Sie spielen mit ihrer Stimme wie andere auf einem Instrument
Das Vocalensemble „Vox Orange“begeisterte in Bellenberg mit Professionalität und Performance. Welche humorvolle Geschichte es auf die Bühne brachte.
Es hat fünf Stimmen gebraucht, damit sich 160 Gäste in der Turn- und Festhalle in Bellenberg inmitten eines großartigen Konzerts fühlten. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so sehr waren die Menschen auf das Bühnengeschehen fokussiert. Dort setzte sich das Vokalensemble „Vox Orange“in Szene, sang, erzählte und spielte sich gegenseitig die verschiedenen Rollen zu. Das Thema: die Gründung einer singenden WG. Das begeistert aufgenommene Konzert fand im Rahmen der 50-Jahr-Feier des Frauenbunds Bellenberg statt, der es zusammen mit der Gemeinde als Veranstalterin auf die Füße gestellt hat.
Das Vokalquintett mit Powerfrau Christiane Reismüller aus Irsee in den höchsten Stimmlagen und studiertem Musiker Wolfram Schild für den guten Ton im tiefen Register sowie in der Mitte Barbara Lutz mit Mezzosopran, Michaela Klocke im Alt und Tenor Cornelius Menig verstand es, sein Publikum zu fesseln. Humorvoll verpackt in Erzählungen zu den Befindlichkeiten einer Wohngemeinschaft bekamen die Sängerinnen und Sänger Gelegenheit, sich mit ihren Stimmen zu profilieren.
Im Zuge wunderbar anzuhörender Solovorträge, Lautmalereien oder rhythmisch akzentuierter Konsonantenhäufungen erfuhr das Publikum von Interna und Klischees
aus dem WG-Leben: Christiane hat endlich eine Wohnung gefunden, doch für sie allein unbezahlbar. Die Suche nach Mitwohnenden verspricht Abhilfe. Als Erstes stellt sich Barbara vor, sie sei unkompliziert, weil ständig auf Achse. „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“, so besingt sie im Volkslied mit spitz artikuliertem „Klipp-Klapp“ihr Dasein.
Darauf Michaela als Verfechterin von Räucherstäbchen, da stets auf der Suche nach Harmonie. Sodann Wolfram, der sich umschmeicheln lässt und in der Rolle des Machers gefällt. Schließlich Corny mit seinem Putz- und Ordnungszwang, eine für die funktionierende WG unerlässliche Institution. „Ich wisch“intoniert er in Anlehnung an den berühmten StevieWonder-Song
„I Wish“. Nach den „Vorstellungsgesprächen“wechseln die dann Geschichten durch. Herrlich etwa Wolfram im Sängerwettstreit mit „Alles dreht sich um den Bass“von Kevin Kadish. „Ich bin der E-Bass, ich bin eh der Bass“, zieht er grummelnd seine Basslinie durch. Darauf reagiert Christiane, indem sie mit „Für mich soll’s rote Rosen regnen“von Hildegard Knef eine gesangliche Glanznummer vorlegt und viel Sehnsucht in ihre markante Sopranstimme packt. Im zweiten Teil überraschen die fünf stilsicher mit breitem Gesangsrepertoire, etwa aus den Goldenen Zwanzigern über Volkslieder bis hin zu Swing, Jazz oder Techno.
Über 30 Jahre „Vox Orange“hätten gezeigt, dass ihre WG funktioniere, weil die Sprache der Musik jeder verstehe, so das Fazit des Quintetts. Dem stimmte das Publikum applaudierend zu und wurde mit Zugaben bedacht, unter anderem dem Afro-Song „Tumo katika safari“aus Tansania. Rund 25 Beiträge waren geboten und die stimmliche Strahlkraft hielt bis zum letzten Ton.