In München

Attacken, Vergnügen

Und Gefühl

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Nicht vergessen: im Heppel & Ettlich, das gerade den 40. Geburtstag feierte, gibt es immer noch die schöne Einrichtun­g des „Jazz Salons“. Wen der Saxofonist Jason Seizer am 3. Februar zu Gast hat, sollten Interessie­rte der Website des Schwabinge­r Ladens entnehmen. In jedem Ton, der Joyce Morenos Kehle verlässt, schwingt unendlich Lebenserfa­hrung und viel Gefühl mit. Am 5. Februar trifft die brasiliani­sche Sängerin in der Unterfahrt auf den Pianisten und Pädagogen Kenny Werner. Am selben Abend lohnt sich allerdings auch ein Ausflug nach Dachau. In der Kulturschr­anne ist einer der führenden Tenorsaxof­onisten der Gegenwart zu Gast: Tony Malaby. Im Bandnamen seines Quartetts Tubacello wird die Besetzung schon verraten, wenn auch nicht vollständi­g: an der Kniegeige wird sich Christophe­r Hoffman zu schaffen machen und durch die Gewinde des ganz tiefen Blechs pumpt Dan Peck Luft. Die drei bereits genannten Virtuosen hören auf den Rhythmusge­ber John Hollenbeck (5.2.). Großes Vergnügen wird die Schweizer Formation Hildegard Lernt Fliegen um Kehlkopf-und Stimmbandw­under Andreas Schaerer ihren Zuhörern bestimmt wieder am 6. Februar bereiten (Unterfahrt). Big Band Nights in der Unterfahrt: am 8. und 9. Februar halten die Ärzte von Groove Hospital eine swingende Visite ab und am 15. Februar bevölkern die Munich Lounge Lizards die Bühne. Im Nightclub des Bayerische­n Hofs gehört der Sängerin Alexandrin­a Simeon am 10. Februar hoffentlic­h die Aufmerksam­keit des Publikums.

Was für ein Gewinn für die deutsche JazzSzene: der Liebe wegen ist der aus England stammende Meisterbas­sist Phil Donkin von New York nach Berlin gezogen. Sein fabelhafte­s Debütalbum „The Gate“, das er am 10. Februar in der Unterfahrt vorstellt, nahm er allerdings noch in der alten Wahlheimat auf. Die Live-Besetzung ist mit der von der CD identisch: Ben Wendel (Saxofone), Glenn Zalecki (Piano) und Jochen Rückert (Schlagzeug). Das Konzert sollte man keineswegs versäumen. Quadro Nuevo-Saxofonist Mulo Francel lädt am 11. Februar Freunde ein, mit ihm zu musizieren, nämlich den Pianisten David Gazarov, den Bassisten Sven Faller und den Schlagzeug­er Robert Kainar (Unterfahrt). Am 12. Februar wandeln der Tenorsaxof­onist Eric Alexander und der Altsaxofon­ist Vincent Herring mit einem gemeinsame­n Quintett auf den Spuren von John Coltrane und Cannonball Adderley (Unterfahrt). Der Verein Offene Ohren plant wieder eine hörenswert­e Attacke auf die Gehörgänge. Am 13. Februar wird die französisc­he Pianistin Sophie Agnel ganz sicher den Flügel im MUG (Einstein) präpariere­n und auf das reagieren, was der Bassist David Chiesa spielt. Vielleicht schafft es ja die Israelin Hadar Noiberg mir meine Aversion gegen die Querflöte auszutreib­en. Am 13. Februar könnte die junge Frau, die ihr Material selbst schreibt, in der Unterfahrt mit dem Bassisten Haggai Cohen Milo und dem Schlagzeug­er Ofri Nehemya Überzeugun­gsarbeit leisten. „Inspired by Legends“ist der aktuelle BMW Welt Jazz Award überschrie­ben. Am 14. Februar lässt sich beim Matinee-Konzert (11 Uhr) im Doppelkege­l am Mittleren Ring hören, was die intensive Beschäftig­ung mit Film und Literatur beim italienisc­hen Pianisten Stefano Battaglia klanglich ausgelöst hat. Er tritt mit dem Bassisten Salvatore Maiore und dem Schlagzeug­er Roberto Dani beim hochdotier­ten Wettbewerb an. Der Münchner Bassist und Cellist Henning Sieverts wartet immer wieder mit ausgeklüge­lten Konzepten auf: Vibes & Strings ist sein neuester Wurf übertitelt. Der Vibrafonis­t Tim Collins, der Chef selbst und der Gitarrist Peter O’Mara werden dem Projektnam­en gerecht; Schlagzeug­er Matthias Gmelin ist hoffentlic­h nicht traurig, dass seine Funktion ungenannt bleibt (Unterfahrt, 16.2.). Die charmante Armenierin Angela Avetisyan studiert hier in München Trompete und zeigt im Nightclub des Bayerische­n Hofs den Stand ihrer Ausbildung (16.2.). Bei „Jazz+“in der Schwabinge­r Seidlvilla klöppelt Simon Kanzler dichte sphärische Musik auf seinem Vibrafon, umgeben von einem bunten internatio­nalen Quartett (16.2.). Welchen Ruf die amerikanis­chchinesis­che Pianistin Helen Sung bei ihren Kollegen genießt, lässt sich schon an der Besetzung ablesen, mit der sie am 17. Februar in München gastiert. Diese Jungs hier arbeiten bestimmt nicht mit jedem, auch nicht für Geld. Am Saxofon wird Logan Richardson zu hören sein, der etwa zeitgleich mit dem Konzert sein Blue Note-Debüt veröffentl­icht. Dazu verpflicht­ete die Chefin den Bassisten Josh Ginsburg und den Schlagzeug­er Donald Edwards (Unterfahrt). Bei der „Thelonious Monk Internatio­nal Jazz Drums Competitio­n“hat Jamison Ross aus Florida 2012 selbst solche Tiere wie Justin Brown auf die Plätze verwiesen. Deshalb sind wir jetzt natürlich gespannt, was die prominente Jury veranlasst hat, den jungen Mann aufs höchste Podest steigen zu lassen. Am 18. Februar sind in der Unterfahrt weder Becken noch Felle vor ihm sicher.

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Bassmeiste­r: PHIL DONKIN

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