Die Rolle seines Lebens
Porträt Klaus J. Behrendt ist als Max Ballauf einer der beliebtesten „Tatort“-Ermittler. Von den wilden Anfängen des Kölner Krimis und einer Folge, die er nie vergessen wird.
Kann man sich ja heute gar nicht mehr vorstellen. Dass also der Kölner „Tatort“, die erste Folge vom 5. Oktober 1997, ein bisschen was von „Miami Vice“hatte. Und dass dann etwas passierte, womit Klaus Johannes Behrendt nicht gerechnet hätte: Dass er 25 Jahre später immer noch vor der Kamera stehen würde als Max Ballauf, der mit seinem Ermittler-Kollegen Freddy Schenk (Dietmar Bär) eines der beliebtesten „Tatort“-Duos bildet.
In „Willkommen in Köln“war Ballauf Schenk vor die Nase gesetzt worden, nachdem in Miami etwas schrecklich schiefgegangen war. Ballauf sollte dort als Leiter eines Einsatzkommandos Drogenbosse überführen, doch dabei kam seine Freundin ums Leben. Dann soff er zu viel und musste die USA verlassen. Ballauf, der – mit den Jahren reifer werdende – Haudrauf: Das ist seitdem für Behrendt die Rolle seines Lebens.
Während sich Ballauf und Schenk erst nicht ausstehen konnten, wurden Behrendt und Bär Freunde. Bär sagte kürzlich dem Kölner Stadt-Anzeiger: „Wir wissen ziemlich viel von dem anderen, wie er tickt, sowohl innerlich als auch beruflich.“Gar keine Meinungsverschiedenheiten? „Ich glaube, dass jede Freundschaft damit lebt“, antwortete Behrendt. Beider Karrieren prägte der „Tatort“auf eine Weise, wie es immer seltener wird. Denn viele Schauspielerinnen und Schauspieler wollen sich nicht länger auf zwei, drei mehrwöchige Drehs pro Jahr festlegen und in eine Schublade gesteckt werden. Behrendt, Vater dreier Kinder aus erster Ehe, geht entspannt damit um. Es sei ja „nicht die schlechteste Schublade“. Zumal es ihm regelmäßig gelang, den Ballauf Ballauf sein zu lassen. So spielte er in „Das Wunder von Lengede“einen Steiger oder in „Kanzleramt“
einen Kanzler. Vom Bergmechaniker, die Lehre machte er Ende der 70er, zum Bundeskanzler – wenn man so will, hat es der 1960 in Hamm geborene Sohn eines Kinderarztes weit gebracht. Einer der Höhepunkte seiner Karriere aber ist „Manila“, die auf den Philippinen gedrehte und 1998 ausgestrahlte Folge des Kölner „Tatort“über Kindesmissbrauch, geblieben. Mit den Bildern der Slums im Kopf wollte das Filmteam sich noch während der Dreharbeiten für Kinderrechte einsetzen und Armut bekämpfen: Behrendt und Bär gründeten den Verein „Tatort – Straßen der Welt e. V.“Auf den Straßen Kölns sieht man sie wieder am 23. Oktober. Daniel Wirsching