Gewalt an jedem Tag
Zu „Bayern reagiert auf die Gewalt an Schulen“(Seite 1) vom 28. März: Gewalt gibt es nicht nur an Schulen, sondern Tag für Tag auch inmitten unserer Gesellschaft. Meine These: Unser verängstigtes Volk zieht sich Abend für Abend, die brutalsten und blutigsten Krimis rein, um dann zufrieden mit sich selbst und seiner augenblicklichen Lebenssituation in einen wohltuenden Tiefschlaf zu verfallen. In diesem kriminologisch wertvollen Kasperletheater lernen die Zuschauer, wie man Beweismittel gedankenlos oder gar vorsätzlich beseitigen kann. Wie betrogen, geschlagen, ermordet wird. Wie ein auf dem Boden liegendes Opfer noch mit den Füßen zu treten ist. Aber, auch in allen Wettkampfsituationen werden die Gegner „geschlagen“und nicht „besiegt“. Walter M. Neumair, Augsburg
Lehrkräfte in der Opferrolle Ebenfalls dazu:
„Viele Schulleitungen und Lehrkräfte sind überfordert im Umgang mit Gewalt.“Hier fehlt das Komma! Richtig wäre wohl: „Viele Schulleitungen und Lehrkräfte sind überfordert im Umgang mit Gewalt, weil ihnen keine Möglichkeit geboten wird, effektiv dagegen vorzugehen.“Besonders betroffen sind dabei Mittelschulen. Weiterführende Schulen haben zumindest die Möglichkeit, extrem verhaltensauffällige Schüler der Schule zu verweisen. Diese Möglichkeit bietet sich Mittelschulen nicht. Wenn jetzt die Forderung laut wird, mit Präventionsarbeit gegen Gewalt an Schulen vorzugehen, ist dies sicher ein lobenswerter Ansatz. Einen Versuch ist es wert. Tagesaktuell ist aber den Lehrkräften und weiterem Personal im Schulalltag nicht geholfen. Glaubt jemand ernsthaft, der Einsatz von Sozialpädagogen oder Schulpsychologen würde im konkreten Fall einen pöbelnden Schüler davon abhalten, einen Mitschüler zu schlagen? Eine Lehrkraft zu beleidigen? Der Schüler weiß, dass der Lehrkraft und der Schule letztlich die Hände gebunden sind. Über schulische Sanktionen kann ein solcher Schüler nur müde lächeln. Wenn dann noch die Eltern mitlächeln, wird’s extrem schwierig. Die Kultusbehörden müssen sich zu diesem Thema etwas einfallen lassen, sonst werden sich in Zukunft nicht mehr die notwendige Zahl an Lehrkräften finden lassen, die sich diese Opferrolle auf Dauer antun wollen.
Otto Mayr, Asbach-Bäumenheim
Eiskalter Alleingang
Zum Kommentar „Ein Gesetz mit der Brechstange“(Seite 1) von Michael Stifter vom 30. März:
Der Kommentator schreibt: CDU und CSU hatten einst die Verlängerung der Kernkraft-Ära beschlossen, zogen aber den Ausstieg nach Fukushima wieder vor … Das ist nur die halbe Wahrheit. Wer kurzschlussartig den Ausstieg im Alleingang einleitete, in einer Nachtund-Nebel-Aktion, war die damalige links-liberale Kanzlerin Merkel. Jeden, der ihr dabei im Weg stand, hat sie kaltgestellt, weggeputzt. Soweit zur Erinnerung! Wolfgang Kuhn, Illerrieden
Bahnausbau für das Klima? Zu „20 Jahre Streit – wegen 14 Minuten“(Die Dritte Seite) vom 30.3.: Bahnausbau als Beitrag zum Klimaziel? Für die geplante ICE-Strecke Ulm-Augsburg gilt leider das Gegenteil: Wenn sie denn je finanziert wird, rollen frühestens in 20 Jahren Züge. Bis dahin wurden dann Unmengen zusätzliches CO2 emittiert durch die zahlreichen betonierten Tunnel und Brücken. Und dann? Erzielt die neue Strecke nach den einschlägigen Prognosen nur einen minimalen Fahrgastzuwachs,