Neuwahlen beim Tierschutzverein nach Vorwürfen
Drei Vorstandsmitglieder hatten ihre Ämter niedergelegt. Jetzt wurden Nachfolger gewählt. Wie dabei die Stimmung war und wer den Tierschutzverein nun führt.
Memmingen Turbulente Zeiten hat jüngst der Tierschutzverein Memmingen und Umgebung durchlebt: Es gab eine Demonstration, massive Vorwürfe gegen Teile der Vorstandschaft und zuletzt den Rücktritt dreier Vorstandsmitglieder – unaufgeregt verlief indes die Wahl der Nachfolger bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. Nach knapp einer halben Stunde hatten die 35 Anwesenden einstimmig Markus Feldmeier als Vorsitzenden, Julia Göser als Kassenwartin und Karin Lobenhofer zur Schriftführerin bestimmt.
Sie treten an die Stelle des früheren Vorsitzenden Wolfgang Courage, des Schriftführers Hubert Courage und der Kassenwartin Silke Schunter, die Mitte Juli ihre Ämter niedergelegt hatten. Vorausgegangen war eine Demo, bei der die Gruppe der „Gassigänger“, zu der auch Vereinsmitglieder gehören, gegen Verhältnisse im Tierheim protestiert hatten. Dabei monierten die Teilnehmenden nicht nur eine aus ihrer Sicht unzureichende Personalsituation, die auf Kosten des Tierwohls gehe. Thematisiert wurden unter anderem auch die fristlose Kündigung einer langjährigen Pflegerin sowie Videoüberwachung im Gelände.
Nach der Aufregung und vielen schlaflosen Nächten wolle er „keine schmutzige Wäsche waschen und das Alte hinter uns lassen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende Dr. Martin Hofmann bei der Versammlung. Er machte aber deutlich: „Ich bin überzeugt, dass der Weg, den wir angefangen haben zu gehen, der richtige ist.“In der Übergangszeit habe der verbliebene Vorstand die Geschäfte bestmöglich weitergeführt. Um wieder beschlussfähig zu werden und der Öffentlichkeit zu zeigen, „dass wir handlungsfähig sind“, regelte der rund 350 Mitglieder starke Verein nun die Neubesetzung der Vorstandsposten. Die Wahl der drei Vorgeschlagenen ging rasch über die Bühne.
Der Vorsitzende Markus Feldmeier lebt in Woringen und engagiert sich, dem Beispiel seiner Frau folgend, seit knapp einem Jahr als „Gassigänger“. Für seine neue Aufgabe bringt der 44-Jährige nach eigenen Worten Erfahrungen in der
Personalführung sowie im Umgang mit Budgets und Bilanzen mit, da er beruflich in der Versicherungsbranche als Hauptabteilungsleiter im Bereich IT tätig und für etwa 100 Mitarbeitende zuständig ist.
Wie er am Rande der Versammlung auf Nachfrage erzählte, hatte auch Feldmeier zu denjenigen gehört, die sich für Veränderungen im Tierheim eingesetzt hatten. Was sich nun in den zurückliegenden Wochen bei Miteinander und Stimmung getan habe, sei „einfach stark“, betonte Feldmeier vor den Anwesenden. Dank richteten er und Hofmann an die Gruppe der „Gassigänger“. „Viele tierliebe und empathische Menschen mussten zusammenstehen, um das zu erreichen“, sagte Hofmann. Besonders würdigten beide die Verdienste des Personals, das in dieser schwierigen Phase unter belastenden Bedingungen durchgehalten habe.
Seit vergangenem Jahr unterstützt die künftige Kassenwartin Julia Göser aus Berkheim als „Gassigängerin“die Arbeit im Tierheim und zweimal wöchentlich ist Karin Lobenhofer aus Stetten dort zu finden. „Seit ungefähr anderthalb Jahren hängt mein Herz da drin“, sagte die neue Schriftführerin. In der mehrfach geäußerten Freude darüber, den Neuanfang angehen zu können, klang wiederholt das Ausmaß der Differenzen mit, die im Verein gegärt hatten – etwa als Hofmann von einer „Zeitenwende für das Tierheim“sprach und Feldmeier mit Blick auf die Vereinsgeschäfte ankündigte: „Erst mal geht es darum, einen Überblick zu kriegen, die letzten vier Wochen aufzuräumen und alles in geregelte Bahnen zu lenken.“Doch dann richte sich der Blick nach vorn: Beim Tag der offenen Tür im September will sich das Tierheim laut Hofmann „als offenes Haus“präsentieren und als „Verein, der helfende Leute gerne sieht“.