Das ewige Trauma
Mit Eternauta ist erstmals das berühmteste Comic Argentiniens auf Deutsch erschienen
Die Geschichte des monumentalen Werkes ist untrennbar mit dem Schicksal seines Schöpfers Héctor Germán Oesterheld verknüpft. Das 1957 erstmals in dem argentinischen Comicmagazin Hora Cero erschienene Science Fiction-Epos „El Eternauta“erzählt vom Kampf eines Familienvaters gegen eine überirdische Macht die seine Heimat Buenos Aires zerstören will. Der Protagonist Juan verwandelt sich, nach dem er seine Familie verliert, in den namensgebenden „ewigen Reisenden“durch Raum und Zeit, um Frau und Tochter wiederzufinden und die nur „SIE“genannten Außerirdischen zu bekämpfen. 20 Jahre nachdem der ebenfalls in Buenos Aires lebende Oesterheld sein extrem erfolgreiches Comic schrieb, folgte er seinen vier Töchtern in den Untergrund im Kampf gegen die Militärdiktatur. Alle fünf starben wohl in den Foltergefängnissen der Junta und gehören wie abertausende Oppositionelle zu den bis heute „Verschwundenen“, die von der bis 1983 herrschenden Diktatur ermordet wurden. Nicht nur die prophetischen Parallelen von „Eternauta“zu dem tragischen Schicksal Oesterhelds und seiner Töchter festigten den Status des Werkes als wichtigen Bestandteil der jüngeren argentinischen Kulturgeschichte. Auch das Sujet einer auf der Erde angesiedelten Science Fiction-Geschichte mit den ausdrucksstarken, am italienischen Fumetto angelehnten Schwarzweiß-Zeichnungen von Francisco Solano Lopez, galten als Innovation in der grafischen Erzählung. „Eternauta“nahm das Drama eines ganzen Landes vorweg, zurück bleibt das Trauma der Hinterbliebenen über das Schicksal ihrer Angehörigen, das bis heute nur unzureichend aufgearbeitet wurde. Oesterhelds Witwe Elsa starb im Juni 2015, vorher erzählte sie die Geschichte über das Verschwinden ihrer Familie dem (2/15). Bis Mitte April kann man noch die von Anna Kemper zusammen mit dem Avant Verlag gestaltete Ausstellung „Der Mythos Eternauta“im Literaturhaus Stuttgart besuchen.