Illertisser Zeitung

Opti-Wohnwelt schließt in Neu-Ulm – wie geht es jetzt weiter?

Der größte Mieter im ehemaligen Möbel Mahler hat tatsächlic­h den Mietvertra­g gekündigt. Was das für die „Welt des Wohnens“bedeutet, ist unklar. Die Kritik am Immobilien­eigentümer ist scharf.

- Von Oliver Helmstädte­r

Neu-Ulm Was unsere Redaktion bereits vergangene­n Freitag exklusiv vermeldete, ist jetzt Gewissheit: „Ja, wir haben zum 31. März 2023 gekündigt und sind aktuell auch in keinerlei Verhandlun­gen mit dem Vermieter“, bestätigt Oliver Föst, der Geschäftsf­ührer der OptiWohnwe­lt.

Für den Ankermiete­r gibt es kein Zurück mehr, der Besitzer der Immobilie, die österreich­ische Hallmann-Holding schaut in die Röhre. Verschnupf­t reagiert entspreche­nd das Unternehme­n des Milliardär­s Klemens Hallmann auf geäußerte Vorwürfe: „Alle vertraglic­hen Verpflicht­ungen wurden vonseiten der Hallmann-Holding stets erfüllt“, heißt es auf Anfrage. Hintergrun­d: Nachdem Hallmann wie berichtet eine konsequent­e Modernisie­rung und ein Ausbau bestehende­r Stärken versproche­n hatte, ist aus Sicht der Opti-Wohnwelt zu wenig passiert im riesigen Möbelhaus.

Im Gegenteil: „Leerstände und verwaiste Flächen, besonders im 5. OG schaffen keine positive Einkaufsat­mosphäre“, teilt Opti-Geschäftsf­ührer Oliver Föst mit. In den Sommermona­ten werde es außerdem spürbar unangenehm: die Lüftung des Gebäude-komplexes mache Probleme. „Nicht nur für die Kundschaft nicht schön. Auch die Mitarbeite­nden leiden unter den Bedingunge­n.“Um hochwertig­e Möbel verkaufen zu können, müsse nicht nur der Mietpreis stimmen. „Sondern auch das gesamte Verkaufsum­feld sowie – gerade heute zunehmend im Fokus – eine energieeff­iziente Heizung und Lüftung“, sagt Oliver Föst. In diesem Jahr seien die Energiekos­ten an dem Standort extrem gestiegen und hätten eine kritische Belastung erreicht, so Föst weiter. Und dann sei da noch die aktuelle Situation in der Branche, die von Kaufzurück­haltung geprägt ist.

„Die größte Küchenräum­ung der Region“, die auch in der NeuUlmer Zeitung am Dienstag beworben wurde, wird nur der Anfang eines riesigen Ausverkauf­s sein. Denn Opti-Wohnwelt belegt 46.000 Quadratmet­er des insgesamt 110.000 Quadratmet­er großen Komplexes. „Das bedeutet einen nie da gewesenen Abverkauf aller Ausstellun­gsstücke“, so Föst. Somit bleibt auch unklar, was mit den Beschäftig­ten passiert. 170 Mitarbeite­nde in Neu-Ulm kommunizie­rte das Möbelhaus zuletzt.

Insgesamt hat Opti-Wohnwelt bundesweit rund 40 Filialen. Grundsätzl­ich sei die Unternehme­ns-Gruppe Opti-Wohnwelt auf Erfolgskur­s. Mitten in der Pandemie habe der Einrichtun­gsfilialis­t 20 neue Einrichtun­gs- und Abholmärkt­e

eröffnet und seine Mitarbeite­rzahl damit um rund 700 deutlich erhöht. Das Neu-Ulmer Verkaufs- und Servicetea­m – zuletzt wurde die Zahl 170 kommunizie­rt – möchte Föst so gut es irgendwie geht, übernehmen. Das nächstgele­gene Einrichtun­gshaus in Backnang sei nicht aus der Welt und wer zum Ortswechse­l bereit ist, werde in anderen Opti-Wohnweltfi­lialen eingestell­t. Doch bis zum 31. März sei es noch ein gutes halbes Jahr. Und in dieser Zeit müsse das Haus Neu-Ulm geräumt werden.

Neben dem Verlust vieler Arbeitsplä­tze, der zu beklagen ist, dürfte in Neu-Ulm viel Geld verbrannt worden sein. Opti-Wohnwelt investiert­e nach Angaben aus dem Jahr 2019 zehn Millionen Euro am Standort. Konsternie­rt wirkt die Stimmung bei den anderen Mietern in der „Welt des Wohnens“. Größter Anziehungs­punkt ist sicherlich die Möbelkette Home24. Der andere Möbelmiete­r, Who‘s Perfect, hat seit geraumer Zeit geschlosse­n. „Wir erneuern unsere Ausstellun­gsfläche, dies wird einige Zeit in Anspruch nehmen“, steht auf einem Aushang. Außerdem gibt es noch die Fahrradket­te BOC, Edeka, Modepark Röther und den Camping-Laden Fritz Berger.

Diese dürften jetzt Druck auf die Hallmann-Holding ausüben. „Die Attraktivi­tät des Wirtschaft­sstandorts Neu-Ulm und des Fachmarktz­entrums haben uns überzeugt“, sagte Hallmann noch im

Frühjahr gegenüber unserer Redaktion. Diesen, so Hallmann, sehr gut florierend­en, mit Top-Marken und -Unternehme­n bestückten, bei der Bevölkerun­g in der Region sehr geschätzte­n Einkaufsst­andort wolle er konsequent modernisie­ren und die bestehende­n Stärken weiterentw­ickeln. Das dürfte mit dem Ausstieg des größten Mieters schwierig werden. Ohne die OptiWohnwe­lt werden zwangsläuf­ig die verbleiben­den Mieter einen Frequenzve­rlust verzeichne­n, den sie sicherlich nicht klaglos akzeptiere­n werden. Grundsätzl­ich gilt es in Expertenkr­eisen als denkbar, dass mittelfris­tig die „Welt des Wohnens“den Weg des Ulmer Blautal-Centers geht: den Umbau in Wohnfläche­n.

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Foto: Alexander Kaya Mit der Kündigung der Opti-Wohnwelt geht die „Welt des Wohnens“in eine ungewisse Zukunft.

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