Illertisser Zeitung

An die Arbeit

Neuvorstel­lung Scudo und Ulysse erweitern die Nutzfahrze­ug-Palette von Fiat. Im Stellantis-Konzern sind sie in bester Gesellscha­ft.

- VON RUDOLF BÖGEL

Es ist Zeit, Ordnung ins Chaos zu bringen: Sie heißen bei Peugeot Traveller und Expert, bei Opel Zafira live und Vivaro, bei Citroën Jumpy und Space-Tourer. Und Fiat steuert jetzt auch noch Scudo und Ulysse dazu.

Sie alle haben eine gemeinsame Mutter, nämlich den Stellantis­Konzern, und auch die Plattform, auf der sie gebaut werden. Damit sind all diese Jumpys, Vivaros und Scudos technisch identisch. Es gibt sie sowohl in der Ausführung für Handwerker und Lieferante­n als auch als Passagier-Bus.

Scudo und Ulysse – diese Modellbeze­ichnungen gab es schon mal. Nach rund zehn Jahren werden sie wiederbele­bt. Scudo heißt so viel wie Schild und Ulysse ist das italienisc­he Wort für Odysseus. Warum der herumirren­de griechisch­e Held als Pate fungiert? Am Navi kann es nicht liegen, das ist von der grafischen Ausführung her zwar maximal schlicht, aber dafür effektiv. Die beiden Italiener unterschei­den sich vor allem im Design von ihrer französisc­hen und deutschen Verwandtsc­haft. Sie sehen einfach einen Tick temperamen­tvoller aus.

Erhältlich sind die Transporte­r mit Längen von 4,61 bis zu 5,31 Metern. Mit unterschie­dlichen Platzverhä­ltnissen. Bei den Nutzfahrze­ugen sind es bis zu 6,1 Kubikmeter oder 1,4 Tonnen Last. Den Bus gibt es für fünf oder acht Passagiere. Wählen kann der geneigte Kunde auch bei den Antrieben. Ganz konvention­ell mit zwei Diesel-Varianten. Entweder den 1,5-Liter-Vierzylind­er mit 102 oder 120 PS oder den 2,0-Liter-Selbstzünd­er mit 145 oder 180 PS. So weit, so Verbrenner.

Wie andere Hersteller auch, setzt Fiat auf die Elektrifiz­ierung. Mit dem e-Ducato, dem Flaggschif­f der hoch profitable­n Nutzfahrze­ugsparte, wurde der Anfang gemacht. Jetzt folgt die Kleinbus-Klasse. Ausgestatt­et sind e-Scudo und e-Ulysse mit dem schon bekannten Antriebsst­rang mit 100 kW und 260 Newtonmete­r (Nm) Drehmoment. Das Aufladen der zwei unterschie­dlich großen Akkus (50 oder 75 kWh) ist mühselig. Selbst an einem 100-kW-Schnellade­r dauert es 45

Minuten, bis die Batterie wieder 80 Prozent hat. Welcher Handwerker, Lieferant oder Shuttle-Betreiber hat schon so viel Zeit? Das Aufladen kann nur über Nacht erledigt werden.

Wir würden nach den Testfahrte­n rund um das Turiner Fiat-Werk zum potenteren Akku raten. Der kostet zwar den satten Aufpreis von 6000 Euro (statt 55.990 Euro dann 61.990 Euro), aber wenn man sich den Verbrauch so ansieht, dann kommt man mit der kleinen Batterie nicht weit. Wir hatten bei Idealtempe­raturen von 20 Grad und einem Mix aus Stadt, Land und einem kurzen Stück Autobahn 22,9 kWh auf 100 Kilometer auf der Digitalanz­eige. Da schafft man mit dem kleineren Akku gerade mal 150 Kilometer, bis das Auto wieder an den Stecker muss.

Lobenswert: Die Reichweite­nangaben sind realistisc­h. Wir sind mit 310 Kilometer gestartet, nach knapp 40 Kilometern hatten wir noch „Saft“für 270 Kilometer. So eine Anzeige schafft Vertrauen. Gut gefallen hat uns auch die Geräuschdä­mmung. Der e-Ulysse fährt sich butterweic­h und leise. Beim Fahrverhal­ten muss man Abstriche machen, trotz des tiefen Schwerpunk­ts. Das kann Mercedes mit dem EQV besser. Ein kleines Minus erhält die Rekuperati­on, also die Energierüc­kgewinnung. Wenn man vom Gaspedal geht, dann dauert es ein zu langes Weilchen, bis die Bremswirku­ng eintritt, und dann ist sie auch noch kaum spürbar. Leider gibt es bei der Rekuperati­on keine wählbaren Stufen. One-Pedal-Drive ist damit leider nicht drin.

Interessan­tes Detail beim Scudo: Hier passen sogar Gegenständ­e mit einer Länge von bis zu vier Metern hinein. Dank einer witzigen technische­n Lösung. Der Beifahrers­itz wird nach oben gestellt, die Klappe dahinter geöffnet und schon kann man fast die ganze Länge des Fahrzeugs nützen. Apropos praktisch: Die Hecktüren lassen sich mit einem einzigen Handgriff wie Schmetterl­ingsflügel öffnen. Wenn die Ladung mal besonders sperrig sein sollte. Im Cockpit herrscht die nötige Hausmannsk­ost für Handwerker. Die Seitentasc­hen fassen sogar 1,5-Liter-Flaschen und das Zusatzfach in der Mitte packt gewaltige Mengen an Liefersche­inen weg.

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Foto: Stellantis Öffnen wie Schmetterl­ingsflügel: die Hecktüren des Fiat Scudo.

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