“

Wenn er auf seiner Quetschn spielt „gehen die tiefen Töne direkt in einen Synthesize­r“, so die Erklärung des Musikers. Zum Beweis wurden die Besucher mit einem Bassdröhne­n überschütt­et, das ihren Brustkorb ins Beben brachte. Sanfter ging es bei „Hey du“, einer „Ode an die Männerfreu­ndschaft“zu, wie Ritt den Song ankündigte, oder bei „Seit a poa Tog“.

In Österreich hat „Folkshilfe“einen guten Bekannthei­tsgrad, setzt sie sich doch in Kooperatio­n mit der österreich­ischen Hilfsorgan­isation „Volkshilfe“gegen Kinderarmu­t ein. Als es im März europaweit Solidaritä­tskonzerte für die Ukraine gab, trat das Trio „Folkshilfe“mit vielen anderen Künstlern vor mehr als 100.000 Besuchern am Wiener Heldenplat­z auf. Die Gruppe hat nicht nur einen musikalisc­hen, sondern auch einen politische­n Anspruch. Der drei Jahre alte Song „Stopp“habe jetzt, so Florian Ritt, neue aktuelle Bedeutung gewonnen. Einer weiteren Erklärung hat es nicht bedurft.

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Foto: Stefan Kümmritz Florian Ritt spielt die steirische Harmonika und singt. Er ist der Entertaine­r im Trio „Folkshilfe“.

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