Illertisser Zeitung

Zwischen Gut Glaserhof und Oberegger Stausee ist Wandern ein Hochgenuss

Unsere Rundtour wird zu einem spannenden Streifzug durch die Heimatgesc­hichte. In einem Wäldchen sind wir auf den Spuren der Fugger und des Mittelalte­rs.

- Von Peter Bauer

Für Menschen, die ein Herz für Wasservöge­l haben, ist der Oberegger Stausee eine Art Paradies.

Zahlreiche Arten machen hier Station, zu beobachten sind mitunter auch „Exoten“wie Reiherente, Tafelente, Gänsesäger oder auch Singschwän­e und Kormorane. Auf unserer rund zehn Kilometer langen Wanderung verbinden wir den Stausee mit dem reizvollen Antikwerk Gut Glaserhof.

• Start/Ziel Antikwerk Gut Glaserhof. Die Koordinate­n: 48.255488, 10.293948.

• Schwierigk­eitsgrad 2 von 5.

• Anfahrt Das Antikwerk Gut Glaserhof ist über die neu ausgebaute Staatsstra­ße 2019 aus Richtung Krumbach mittlerwei­le wieder gut erreichbar.

• Streckenlä­nge 9,8 Kilometer.

• Höhenmeter 80 Meter.

• Belag Meist unbefestig­t, rau oder glatt. In der Regel sind wir auf guten Wald- und Feldwegen unterwegs.

• Gehzeit Etwa zweieinhal­b Stunden. Mit Aufenthalt­en am Stausee und im Bereich des Antikwerks ist die Runde eine ideale Halbtagest­our.

• Geeignet für ...

Kindern.

• Die GPS-Tourendate­n

Portal Komoot.

Wir starten am Antikwerk und gehen nach Süden in Richtung Breitentha­l. Dann schwenken wir bei der dritten Abzweigung nach links ein. Unterwegs sind wir jetzt im sogenannte­n Jakobsstif­tungsholz. Dieses erinnert an eine bemerkensw­erte historisch­e Episode. 1554 kam Deisenhaus­en in den Besitz von Georg Fugger. 1679 überließ Franz Joachim Fugger den Ort den St. Jakobspfrü­nden in Augsburg. An diese Zeit erinnert auch der Name „Augsburger Hölzle“für das Waldgebiet. Bei der nächsten Abzweigung

Familien mit größeren

Die gibt es auf dem

halten wir uns rechts und dann an einem markanten Waldkreuz links nach Norden Richtung Staatsstra­ße 2019. Wir passieren im Wald ein Areal, in dem noch Überreste einer „Mittelalte­rlichen Abschnitts­befestigun­g“(so formuliert im Geoportal Bayern) zu sehen sind. Laut der Darstellun­g des Bayerische­n Landesamte­s für Denkmalpfl­ege für den Kreis Günzburg (2004) waren in diesem Bereich im 13. und 14. Jahrhunder­t die Herren von Gerenberg aktiv.

Wir queren die Staatsstra­ße 2019 Richtung Norden, dann rechts und wieder links, bis der Oberegger Stausee erreicht ist. Seine Geschichte ist mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs (1939 bis 1945) verbunden. Im Sommer 1939 wurde mit dem Bau des Kraftwerks und des Stausees im Günzbereic­h südlich von Oberegg begonnen.

Nach der Niederlage Frankreich­s im Sommer 1940 waren dort 70 bis 80 französisc­he Kriegsgefa­ngene im Einsatz. Nach dem Überfall auf die Sowjetunio­n 1941 arbeiteten am Stausee auch sowjetisch­e Kriegsgefa­ngene. Die Geschichte und die heutige Bedeutung des Stausees ist auf Schautafel­n südlich des Stausees ausführlic­h dokumentie­rt. Nach Kriegsende 1945 wurde das neue Elektrizit­ätswerk in Oberegg sogar für Tanzverans­taltungen genutzt.

In den Jahrzehnte­n nach dem Krieg war der Oberegger Stausee ein beliebtes Badegewäss­er, die Wasserwach­t hat sich auf der Westseite eine Niederlass­ung eingericht­et. Im November 1987 wurden der Stausee und das Gebiet um ihn herum zum Landschaft­sschutzgeb­iet Oberes Günztal mit einer Größe von rund 190 Hektar Fläche.

Darin integriert ist das Naturschut­zgebiet Vogelfreis­tätte Oberegger Stausee mit 44 Hektar, 33 Hektar davon entfallen auf den Stausee. Seit Langem ist das Gebiet rund um den Stausee bei Wanderern und Radlern sehr beliebt. Wir wandern auf dem Damm des Ostufers bis zur Nordspitze des Sees. Hier über die Brücke und den Hang hinauf Richtung Waldrand. Bequeme Sitzgelege­nheiten laden hier zum Verweilen ein. Auf Wald- und Feldwegen nach Süden gehend erreichen wir dann wieder die Staatsstra­ße 2019. Hier auf dem neuen Geh- und Radweg nach rechts, dann ist bald der Glaserhof (Ausgangs- und Endpunkt unserer Runde) erreicht. Eine Rast im Café ist wohltuend und ein Bummel durch Gebäude und Areal lohnend. Zu sehen sind im Antikwerk Gut Glaserhof Möbel oder Baumateria­lien, vom Jugendstil­fenster bis hin zu Landhausdi­elen aus dem vorigen Jahrhunder­t.

Die Firma Antikwerk mit Marc Pollack an der Spitze kauft sie beispielsw­eise aus Abrisshäus­ern auf und restaurier­t sie in der Werkstatt in Weißenhorn.

Auf dem Gut Glaserhof, einem 1742 erbauten Gutshof, ist vieles davon ausgestell­t. Ein bemerkensw­erter Kontrast zu den glatten Kanten, den meist grauen Flächen, die Banken, Arztpraxen und sonstige Büro- und Arbeitsräu­me dominieren. „Viele Jüngere sind auch in solchen Wohnungen aufgewachs­en“, hat Marc Pollack wiederholt erklärt. Wenn sie erwachsen werden, suchen sie etwas anderes für ihr Zuhause. Viele von ihnen kommen zum Glaserhof.

1742 ließ der Abt des Klosters Roggenburg das Anwesen bei Breitentha­l als Sommersitz erbauen. Später wurde das Anwesen Eigentum des Prinzen zu Hohenlohe. 1998 pachtete Pollack den Hof und richtete die Firma Antikwerk ein. Wer hier Station macht, begegnet bisweilen einem bemerkensw­ert durchmisch­ten Publikum. Gut gekleidete Paare, die sogar aus dem Raum München oder dem Raum Stuttgart kommen und hier auf der Suche nach dem ganz besonderen Möbelstück sind, geben sich mit Radlern oder Wanderern gewisserma­ßen die Klinke in die Hand.

Der Glaserhof mit seinem Café ist seit Langem für Radler und Wanderer eine begehrte Zwischenst­ation. Über die aktuellen Öffnungsze­iten kann man sich auf der Internetse­ite des Antikwerks informiere­n. Für unsere Wanderung ist das Antikwerk Gut Glaserhof ein idealer Ausgangsun­d Endpunkt.

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Fotos: peter Bauer Östlich des Glaserhofs befinden sich Überreste einer „mittelalte­rlichen Abschnitts­befestigun­g“.
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Der Glaserhof ist Ausgangs- und Endpunkt unserer Wanderung.
 ?? ?? Der Biber hat am Oberegger Stausee seine Spuren hinterlass­en.
Der Biber hat am Oberegger Stausee seine Spuren hinterlass­en.
 ?? ?? Innehalten an einem Waldkreuz südlich des Glaserhofs.
Innehalten an einem Waldkreuz südlich des Glaserhofs.
 ?? ?? Eine sympathisc­he Einladung zur Rast am Oberegger Stausee.
Eine sympathisc­he Einladung zur Rast am Oberegger Stausee.

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