Illertisser Zeitung

Ein junger Dirigent und große Gefühle

Der 24 Jahre alte David Schöpf führt die Stadtkapel­le Illertisse­n zu einer glanzvolle­n Leistung. Mit einem Queen-Hit liefern die Musiker und Musikerinn­en die passende Zugabe.

- Von Wilhelm Schmid

Illertisse­n „Flashing winds“also „blitzende Blasinstru­mente“, haben das Bild auf dem Podium der Vöhlinhall­e geprägt, als David Schöpf den Taktstock zur Eröffnung des Osterkonze­rtes der Stadtkapel­le Illertisse­n hob. So lautete auch der Titel des effektvoll­en Eröffnungs­stückes von Jan van der Roost, wofür nicht nur die auf Hochglanz polierten Instrument­e, sondern auch das nach engagierte­r Probenarbe­it stets aufblitzen­de musikalisc­he Können des mehr als sechzig Mitglieder zählenden sinfonisch­en Blasorches­ters reichen Beifall erhielten.

Gut 600 Personen kamen am Ostersonnt­ag in die Halle, um sich das Konzert anzuhören. Passend zum Osterfest kam nach der Eröffnung „Spirit of Life“zum Vortrag. Mit seiner charakterv­ollen Kompositio­n zeigt der niederländ­ische Komponist Meindert Boekel, wie er nach einer schweren Krise wieder zu frohem Leben zurückgefu­nden hat, womit auch die Feiern der Karwoche und der Ostertage charakteri­siert sind. Die berühmte „Jupiter Hymne“von Gustav Holst, einem britischen Komponiste­n baltischer Abstammung, demonstrie­rte anschließe­nd nicht nur die astrologis­che Bedeutung des größten Planeten als „Bringer der Fröhlichke­it“, sondern gab auch dem gesamten Orchester Gelegenhei­t, die Freude am Musizieren erfolgreic­h in fasziniere­nde Klänge umzusetzen.

Es folgte das viersätzig­e Werk „Deliveranc­e“des Schweizers Etienne Crausaz. Er gibt darin sowohl mehreren Solisten als auch dem gesamten Klangkörpe­r breiten Raum zum Ausspielen des Farbenreic­htums der zeitgenöss­ischen Blasmusik. Diverse Register präsentier­en ihre Eigenheite­n und gleichzeit­ig führen Takt- und Dynamikkon­traste, verbunden mit Humor und wachsender Spannung, dazu, dass dieses Werk trotz seines hohen musikalisc­hen Anspruchs

auch als durchaus allgemein verständli­ch großes Gefallen findet. Mit diesen reichen Eindrücken ging es in die Pause. Bereits bis hierher hatte Christian Zeller fachkundig durch das Programm geführt, und auch danach verstand er es als erfahrener Musiker, dem Publikum die Aufführung sympathisc­h zu kommentier­en.

Der zweite Programmte­il war der hochwertig­en Unterhaltu­ngsmusik gewidmet. Zunächst verfolgte man die spannungsr­eiche Kompositio­n „Around the World in 80 Days“des Österreich­ers Otto M. Schwarz. Die Reise führte zuerst durch europäisch­e Länder, deren Hymnen kurz erklangen, über Agypten nach Indien, wo sich die Posaunen mit ihren Klangeffek­ten als „Elefanten“austoben durften, weiter durch den Fernen Osten nach Amerika, wo die Schlagzeug­er eine wilde Schießerei veranstalt­eten und schließlic­h zurück nach England, wo die erlösenden Glockensch­läge von Big Ben den Kreis zu den Eingangsta­kten schließen.

Die magische Geschichte des Filmklassi­kers „The Wizard of Oz“schloss sich an, dessen Songs im berühmten „Somewhere over the Rainbow“ihren krönenden Abschluss fanden. Dem Hollywood-Märchen folgte das wohl erfolgreic­hste europäisch­e Musical: Die Melodien aus „Elisabeth“gaben wiederum dem gesamten Klangkörpe­r die offensicht­lich ebenso gerne wie gut genutzte Chance, instrument­ales Können mit einfühlsam­er Interpreta­tion zu verbinden.

David Schöpf

Traditione­ll geht das Osterkonze­rt mit einem Marsch zu Ende: David Schöpf hatte dazu mit dem Konzertmar­sch „Mercury“des bereits eingangs gehörten Belgiers Jan van der Roost sozusagen den „großen Bruder“des oft aufgeführt­en „Arsenal“desselben Komponiste­n auflegen lassen. „Mercury“steht sowohl musikalisc­h als auch mit seinem technische­n Anspruch eine deutliche Stufe über „Arsenal“. Dass die Qualität der Stadtkapel­le nicht nur bei dem Stück, sondern das gesamte Konzert hindurch in brillanter Weise zum Ausdruck kam, darf Dirigent David Schöpf auf sein Konto schreiben. Er verstand es in mitreißend­er Weise, das gesamte Orchester zu großartige­r Leistung zu führen und strahlte dabei stets Sicherheit und Souveränit­ät im Stile eines altgedient­en Militärkap­ellmeister­s aus. Dabei feierte er am

Ostersonnt­ag erst seinen 24. Geburtstag und ist damit jünger als 90 Prozent der Aktiven, die vor ihm sitzen.

Kein Wunder, dass diese wenige Tage vor dem Konzert beschlosse­n, auch nach diesem Projekt weiter mit Schöpf zusammenzu­arbeiten und dass dieser inzwischen einen auf mehrere Jahre angelegten Vertrag unterzeich­nete. Er selbst gab seiner Freude über das hervorrage­nde Gelingen in einer kurzen Ansprache Ausdruck, womit er endgültig nicht nur die Sympathien der Stadtkapel­le, sondern auch des lange stehend applaudier­enden Publikums gewann. Die Zugabe mit dem „Queen“-Hit „Don’t stop me now“setzte so nicht nur den Schlusspun­kt unter ein denkwürdig­es Konzert, sondern darf auch als Ansage für die künftige Zusammenar­beit gesehen werden.

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Fotos: Wilhelm Schmid Gut 600 Personen kamen am Ostersonnt­ag in die Vöhlinhall­e, um sich das Osterkonze­rt der Stadtkapel­le Illertisse­n anzuhören.
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