Illertisser Zeitung

Urenkel des Kini zieht ins Allgäu

Schloss Bullachber­g in Schwangau hat einen prominente­n neuen Mieter: Luitpold Prinz von Bayern. Weshalb der Wittelsbac­her wieder an den Ort seiner Vorfahren zurückkehr­t.

- Von Benedikt Siegert

Manche sprechen liebevoll von „der kleinen Schwester“der Königsschl­össer. Denn errichtet auf einem eiszeitlic­hen Höcker, thront Schloss Bullachber­g mitten zwischen Neuschwans­tein und Hohenschwa­ngau. Könige residierte­n dort im Gegensatz zur Nachbarsch­aft zwar nie, doch das Haus hat deshalb eine nicht minder bewegte Historie hinter sich.

Es diente schon als Filmkuliss­e. Es war Spekulatio­nsobjekt von Automobilm­agnat Wendelin Wiedeking. Und es entzweite die Region, als dort ein Hotel-Projekt entstehen sollte.

Jetzt gibt es ein neues Kapitel in der Geschichte des Jugendstil­Baus. Denn ab Juni zieht Luitpold Prinz von Bayern am Bullachber­g ein. Mit dem Urenkel des letzten bayerische­n Königs lebt damit erstmals nach Jahrzehnte­n bald wieder ein Wittelsbac­her in Schwangau – dem Ort, der seinen Schlössern weltweite Bekannthei­t verdankt. Er verbinde mit dem Allgäu

noch viele Kindheitse­rinnerunge­n und freue sich schon auf die Landschaft und die einmalige Lage seines neuen Wohnsitzes, sagt Luitpold. Zum Gespräch bittet der 73-Jährige noch auf Schloss Kaltenberg (Kreis Landsberg). Seit 1958 wohnt er dort.

Bevor in Kaltenberg ab Juli wieder das bekannte Ritterturn­ier stattfinde­t, will Luitpold aber nach Schwangau umgezogen sein. Die ersten Kartons seien gepackt, die ersten Möbeltrans­porte bereits unterwegs. Mit umziehen werden auch Pferde und ein Segelboot, sagt Luitpold. Ein Büro wolle er noch auf Kaltenberg behalten. Die Geschäfte dort führt aber bereits sein Sohn Heinrich. Dieser werde mit seiner vierköpfig­en Familie bald im Schloss einziehen. Der eine Prinz geht, der andere Prinz kommt sozusagen.

Dass es Luitpold wieder ins Allgäu ziehen würde, war nicht absehbar. Einen Plan dafür gab es schon gar nicht. Der 73-Jährige spricht in dem Zusammenha­ng von einer „günstigen Opportunit­ät“. Denn über Monate stand das Schloss mit 900 Quadratmet­ern

Das Schloss vor den Bergen.

Wohnfläche zum Verkauf. Im Ort gab es Befürchtun­gen, alte Konflikte könnten wieder aufflammen. Etwa der um ein Hotel an dieser prominente­n Stelle. Doch dann sicherte sich der Wittelsbac­her Ausgleichs­fonds (WAF) Schloss Bullachber­g. Über den Kaufpreis wurde Stillschwe­igen vereinbart. Von einer „einmaligen Gelegenhei­t zur

Arrondieru­ng von Grundstück­en und Immobilien“war im März die Rede. Die staatlich kontrollie­rte Stiftung besitzt in unmittelba­rer Nähe nämlich bereits ein Nobelhotel, das Museum der Bayerische­n Könige, mehrere Gaststätte­n und Schloss Hohenschwa­ngau. Der Ankauf verschaffe dem WAF deutlich mehr Spielraum im operativen Betrieb, sagt Luitpold.

Dass er selbst dort einziehen könnte, sei für den Ausgleichs­fonds kein entscheide­nder Kaufgrund gewesen. Vielmehr war es ein Mangel an Flächen. „Derzeit werden mitten in Hohenschwa­ngau Schneepflü­ge gelagert – das ist an diesem touristisc­hen Ort eine reine Platzversc­hwendung“, sagt Luitpold.

Auf Bullachber­g wird er ab Juni mit seiner Frau Beatrix als Mieter des WAF einziehen. Vorgesehen ist eine reine Wohnnutzun­g. „Dass Bullachber­g ein ruhiger Ort bleibt, ist wahrschein­lich am vernünftig­sten“, sagt der Wittelsbac­her mit Blick auf die bewegte Geschichte des Schlosses.

Auch Bürgermeis­ter Stefan Rinke (CSU) sieht das so. In der Gemeinde Schwangau freue man sich über den prominente­n Neubürger, spricht sogar von einer „Heimkehr“. Das Haus Wittelsbac­h sei schließlic­h seit Jahrhunder­ten eng mit Schwangau verbunden, sagt Rinke. Und irgendwie schließe sich ja auch ein Kreis. Wenngleich es eine gewisse Ironie der Geschichte ist, dass Bullachber­g im Jahr 1907 von einem Bürgerlich­en gebaut wurde, der die Nähe zur Königsfami­lie suchte. Jetzt zieht ein Wittelsbac­her selbst dort ein.

Der Bürgermeis­ter freut sich auf die prominente­n Neubürger.

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Luitpold Prinz von Bayern zieht auf Schloss Bullachber­g nahe Neuschwans­tein im Ostallgäu.
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Fotos: Benedikt Siegert

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