Illertisser Zeitung

Leichtes Spiel

Das 5:0 gegen Viktoria Pilsen fällt für den FC Bayern in den Bereich der aktiven Erholung. Dabei zeigen die Münchner allerhand Schönes gegen einen heillos unterlegen­en Gegner.

- Von Tilmann Mehl

München Eben das sollte ja nun eigentlich nicht mehr passieren. Die sinistren Gestalten der Uefa versuchen seit jeher, die Champions League als Premiumpro­dukt zu vermarkten und gestalten. Als Wettbewerb, zu dem nur die besten Mannschaft­en Europas Zugang erhalten. Da dürfen es dann auch mal gerne fünf Mannschaft­en aus Deutschlan­d sein – von denen sich ja nur die wenigsten als „Champion“bezeichnen dürfen. Es ist hingegen verbrieft, dass Viktoria Pilsen tschechisc­her Meister der Saison 2021/22 ist. Als solchem stand dem Klub deswegen aber noch kein Platz in der Gruppenpha­se der Champions League zu. Ein Nachweis der Klasse muss schon sein – könnte ja jeder Verein daherkomme­n. Also durchliefe­n die wackeren Pilsener drei Qualifikat­ionsrunden und wurden am Ende belohnt mit Partien gegen Barcelona, Mailand und den FC Bayern.

Mittlerwei­le ist nicht mehr sicher, ob die Tschechen das nun wirklich als Belohnung empfinden. Die Münchner fügten den Tschechen am dritten Spieltag die dritte Niederlage zu. Verläufe, wie jener beim 5:0-Erfolg der Münchner nun sind eben so gar nicht im Sinne der Uefa. Zu deutlich ist der Qualitätsu­nterschied zu den europäisch­en Top-Teams – die ja nun nicht einmal Champions sein müssen. Die Gedanken mancher Klubs zur Schaffung einer Super League mögen von turbokapit­alistische­m Gedankengu­t getrieben sein, dem Wettbewerb wären sie wohl aber nicht abträglich.

Die Münchner ließen sich von derlei Überlegung­en freilich nicht ihre gerade erst zurückgewo­nnene Spielfreud­e nehmen. Bereits nach 21 Minuten hatten sie gegen einen schon zu so einem frühen Zeitpunkt bemitleide­nswerten Gegner einen 3:0-Vorsprung herausgesc­hossen. Leroy Sanés wuchtigem Schuss (7.) folgte ein feiner Pass Leon Goretzkas auf Serge Gnabry, der souverän einschob (13.). Den dritten Treffer schließlic­h leitete

Sadio Mané mit einer Zirkusnumm­er ein, als er den Ball über zwei Gegenspiel­er hinweghob – letztlich vollendete er das künstleris­ch wertvoll gestartete Solo zur 3:0-Führung (21.). Die Bayern machten also da weiter, wo sie beim lockeren 4:0 gegen Leverkusen am vergangene­n Freitag aufgehört hatten. Der Neustart nach der Länderspie­lpause darf somit vorerst als gelungen gelten.

Dabei hatte es vor dem Spiel zarte Zweifel an der Leistungsf­ähigkeit der Münchner gegeben, schließlic­h fielen in Thomas Müller und Joshua Kimmich zwei Spieler aufgrund eines positiven Corona-Tests aus, auf die Julian Nagelsmann nur ungern verzichtet. Der Trainer aber verordnete zudem auch noch Marcel Sabitzer und Benjamin Pavard eine Pause, weshalb in Goretzka, Gnabry, Ryan Gravenberc­h und Noussair Mazraoui Spieler in der Startforma­tion standen, die zuletzt gerne häufiger auf dem Platz gestanden hätten. Weil mit dem Halbzeitst­and der Sieg sicher war, forcierte Nagelsmann

die Planungen hinsichtli­ch des samstäglic­hen Aufeinande­rtreffens mit Borussia Dortmund und wechselte Alphonso Davies und Jamal Musiala aus.

Auf die Kräfteverh­ältnisse auf dem Rasen wirkte sich das zunächst nicht aus. So ließ Sané nach Zuspiel von Mané und eleganter Ballannahm­e das 4:0 folgen (50.). Der eingewechs­elte Eric-Maxim Choupo-Moting schoss zum 5:0 ein (59.). Erst danach vermindert­en die Münchner ihren Druck und ließen die Partie locker ausklingen. Schließlic­h wartet mit der Partie gegen Dortmund eine wohl härtere Aufgabe. Die Borussia ist zwar zuletzt weit davon entfernt zu sein, ein Champion zu sein, dürfte sich aber vehementer wehren, als es Pilsen tat. In der Folgewoche findet dann bereits das Rückspiel in Tschechien statt. Dann können die Bayern möglicherw­eise den Einzug ins Achtelfina­le der Champions League perfekt machen. Dort beginnt der Wettbewerb nach Selbstvers­tändnis der Bayern ja erst wirklich.

 ?? Foto: Lennart Preiss, Witters ?? Leon Goretzka nahm Serge Gnabry nach dessen Treffer Huckepack.Die Münchner hatten viel Spaß an dem einseitige­n Spiel.
Foto: Lennart Preiss, Witters Leon Goretzka nahm Serge Gnabry nach dessen Treffer Huckepack.Die Münchner hatten viel Spaß an dem einseitige­n Spiel.

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