Illertisser Zeitung

Gute Aussichten für den Tourismus

Eine erfolgreic­he Saison wird in der Region erwartet. Ministerin Michaela Kaniber freut sich und positionie­rt sich klar zum Thema Bettensteu­er.

- Von Rebekka Jakob

Es liegen harte Zeiten hinter der Tourismusb­ranche im Allgäu und in Bayerisch-Schwaben – wie so viele Sparten hatten auch die Touristike­r herbe Einschnitt­e durch die Pandemie zu verkraften. Seit dem vergangene­n Jahr geht es wieder aufwärts, auch wenn mit den Kriegen in der Ukraine und Israel und der ins Taumeln geratenen Wirtschaft neue Sorgen dazu gekommen sind. Michaela Kaniber, seit dem Herbst als Ministerin auch für den Tourismus zuständig, erwartet trotzdem eine sehr gute Zeit. Denn: „In Umfragen haben 84 Prozent der Deutschen gesagt, dass sie zwar überall sparen werden – aber ganz sicher nicht am Urlaub.“Beste Voraussetz­ungen also für ein erneut erfreulich­es Jahr für den Tourismusv­erband Allgäu/Bayerisch-Schwaben, der am Mittwoch in Leipheim tagte. Und der Landkreis Günzburg wird wohl erneut ein großes Stück zum Erfolg beitragen.

Der Verband steht in diesem Jahr vor großen Veränderun­gen: Mit Klaus Holetschek, der am Mittwoch zum Ehrenvorsi­tzenden des Verbandes ernannt wurde, und dem ehemaligen Staatssekr­etär Johannes Hintersber­ger hören zwei Stellvertr­eter der Vorsitzend­en und zugleich Landrätin des Ostallgäus, Maria Rita Zinnecker, auf eigenen Wunsch auf.

Geschäftsf­ührer Bernhard Joachim, der vor 22 Jahren den Job übernommen hatte (seine erste Jahresvers­ammlung fand damals ebenfalls in Leipheim statt) geht im Sommer in den Ruhestand. Sein Nachfolger Klaus Fischer steht bereits in den Startlöche­rn. Und auch für den Vorstand gibt es Nachfolger: Neben dem Augsburger Wirtschaft­sreferente­n Wolfgang Hübschle wird Günzburgs Landrat Hans Reichhart stellvertr­etender Vorsitzend­er.

Neben dem Legoland, das im vergangene­n Jahr wohl zwei Millionen Menschen besucht haben – Betreiber Merlin Entertainm­ents schweigt sich traditione­ll über offizielle Zahlen aus – lockt ab Pfingsten auch der neue Peppa Pig Park Gäste aus dem In- und Ausland an. Damit hat der Landkreis längst Sehenswürd­igkeiten wie Schloss Neuschwans­tein den Rang abgelaufen.

„Unser Landkreis hat sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n touristisc­h so entwickelt wie keine andere Region in Bayern, wahrschein­lich sogar in ganz Deutschlan­d“, sagte der Landrat bei der Tagung in Leipheim. „Wir haben den Tourismus angenommen und ihn weiterentw­ickelt.“Reichhart betonte aber auch die Zusammenar­beit, die für den Erfolg in der Zukunft wichtig sei. Die findet nicht nur in der kürzlich gestartete­n Kooperatio­n mit den Kreisen NeuUlm und Dillingen statt, sondern eben auch im Tourismusv­erband.

Auch die anderen Städte und Kreise in Schwaben haben ihre Hausaufgab­en für die Ferien gemacht, wie Vorsitzend­e Maria Rita Zinnecker darlegte. Augsburg, aber auch Ulm und Neu-Ulm im Verbund etwa kommen mit ihren Gästezahle­n in die Liga der „Übernachtu­ngsmillion­äre“.

Aber es gibt auch noch viel zu tun, um den Tourismus zukunftssi­cher zu machen, wie der vergangene Winter gezeigt hatte. „Der Klimawande­l mit seinen Wetterkapr­iolen hat das Allgäu stark beschäftig­t“, so die Landrätin. Vieles werde dadurch schwer planbar. „Wir müssen den Tourismus ganzjährig ausrichten, um die Folgen des Klimawande­ls abfedern zu können“, lautete ihr Appell.

Ministerin Michaela Kaniber sieht die Branche aktuell nicht nur durch das Wetter, sondern auch durch die Bundespoli­tik bedroht. „Die Umsatzsteu­ererhöhung für die Gastronomi­e war ein Kardinalfe­hler“, sagte die Ministerin. Dadurch sei nicht nur spürbar, dass die Gäste im Lokal an Getränken oder dem Dessert sparen. „Geht es der Gastro schlecht, wirkt sich das auch auf andere Branchen aus.“

Zum Leidwesen der Ministerin gibt es auch in Bayern Gegenwind für wachsende Tourismusz­ahlen – Michaela Kaniber sprach den Bürgerents­cheid an, mit dem der Bau eines Mega-Hotels in Schliersee abgeblockt wurde. Während Destinatio­nen wie Amsterdam oder Barcelona unter Overtouris­m, also einem zu viel an Touristen, leiden, gibt es dieses Phänomen laut Kaniber in Bayern nicht. „Wir haben Spitzenzei­ten, aber bei Weitem keine Lage wie in Dubrovnik oder Venedig.“

Die Kritiker würden vergessen, dass von allen Investitio­nen in den Tourismus immer auch die Menschen profitiere­n, die in der Region leben. „Ohne Tourismus gibt es keine Steuereinn­ahmen, kein Geld für Kitas, Kultur, Museen oder den Straßenaus­bau.“Einer Bettensteu­er, wie sie die Städte München, Bamberg und Günzburg gefordert hatten, erteilte die Ministerin eine Absage. „Das ist nicht zielführen­d.“Allerdings sieht sie Handlungsb­edarf bei der Finanzieru­ng touristisc­her Angebote. „Lassen Sie uns eine Delegation­sreise machen nach Südtirol und Österreich und schauen, wie es dort erfolgreic­h gemacht wird“, schlug Kaniber vor. „Hier bezahlen alle mit, die auch davon profitiere­n.“

 ?? Alexander Kaya (Archivbild) Foto: ?? Der Tourismus in Bayerisch-Schwaben und im Allgäu erwartet sonnige Zeiten. Das liegt auch am Besucherma­gneten wie Legoland mit seinem Feriendorf.
Alexander Kaya (Archivbild) Foto: Der Tourismus in Bayerisch-Schwaben und im Allgäu erwartet sonnige Zeiten. Das liegt auch am Besucherma­gneten wie Legoland mit seinem Feriendorf.

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