Das neue Gesicht des Heimatmuseums
Das Museum in Weißenhorn soll modern, erlebnisstark und zukunftsorientiert gestaltet werden. Es stellt sich breit auf, um möglichst allen gerecht zu werden.
Der Weißenhorner Museumsdirektor Matthias Kunze hat es sich nicht nehmen lassen, zum Ausklang seiner Amtszeit das künftige Konzept des Heimatmuseums vorzustellen. Gelegenheit für eine ausführliche Präsentation wurde ihm in der jüngsten Stadtratssitzung gegeben. Das Motto für das, was sich Kunze und andere Beteiligte bei der Planung gedacht hatten, spiegelte der Titel der Präsentation wider: „Auf dem Weg zu einem modernen Museum“.
Früher seien Museen eher Orte der „stillen Betrachtung“und der „nostalgischen Erinnerung“gewesen, führte Kunze aus. Heute müsse man sich zwar in einer Welt „permanenter Klicks und Posts“bewähren. Zum Glück stünden einem Museum aber zugleich deutlich mehr Möglichkeiten zur Verfügung, um die „Sprache der Gegenwart“zu nutzen. Fokussierung durch Ausleuchtung, Begleitprogramm und digitale Hilfsmittel – all dies seien „Stellschrauben“, die man bei der Konzeption beachtet habe.
Ein weiterer Gedanke sei ebenfalls prägend für die Konzeption gewesen, berichtete Kunte: „Gastgeber für alle“zu sein. Dazu musste entschieden werden, welche Gruppen man ansprechen wolle – und in welcher Art und Weise dies geschehen könne. Dabei wird nicht nur an Kinder und Jugendliche gedacht. Auch Familien sollen einbezogen werden. Menschen, die sonst nur selten ein Museum aufsuchen, Personen mit Sehschwierigkeiten sowie älteren Menschen solle der Besuch, wo immer es geht, erleichtert werden. Eine derart umfassende Ansprache unterschiedlicher Gruppen fände sich nur bei wenigen Museen – Weißenhorn habe damit ein „Alleinstellungsmerkmal“, betonte der Museumsleiter.
Was ist konkret geplant? Dazu wurden mehrere Komponenten skizziert:
• Vom Wimmelbild zum Schaufensterbummel Die Anzahl von Exponaten und Inhalten soll, im Unterschied zu früher, reduziert werden, damit der Blick auf den wesentlichen Inhalten verweilen kann. „Jetzt noch knackiger!“titelten die Macher auf der Präsentationsfolie. Es solle der Weg „vom Wimmelbild zu Schaufensterbummel“eingeschlagen werden. Statt langer Erklärtexte an der Wand soll eine grafische Aufbereitung stattfinden, die besser im Gedächtnis haften bleibe.
• „Angeleitetes Sehen“Audio- und Videoelemente werden an verschiedenen Stellen im Museum zu finden sein. Mit dem „Mediaguide“erhalten Besucherinnen und Besucher einen virtuellen Begleiter, der durch die Ausstellung führt und per Smartphone oder Tablet abgerufen werden kann. Hier arbeite man gerade an den Drehbüchern, hieß es. Die Inhalte sollen sich „beim Besucher einhaken“und ihn mit einem „Augenzwinkern“und Humor durch das Gebäude führen. • Aktive Beteiligung der Besucher Ein „Mitmachheft“mit kleinen Experimenten und Rätselaufgaben richtet sich an jüngere Besucherinnen und Besucher sowie ihre Eltern. Ebenso kann ein „Museumskoffer“mit weiteren Materialien ausgeliehen werden. Medienpädagogische Angebote sollen das Programm ergänzen und zur aktiven Beteiligung einladen. Eine „Stadtwerkstatt“ist als Mitmachprojekt zur Stadtgeschichte geplant. Der Multifunktionsraum im Erdgeschoss des Woll- und Waaghauses soll von Lesungen über Werkschauen bis hin zu Kleinkonzerten Möglichkeiten bieten.
• Abbau von Barrieren Es werden sich in den Ausstellungen künftig Übersichtspläne und Schaubilder finden, die mit der Hand ertastet werden können, sodass der Zugang auch für Sehbehinderte erleichtert wird. Für Broschüren und Texte werden Schriften verwendet, die besonders gut lesbar sind. Die Sitzungsvorlage erwähnt sogar das Projekt „Museum im Rucksack“, mit dem Menschen in Seniorenheimen zum Austausch eigener Erinnerungen motiviert werden.
Kunze zog das Fazit, dass mit diesem Konzept die Grundlage gelegt sei, das Weißenhorner Heimatmuseum „modern, erlebnisstark und zukunftsorientiert“zu gestalten.