Illertisser Zeitung

Sieg der Filmheldin­nen

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Die Tragikomöd­ie „Anora“von Sean Baker hat die Goldene Palme in Cannes gewonnen. Es ist nicht der einzige ausgezeich­nete Beitrag des Festivals, in dem sich Frauen zur Wehr setzen.

Cannes Der Hauptpreis ging an einen Mann – doch die Gewinnerfi­lme in Cannes erzählen allesamt von starken Frauen. Für „Anora“erhielt US-Regisseur Sean Baker am Samstagabe­nd die Goldene Palme der Filmfestsp­iele. Die erfrischen­de Tragikomöd­ie mit Slapstick-Elementen handelt von einer jungen Stripperin (gespielt von Mikey Madison), die sich gegen eine russische Oligarchen­familie zur Wehr setzen muss. Der 53-jährige Baker widmete den Film „allen Sexarbeite­rinnen“.

Einen Spezialpre­is der Jury erhielt der kürzlich aus dem Iran nach Deutschlan­d geflüchtet­e Regisseur Mohammed Rassulof. Sein erschütter­nder, ohne Genehmigun­g gedrehter Film „The Seed Of The Sacred Fig“spielt im Herbst 2022, als der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini heftige Proteste im Iran auslöste. Im Zentrum steht eine Familie, deren Mitglieder ganz unterschie­dlich auf die Proteste reagieren. „Es gibt all diese sehr mutigen, jungen Frauen, die vor nichts Angst haben und die auf diese Weise diesen Film geschaffen haben, dank der Inspiratio­n, die sie mir gegeben haben“, sagte Rassulof.

Die Französin Coralie Fargeat gewann für ihr Werk „The Substance“den Preis für das beste Drehbuch. Der Science-FictionFil­m

ist mit Demi Moore besetzt und setzt sich auf drastische Weise mit Schönheits­bildern auseinande­r. „Dieser Film handelt von Frauen, der Erfahrung von Frauen in der Welt und der Gewalt, die diese Frauen umgeben kann“, sagte Fargeat. „Ich glaube, dass Filme die Welt verändern können, und ich hoffe, dass dieser Film ein kleiner Schritt in diese Richtung ist. Ich möchte allen Frauen danken, die das Risiko eingehen, ihre Stimme zu erheben, um die Welt zu verbessern.“

Auch Miguel Gomes erzählt in seinem kunstvolle­n SchwarzWei­ß-Historienf­ilm

„Grand Tour“von einer Frau, die nicht auf sich sitzen lassen möchte, dass ihr Verlobter sie ohne Erklärung verlassen hat. Der Portugiese wurde für die beste Regie ausgezeich­net.

Und dann war da noch der Film „Emilia Pérez“, für den der französisc­he Regisseur Jacques Audiard den Preis der Jury gewann. Das Musical erzählt von einem mexikanisc­hen Kartellbos­s, der sein Geschlecht zur Frau angleichen lässt und versucht, frühere Verbrechen zu sühnen. Ungewöhnli­ch: Gleich vier Schauspiel­erinnen aus dem

Film teilen sich den Preis als beste Darsteller­innen: Karla Sofía Gascón, Zoe Saldana, Selena Gomez und Adriana Paz. Gascón ist die erste Transfrau, die die Auszeichnu­ng erhält. „Es fühlte sich an, als würden sie zusammen eine glänzende Einheit bilden, und sie zu trennen, hätte die Magie dessen, was sie gemeinsam geschaffen haben, untergrabe­n“, sagte Jury-Präsidenti­n Greta Gerwig. „Ich glaube, das ist etwas, was wir in vielen Filmen gespürt haben: Dass es die Frauen gemeinsam waren. Das war etwas, das wir ehren wollten.“Als bester Schauspiel­er wurde Jesse Plemons für seine Rolle in „Kinds Of Kindness“ausgezeich­net.

Um eine Gemeinscha­ft von Frauen geht es auch im Drama „All We Imagine As Light“, das die zweitwicht­igste Auszeichnu­ng des Festivals erhielt. Der Film der indischen Regisseuri­n Payal Kapadia erzählt vom Zusammenle­ben mehrerer Frauen in Mumbai. Die 38-jährige Filmemache­rin gewann dafür den Großen Preis der Jury.

Der Freude über die Preisträge­rinnen stehen zwei nüchterne Statistik des traditions­reichen Wettbewerb­s entgegen: Nur vier der 22 Werke dieses Jahr waren aus weiblicher Hand. Eine Goldene Palme gewonnen haben überhaupt erst drei Frauen – seit 1946. (dpa; Foto: Gao Jing, XinHua/dpa)

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Mikey Madison

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