Die Bühne für den großen Schatz
Im Juli strömen 400.000 Menschen zum Donaufest, um nichts weniger zu leben als den europäischen Zusammenhalt. Was heuer neu ist.
Ulm Die Doppelstadt Ulm und NeuUlm wirbt für die opulente und komplexe Großveranstaltung namens Donaufest mit dem einfachen Spruch: „10 Tage, 10 Länder, 1 Fest“. Für dieses Jahr hätte man auch zum Beispiel noch „1 neue Website“, „0 gedruckte Programmhefte mehr“, oder „1 neue Bühne“schreiben können. Dies sind nur drei der Neuerungen des 13. Donaufestes, welches in rund zwei Monaten, vom 5. bis 14. Juli, an beiden Flussufern von Ulm und NeuUlm stattfinden wird. Mit einer gewissen Portion Pathos verstehen die Organisatoren es nicht nur als Fest zum Weintrinken in schöner Kulisse – nein, es sei klar ein politisches Fest, betonen sie, das nicht nur wichtig für den Zusammenhalt in Europa sei, sondern auch das Überleben der westlichen Zivilisation stärke.
Zu dem Gedanken mit dem Überleben ist Ralph Seiffert gekommen. Bei den Machern des Donaufestes repräsentiert er die Stadt Neu-Ulm. Seiffert glaubt: Die Gesellschaft eines Landes überlebe langfristig nur dann, wenn sie sich mit anderen Kulturen verschmelze – das habe man aus der Geschichte gelernt. Insofern sei das Donaufest ein großer „Melting Pot“, also ein Schmelztiegel, wie man die Bevölkerung der USA typischerweise bezeichnet: Viele Menschen aus verschiedenen Kulturen kommen zusammen und verbinden sich.
Sein Kollege und Erster Bürgermeister aus Ulm, Martin Bendel (parteilos), spricht von einem Schatz. „Alle zehn Donauländer sind wieder vertreten, auf der künstlerischen Ebene, beim Kunsthandwerkermarkt und bei vielen Veranstaltungen. Da freuen wir uns, dass wir diese Vielfalt der Donau, diesen Schatz auf der Bühne zeigen und spürbar machen können“. Und auch der Direktor des Donaufestes, Sebastian Rihm, hebt voller Leidenschaft den europäischen Zusammenhalt hervor: „Wir brauchen Begeisterung und Emotionen!“
Und genau das kann auf dem Donaufest entfacht werden, glauben die Veranstalter. Wenn bis zu 400.000 Besucherinnen und Besucher, bei nicht weniger als 179 Einzelveranstaltungen an zehn Tagen zusammenkommen. Um hier nicht von der Masse des Angebots erschlagen zu werden, hat das Donaubüro eine neue Website entwerfen lassen: Nun kann jeder ganz bequem seine Wunschveranstaltungen nach Thema, Land, Bühne, Ort und Zeit filtern und die Daten auf dem Kalender seines Smartphones einfügen. Das alte „Programm-Büchlein“wurde dafür abgeschafft. Neu ist außerdem die Donaubühne. Sie wird aufgehübscht und tagsüber als gemütliche „Lounge“sowie abends als Konzertlocation fungieren.
Programmatisch bedienen sich die künstlerischen Leiter wieder nahezu jedes Genre, von Klassik über Folklore bis Rap; auch Literatur, Theater und Film. Einer von ihnen, Rainer Markus Walter, nannte den Auftritt der ElektroSwing
Künstlerin Alice Francis, am 11. Juli, als eines der Höhepunkte. Noch vor zehn Jahren sei die gebürtige Rumänin auf dem Donaufest gewesen, als sie noch keiner kannte, heute toure sie um den gesamten Globus. Bei dem Musikwettbewerb wird heuer das sehr anspruchsvolle Instrument Oboe verglichen, wie Volkmar Clauß ankündigt.
Wer den renommierten deutsch-bulgarischen Schriftsteller Ilija Trojanow, bekannt für Werke wie „Die Geburt“und „Der Weltensammler“, live erleben möchte, sollte sich schnellstmöglich um ein Ticket für den 6. Juli bemühen. Trojanow wird dort mit den Brüdern Wladigeroff eine Romanperformance des Buches „Tausend und ein Morgen“vortragen, also eine Buchlesung mit musikalischer Umrahmung. Der Verkaufsstart für die Veranstaltung wird noch bekannt gegeben.
Mit 57 Kunsthandwerkern und 34 Gastronomen bietet der Markt der Donauländerländer wieder eine Fülle an Waren und Kulinarik an.
Auftakt des Donaufestes ist am Freitag, 5. Juli, mit Begrüßung der beiden OBs von einer Ulmer Schachtel auf der Donau mit anschließender Eröffnung im EdwinScharff-Haus, wo ebenfalls der Schriftsteller Trojanow eine Rede halten wird und die Weißenhorner Kabarettistin Kathi Wolf moderiert. Die Wiener Symphoniker, sorgen am letzten Abend, dem 14. Juli, vor der Kulisse des Ulmer Münsters für einen gebührenden Abschluss.