Der Mount-Everest-Pendler
Eine Tour auf den höchsten Berg der Welt – Wahnsinn, doch manche schaffen das. Aber 29-mal?
Es gibt Wiederholungstäter, also Menschen, die immer und immer wieder dasselbe tun. Für die einen reicht es, zwei Marathons im Jahr zu laufen, andere sammeln zehn und mehr Langdistanzen im Jahr, um möglichst schnell Mitglied im Club der 100 zu werden. Und wer gar nicht genug bekommen kann, der startet ein Projekt wie der Extremsportler Jonas Deichmann: 120-mal die Ironman-TriathlonDistanz an 120 aufeinanderfolgenden Tagen. Der reine Wahnsinn, denn Normalsterbliche benötigen vier bis sechs Wochen, um sich von diesen Strapazen zu erholen. Und Deichmann gönnt sich genau eine Nacht Ruhe.
Natürlich gibt es auch Berge, die immer und immer wieder bestiegen werden wollen. Zum Beispiel der Brocken im Harz, den BrockenBenno im Lauf seines Lebens mehr als 9000-mal erwandert hat. Wer heute damit anfangen würde und jeden Tag einmal hochginge, hätte Brocken-Bennos Rekord in 24,6 Jahren eingestellt. Ein Lebensprojekt, aber wenigstens nicht lebensgefährlich.
Das kann der nepalesische Bergführer Kami Rita Sherpa nicht sagen. Sein Arbeitsplatz ist das Dach der Welt: der Mount Everest oder Sagarmatha, wie man in Nepal den Gipfel nennt. Mit einem Spaziergang hat die Besteigung so gar nichts zu tun. Jahr für Jahr fordert der Berg Opfer. Kami Rita Sherpa kennt das Risiko genau. Und: Er findet den Weg durch den Khumbu-Eisbruch und das Western Cwm nicht nur nach oben, sondern auch wieder zurück. Niemand war so oft oben wie er. Nun stand er bereits das 29. Mal auf dem höchsten Gipfel der Welt. Und was sagt er selbst dazu? „Ich bin nicht hinaufgestiegen, um Rekorde zu brechen, ich habe einfach gearbeitet.“