Was es mit dem „Schuss in den Ofen“auf sich hat
Hans Kreuzpointner vom Historischen Verein in Babenhausen kennt viele Redewendungen und deren Hintergründe. Bei einer Führung lernen Interessierte dazu.
Die Redewendung „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“erinnert an das Mittelalter. Denn um ihr Korn mahlen zu lassen, mussten sich Bauern damals mit ihrem Getreide bei den Mühlen anstellen. Wer als Erster kam, dessen Korn wurde zuerst gemahlen. Natürlich seien seinerzeit auch Ausnahmen gemacht worden und höher gestellte Herren bevorzugt dran gekommen, weiß Hans Kreuzpointner vom Historischen Verein. Bei seinen im Rahmen der Babenhauser Kulturtage organisierten Führungen durch den Fuggermarkt beleuchtete er noch viele weitere Redewendungen und ihren Ursprung.
Beginnend bei der im Jahr 1395 erstmals erwähnten Babenhauser Stadtmühle wusste Kreuzpointner seinen Begleiterinnen und Begleitern viel Spannendes und Interessantes zu erzählen. Zu damaligen Zeiten wurden Getreide sowie viele andere Waren auf Eseln transportiert. Wenn diese sich störrisch zeigten, musste man oft Umwege in Kauf nehmen und dabei „eine Eselsbrücke bauen“. Dass die Mühle am rauschenden Bach klapperte, lag am sogenannten Rüttelschuh. Mit diesem konnte man die Menge an Getreide einstellen, das zwischen die Mahlsteine gelangte.
Das direkt neben der Stadtmühle stehende Gebäude war früher als „unterer Bäck,“zwischendurch auch als „Günzbäcker“bekannt. Wenn ihre kleinen Backwaren „wie die warmen Semmeln weggingen“, konnten die Bäcker große Häuser bauen, hat der Heimatforscher in Erfahrung gebracht. Auch das Wort „hudeln“hat seinen Ursprung in den Backstuben. Um den Ofen zwischendurch rasch auszuwischen, nahm man einen auch Hudel genannten Lappen. Wenn dabei Hitze entwich, gab es einen „Schuss in den Ofen“.
Der Begriff „Bäckerdutzend“entspringt der früher geläufigen Sitte dieser Handwerker, ein dreizehntes Brot als Zugabe zu geben, hat Kreuzpointner in Erfahrung gebracht. Wer sich die Butter nicht vom Brot nehmen ließ, konnte seine Interessen vertreten und ließ sich nicht einschüchtern. Aber wenn man etwas für ein Butterbrot oder auch für einen Apfel und ein Ei hergab, habe man es für einen äußerst geringen Geldbetrag verkauft. Im ehemaligen Schmuckgeschäft an der Stadtgasse befand sich einst der Maxenschneider, die Schneiderei von Max Egger. Diese
Handwerker waren meist von schmächtiger Gestalt und froren „wie ein Schneider“. Da der Beruf früher nicht sehr geachtet wurde, war man froh, „aus dem Schneider“zu sein. Diese Redensart bedeutet heute, eine schwierige Situation überwunden zu haben.
Das aus dem Jahr 1708 stammende Haus an der Einmündung der Schulstraße in die Stadtgasse war früher ein Badhaus, weiß Kreuzpointner. Auch in der Hirtengasse hatte er viel Interessantes aus früheren Zeiten zu erzählen. Ausmerzen etwa war ursprünglich ein landwirtschaftlicher Begriff, der bis ins 18. Jahrhundert nur in der Schafzucht verwendet wurde. Damals wurden im Monat März (früher Merz) schwache oder zur Zucht unbrauchbare Schafe ausgesondert, also ausgemerzt. Wer seine Schäfchen ins Trockene brachte, sorgte dafür, dass die Wolle nicht nass wurde. Heute bedeutet diese Redensart, dass jemand etwas ihm Wichtiges in Sicherheit bringt.
Auch die am Haus an der Schulstraße 32 angebrachte Hinweistafel „Ulmer Bote“erinnert an anno dazumal. „Hierher brachten einst Händler nicht nur ihre Waren, sondern auch Nachrichten aus Ulm“, weiß Kreuzpointner. Das Haus der heutigen Zimmerei an der Bahnhofstraße sei damals Anlaufstelle für den „Memminger Boten“gewesen.