Illertisser Zeitung

Die Bühne für den großen Schatz

Im Juli strömen 400.000 Menschen zum Donaufest, um nichts weniger zu leben als den europäisch­en Zusammenha­lt. Was heuer neu ist.

- Von Philipp Scheuerl

Ulm Die Doppelstad­t Ulm und NeuUlm wirbt für die opulente und komplexe Großverans­taltung namens Donaufest mit dem einfachen Spruch: „10 Tage, 10 Länder, 1 Fest“. Für dieses Jahr hätte man auch zum Beispiel noch „1 neue Website“, „0 gedruckte Programmhe­fte mehr“, oder „1 neue Bühne“schreiben können. Dies sind nur drei der Neuerungen des 13. Donaufeste­s, welches in rund zwei Monaten, vom 5. bis 14. Juli, an beiden Flussufern von Ulm und NeuUlm stattfinde­n wird. Mit einer gewissen Portion Pathos verstehen die Organisato­ren es nicht nur als Fest zum Weintrinke­n in schöner Kulisse – nein, es sei klar ein politische­s Fest, betonen sie, das nicht nur wichtig für den Zusammenha­lt in Europa sei, sondern auch das Überleben der westlichen Zivilisati­on stärke.

Zu dem Gedanken mit dem Überleben ist Ralph Seiffert gekommen. Bei den Machern des Donaufeste­s repräsenti­ert er die Stadt Neu-Ulm. Seiffert glaubt: Die Gesellscha­ft eines Landes überlebe langfristi­g nur dann, wenn sie sich mit anderen Kulturen verschmelz­e – das habe man aus der Geschichte gelernt. Insofern sei das Donaufest ein großer „Melting Pot“, also ein Schmelztie­gel, wie man die Bevölkerun­g der USA typischerw­eise bezeichnet: Viele Menschen aus verschiede­nen Kulturen kommen zusammen und verbinden sich.

Sein Kollege und Erster Bürgermeis­ter aus Ulm, Martin Bendel (parteilos), spricht von einem Schatz. „Alle zehn Donaulände­r sind wieder vertreten, auf der künstleris­chen Ebene, beim Kunsthandw­erkermarkt und bei vielen Veranstalt­ungen. Da freuen wir uns, dass wir diese Vielfalt der Donau, diesen Schatz auf der Bühne zeigen und spürbar machen können“. Und auch der Direktor des Donaufeste­s, Sebastian Rihm, hebt voller Leidenscha­ft den europäisch­en Zusammenha­lt hervor: „Wir brauchen Begeisteru­ng und Emotionen!“

Und genau das kann auf dem Donaufest entfacht werden, glauben die Veranstalt­er. Wenn bis zu 400.000 Besucherin­nen und Besucher, bei nicht weniger als 179 Einzelvera­nstaltunge­n an zehn Tagen zusammenko­mmen. Um hier nicht von der Masse des Angebots erschlagen zu werden, hat das Donaubüro eine neue Website entwerfen lassen: Nun kann jeder ganz bequem seine Wunschvera­nstaltunge­n nach Thema, Land, Bühne, Ort und Zeit filtern und die Daten auf dem Kalender seines Smartphone­s einfügen. Das alte „Programm-Büchlein“wurde dafür abgeschaff­t. Neu ist außerdem die Donaubühne. Sie wird aufgehübsc­ht und tagsüber als gemütliche „Lounge“sowie abends als Konzertloc­ation fungieren.

Programmat­isch bedienen sich die künstleris­chen Leiter wieder nahezu jedes Genre, von Klassik über Folklore bis Rap; auch Literatur, Theater und Film. Einer von ihnen, Rainer Markus Walter, nannte den Auftritt der ElektroSwi­ng

Künstlerin Alice Francis, am 11. Juli, als eines der Höhepunkte. Noch vor zehn Jahren sei die gebürtige Rumänin auf dem Donaufest gewesen, als sie noch keiner kannte, heute toure sie um den gesamten Globus. Bei dem Musikwettb­ewerb wird heuer das sehr anspruchsv­olle Instrument Oboe verglichen, wie Volkmar Clauß ankündigt.

Wer den renommiert­en deutsch-bulgarisch­en Schriftste­ller Ilija Trojanow, bekannt für Werke wie „Die Geburt“und „Der Weltensamm­ler“, live erleben möchte, sollte sich schnellstm­öglich um ein Ticket für den 6. Juli bemühen. Trojanow wird dort mit den Brüdern Wladigerof­f eine Romanperfo­rmance des Buches „Tausend und ein Morgen“vortragen, also eine Buchlesung mit musikalisc­her Umrahmung. Der Verkaufsst­art für die Veranstalt­ung wird noch bekannt gegeben.

Mit 57 Kunsthandw­erkern und 34 Gastronome­n bietet der Markt der Donaulände­rländer wieder eine Fülle an Waren und Kulinarik an.

Auftakt des Donaufeste­s ist am Freitag, 5. Juli, mit Begrüßung der beiden OBs von einer Ulmer Schachtel auf der Donau mit anschließe­nder Eröffnung im EdwinSchar­ff-Haus, wo ebenfalls der Schriftste­ller Trojanow eine Rede halten wird und die Weißenhorn­er Kabarettis­tin Kathi Wolf moderiert. Die Wiener Symphonike­r, sorgen am letzten Abend, dem 14. Juli, vor der Kulisse des Ulmer Münsters für einen gebührende­n Abschluss.

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Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Das Donaufest 2024 in Ulm und Neu-Ulm: Ein Fest für Frieden, Solidaritä­t und Vielfalt. Thematisch wird auch dieses Jahr wieder der Angriffskr­ieg gegen die Ukraine ein Schwerpunk­t sein.
 ?? Foto: Alexander Kaya (Archivbild) ?? Die Politik-Prominenz wird auch in diesem Jahr wieder das Donaufest mit leidenscha­ftlichen Reden für Europa eröffnen, und zwar auf dem Fluss.
Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Die Politik-Prominenz wird auch in diesem Jahr wieder das Donaufest mit leidenscha­ftlichen Reden für Europa eröffnen, und zwar auf dem Fluss.

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