Das österreichische Trio „Folkshilfe“rockt im Ulmer Zelt
Konzert Folkshilfe schafft es auch im halb leeren Zelt, Vollgas zu geben, und heizt den Fans mit ihrem etwas eigenwilligen Quetsch-Synthi-Pop ein.
Ulm So sehr bekannt ist das österreichische Trio „Folkshilfe“hierzulande offenbar noch nicht, sonst wäre das Ulmer Zelt am Donnerstagabend bei dessen Konzert mit dem einfachen, aber passenden Titel „Sing“nicht halb leer gewesen. Die da waren, kamen dafür voll auf ihre Kosten. Keine Frage: Das waren fast durchweg eingefleischte Fans der Gruppe, die sich auf ihre Weise dem etwas eigenwilligen QuetschnSynthi-Pop verschrieben hat. Eine Musik, die oft ganz rockig herüberkommt, mal aber auch sehr einfühlsam. „Wir sind so etwas wie Dialektbotschafter“, sagte Florian Ritt, Kopf der Band, zu Beginn auf gutem Hochdeutsch. Bei den Songs waren Kenner der österreichischen Mundart dann klar im Vorteil. Für die
Show bei dem Konzert sorgte fast ausschließlich Ritt. Der Musiker mit den langen, gelockten schwarzen Haaren und dem ebenso schwarzen Oberlippenbärtchen spielte nicht nur voller Inbrunst und mit viel Temperament seine Quetschn – eine nicht allzu große steirische Harmonika – er sang auch leidenschaftlich, fegte wie ein Irrwisch über die Bühne, tanzte, hüpfte, nahm zwischendrin Schlagzeuger Gabriel Fröhlich in den Arm oder inszenierte mit Gitarrist Paul Slaviczek ein kurzes Duett.
Gegründet hatte sich Folkshilfe 2011 als Straßenmusikergruppe, inzwischen treten sie als zumindest halbprofessionelles Trio auf, das durch eine mitunter etwas grelle Lichtshow mächtig unterstützt wurde. Die drei Österreicher kamen ganz salopp in kurzen Hosen auf die
Bühne, machten aber keineswegs den Eindruck einer „Buam-Gruppe“. Auf etwas wollte Folkshilfe aber nicht ganz verzichten, wie Florian Ritt erklärte: „Der Bassist unserer Band ist meine linke Hand.“
Wenn er auf seiner Quetschn spielt „gehen die tiefen Töne direkt in einen Synthesizer“, so die Erklärung des Musikers. Zum Beweis wurden die Besucher mit einem Bassdröhnen überschüttet, das ihren Brustkorb ins Beben brachte. Sanfter ging es bei „Hey du“, einer „Ode an die Männerfreundschaft“zu, wie Ritt den Song ankündigte, oder bei „Seit a poa Tog“.
In Österreich hat „Folkshilfe“einen guten Bekanntheitsgrad, setzt sie sich doch in Kooperation mit der österreichischen Hilfsorganisation „Volkshilfe“gegen Kinderarmut ein. Als es im März europaweit Solidaritätskonzerte für die Ukraine gab, trat das Trio „Folkshilfe“mit vielen anderen Künstlern vor mehr als 100.000 Besuchern am Wiener Heldenplatz auf. Die Gruppe hat nicht nur einen musikalischen, sondern auch einen politischen Anspruch. Der drei Jahre alte Song „Stopp“habe jetzt, so Florian Ritt, neue aktuelle Bedeutung gewonnen. Einer weiteren Erklärung hat es nicht bedurft.