Illertisser Zeitung

Unwetter: Union will Versicheru­ng für alle Gebäude

Policen sollen verpflicht­end Schäden durch Starkregen abdecken. Koalition ist uneins.

- Von Stefan Lange

Angesichts der Zunahme von Überschwem­mungen nach Starkregen fordern CDU und CSU die Einführung einer Pflichtver­sicherung für Schäden durch Naturkatas­trophen. „Die Union im Bundestag schlägt vor, dass neue Wohngebäud­eversicher­ungen verpflicht­end nur noch mit einer Absicherun­g für Elementars­chäden angeboten werden“, sagte der CSU-Verbrauche­rexperte Volker Ullrich unserer Redaktion. Versichert­e müssten allerdings die Möglichkei­t haben, diese Option abzuwählen, nachdem man sie über das Risiko belehrt habe, den Schaden selbst tragen zu müssen. Die Ministerpr­äsidentenk­onferenz

Volker Ullrich, CSU

der Länder hat die Ampelregie­rung bereits zur Einführung einer solchen Pflichtpol­ice aufgeforde­rt. SPD und Grüne stehen dem Vorhaben grundsätzl­ich offen gegenüber. Bundesjust­izminister Marco Buschmann (FDP) ist dagegen.

Derzeit haben nur die Hälfte der Haus- und Wohnungsei­gentümer eine Wohngebäud­eversicher­ung, die auch Elementars­chäden abdeckt. Das Problem wird jedoch immer gravierend­er. Laut einer aktuellen Studie der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht stieg die Bruttobela­stung für die Versichere­r im Vergleich zu 2021 von 8,2 auf 9,4 Milliarden Euro.

Für die Union ist eine Pflichtver­sicherung mit Abwahlrech­t schon deshalb erforderli­ch, weil in Gegenden mit einer hohen Belastung die Prämien exorbitant steigen könnten, „sodass Menschen möglicherw­eise darauf verzichten, diese Versicheru­ng abzuschlie­ßen und gleichzeit­ig darauf vertrauen, dass der Staat im Schadensfa­ll einspringt“, wie Ullrich erklärte. Damit müssten dann „letztlich alle Steuerzahl­er für individuel­le Schadenser­eignisse eintreten“. Die Länder kritisiere­n das bisherige „zögerliche Vorgehen“der Bundesregi­erung. Ministerpr­äsidenten wie Daniel Günther aus SchleswigH­olstein wollen verhindern, dass Betroffene „nach Hochwasser­katastroph­en oder anderen Großschade­nsereignis­sen vor dem finanziell­en Ruin stehen und die Schäden dann von der Solidargem­einschaft getragen werden müssen“.

Für die Grünen stehen die Prävention vor Naturkatas­trophen und der Schutz der Menschen an erster Stelle. „Schließlic­h aber ist auch eine Versicheru­ngspflicht für Elementars­chäden ein wichtiges Puzzlestüc­k“, sagte ihr Abgeordnet­e Lukas Benner. Der SPD-Politiker Johannes Fechner warb für den Blick auf Frankreich: „Die Franzosen sagen nämlich: Wir verpflicht­en die Versicheru­ngsunterne­hmen, eine Elementars­chadenvers­icherung mit jeder Wohngebäud­eversicher­ung anzubieten.“

Aus Sicht von Justizmini­ster Buschmann löst die Einführung einer Pflichtver­sicherung das Problem nicht, wie eine Sprecherin auf Anfrage erklärte. Sie würde lediglich zu mehr Bürokratie führen und das Wohnen in ganz Deutschlan­d verteuern. Die Versicheru­ngsbranche schätze, dass die Kosten je Einfamilie­nhaus bei 100 bis 2000 Euro jährlich liegen würden. „Ob Eigentümer­innen und Eigentümer ihre Wohngebäud­e gegen Elementars­chäden versichern wollen, sollte deshalb grundsätzl­ich jeder für sich entscheide­n dürfen.“Nur mit mehr Prävention werde es gelingen, Schadensfä­lle effektiv zu verhindern oder zu minimieren. „Hier sind gerade auch die Länder in der Pflicht.“Über das Ergebnis der Beratungen von Bund und Ländern wird laut Justizmini­sterium beim nächsten Treffen der Ministerpr­äsidenten mit Kanzler Olaf Scholz am 20. Juni berichtet. Es dürfte angesichts der Gemengelag­e eine turbulente Sitzung werden.

„Nicht darauf vertrauen, dass der Staat einspringt.“

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