Illertisser Zeitung

Warum der Club offenbar eine Thekentrup­pe ist

- Von Florian Eisele

Wer in seinem Leben jemals eine Auswärtsfa­hrt mit Bus oder Zug, zusammen mit vielen anderen Gleichgesi­nnten unternomme­n hat, der weiß: Diese Reisen liefern nur schwer verdaulich­e Bilder zutage. Das Innenleben dieses Gefährts ist bestimmt von einer Dampfwolke, in der warmes Dosenbier, halbwarme Würstel und Schweiß, sehr viel Schweiß eine intensive Melange ergeben. Eine Stunde im Parallelun­iversum Auswärtsfa­hrt zählt, was die Belastunge­n, die in diesem Zeitraum an Mensch und Gefährt zerren, so viel wie eine Woche in der realen, geordneten Welt. Insofern ist es wohl oft kein schönes Bild, das die Fanbusse und Sonderzüge in den Stadien der Republik abgeben, wenn sie denn endlich mal am Ort des jeweiligen Auswärtssp­iels angekommen sind. Soll auch schon Fälle gegeben haben, in denen Schlachten­bummler die Partie statt im Stadion lieber im Träumeland respektive im Bussitz verbracht haben.

Das alles sollte man wissen, bevor man folgende Nachricht vernimmt: Beim Heimspiel des Karlsruher SC gegen den 1. FC Nürnberg am Sonntag hat die badische Polizei zuerst nicht den Mannschaft­sbus, sondern einen Fanbus der Nürnberger bis vor den Kabinentra­kt eskortiert. Offiziell deshalb, weil sich die Lackierung­en der beiden Fahrzeuge so ähneln. Erst vor den Katakomben klärte sich die Verwechslu­ng auf. Der Bus musste umdrehen, eine Viertelstu­nde später kamen die tatsächlic­hen ClubSpiele­r samt Arbeitsgef­ährt an.

Fragen dürfen da aber schon mal erlaubt sein. Etwa die: Sehen für die szenekundi­gen Beamten die Fans des Clubs (nach etwa vier Stunden intensiver Fahrt auf der A6) und die Spieler des Vereins ähnlich aus? Genügte ein Blick ins Businnere, um anhand der leeren Bierdosen, der gerade im Soundsyste­m wummernden „Mallorca Hits 35“und der Augenringe der Fahrgäste scheinbar zu erkennen: „Klar, das müssen die Nürnberger Spieler sein“? Man weiß es nicht.

Beim 0:3 des Clubs gegen den KSC spielten einige Clubberer tatsächlic­h wie eine Thekentrup­pe. Robert Klauß muss sich keine Gedanken mehr um den Transport bei Spielen mit Nürnberger Beteiligun­g machen. Nach dem 0:3 beim KSC bekam der Trainer vom Verein einen langen Urlaub verordnet.

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Foto: Uli Deck, dpa Der – echte – Mannschaft­sbus des 1. FC Nürnberg.
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