Warum Orangensaft so teuer ist
Die Preise für Orangensaft haben sich innerhalb von zwei Jahren teilweise verdoppelt. Woran das liegt, und warum es auch beim Apfelsaft nicht gut läuft.
Die Deutschen lieben Orangensaft. Der Durchschnittskonsument trinkt jedes Jahr rund sieben Liter – eine Spitzenposition in der Fruchtsaft-Liga. Umso mehr Menschen fragen sich, warum der Saft zuletzt so teuer geworden ist. Die Zwei-Euro-Marke für einen Liter im Handel ist längst geknackt, je nach Marke und Laden können es sogar drei Euro und mehr sein. Innerhalb von zwei Jahren haben sich die Preise einiger Hersteller mehr als verdoppelt. Auffällig ist auch der gewachsene Unterschied zum ewigen Rivalen um den Titel „Lieblingssaft der Deutschen“: Apfelsaft ist meist deutlich günstiger zu haben.
Ausgelöst wurde die Orangensaft-Krise von mehreren Faktoren.
Am meisten Sorgen macht der Branche die sogenannte Gelbe Drachenkrankheit, die sich seit Jahrzehnten weltweit ausbreitet und auch „Citrus Greening“genannt wird. Für den Menschen ist der Erreger zwar ungefährlich, befallene Orangen allerdings macht er ungenießbar, sodass sich daraus kein Saft mehr gewinnen lässt.
Eines der am härtesten betroffenen Länder ist Brasilien, und ausgerechnet von dort kamen bislang bis zu 90 Prozent des in die Europäische Union importierten Saftkonzentrats. Für dieses Vorprodukt wird der Saft nach dem Auspressen der Früchte erhitzt. Durch das Verdampfen verliert er massiv an Volumen. Im Vergleich zum Direktsaft ist dieses Konzentrat dadurch wesentlich kostengünstiger zu transportieren. Erst vor dem Abfüllen wird es wieder mit Wasser
und natürlichen Aromen versetzt. Hersteller betonen, dass beide Produkte unter dem Strich zu 100 Prozent aus Früchten bestehen.
Die Preise für Orangensaftkonzentrat werden an der Rohstoffbörse gehandelt und erreichten im vergangenen Jahr ein Allzeithoch. Verschärft wurde die Lage dadurch, dass die Krankheit auch im US-Sonnenstaat Florida große Teile der Ernte vernichtet hat. Die Erträge fielen so gering aus wie zuletzt in den 30er-Jahren.
Der US-amerikanische Markt kompensiert die Ausfälle im eigenen Land, indem man die Lager in Brasilien leer kauft. Für Europa bleibt wenig übrig und das wichtigste hiesige Anbaugebiet Spanien ist ebenfalls von der Orangenkrankheit betroffen. Sinkendes Angebot bei gleichbleibender
Nachfrage bedeutet steigende Preise. Die Zeche zahlen auch Kundinnen und Kunden in Deutschland.
Und die Aussichten sind eher bitter, denn ein Mittel gegen den Befall der Orangenplantagen gibt es bislang nicht, auch wenn sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa Millionen investiert werden, um daran zu forschen. Der
Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie rechnet vorerst nicht mit einer Entspannung, wie eine Sprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte. „Die Ware ist knapp und die Rohstoffkosten steigen. Das heißt: Auch die Verbraucher müssen sich darauf einstellen, dass Orangensaft teurer wird“, hatte Geschäftsführer Klaus Heitlinger schon im vergangenen Jahr prognostiziert. Er sollte recht behalten. Immer mehr Kunden weichen wegen der großen Preisunterschiede inzwischen auf Apfelsaft aus. Doch auch hier läuft es nicht rund. Aufgrund unterdurchschnittlicher Ernten produzierten die rund 300 heimischen Hersteller im vergangenen Jahr laut Verband nur noch 241 Millionen Liter Apfelsaft. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es noch 401 Millionen Liter gewesen.