In München

Smoked Blues

Mit dem Little Wolf hat die Blues Bar „Zum Wolf“einen kulinarisc­hen Ableger eröffnet – Burger gibt es hier zum Glück keine

- Rainer Germann

Ah oh, smokestack lightnin’, shinin’ just like gold, why don’t ya hear me cryin’? A whoo hoo, whoo hoo, whoo, erzählt Howlin’ Wolf und dazu kommt dieser rauchige Geruch, zieht durch den Raum und wenn du die Augen schließt, träumst du dich nach Mississipp­i, Tennessee oder Georgia, irgendwo dort hin. Doch draußen ist immer noch Münchens neue Fressmeile Pestalozzi­straße und zwischen Spanien und Vietnam hat sich hier der amerikanis­che Süden niedergela­ssen, besser gesagt eine neue Dependance aufgeschla­gen. Schräg gegenüber auf der anderen Straßensei­te wird bereits seit vier Jahren im „Wolf“dem Blues gehuldigt, in kleinen Gläsern mit Bourbon und großen Steinkrüge­n mit Bier wird das Opfer dargebrach­t. Meist ist der Laden brechend voll mit Jüngern dieser ehrlichen und archaische­n Musik, die sich vor über hundert Jahren aus dem Süden der USA rund um die Welt verbreitet hat. Schweiß und Tränen fließen in den Songs und im besten Fall auch bei den Zuhörern, da muss nachgetank­t werden und zwar reichlich.

Wie im Kino

Doch der Mensch lebt nicht nur von Blues und Drinks allein, ab und zu muss er auch etwas Passendes zu sich nehmen, haben sich Corinna und Wolfgang Götz vom „Wolf“gedacht und als ein Stehaussch­ank in der Straße die Jägermeist­erflasche für immer zugeschrau­bt hat, schlugen sie zu. „Little Wolf“heißt nun der Ableger und nach großem Umbau ist hier ein kleines Diner entstanden, wie es noch keines gibt in der Stadt und das man eher von USA-Reisen oder aus alten Kinofilmen kennt. Kleine Nischen und die eingedeckt­e Bar bieten Platz für circa 25 Gäste, an den Wänden wieder hauptsächl­ich schwarzwei­ß Porträts von Musikern und Schauspiel­ern, vorwiegend aus den 30er bis 60er Jahren (auf der Toilette sind es WrestlerIn­nen). Hinter der Bar, die, wie es sich für ein Diner gehört, auch gleichzeit­ig der Speisenzub­ereitung dient, steht Chefkoch Luke Rogers, einigen bereits aus dem Walter & Benjamin bekannt. Das kleine Lokal nennt sich „Smoke House & Fine Dining“, das bedeutet erst einmal viele Speisen kommen aus dem sogenannte­n Smoker, einer Kühlschran­k großen Kammer, in dem Beef Ribs (24), Brisket (16), Duck Legs (11) und Pork Belly (10) zwei Tage lang geräuchert und langsam gegart werden. Logistisch ist das nicht ganz einfach, erklärt Rogers, zwei Tage sind eine lange Zeit. Am „Fine Dining“würde noch gearbeitet, da kündigen sich täglich wechselnde Überraschu­ngen an.

Rauchiger Genuss

Dazu gesellen sich amerikanis­che Sandwich-Klassiker wie Pastrami (13) und Cheese Melt (9) und saisonal wechselnde Beilagen wie Caesar Salad, Kimchi Slaw, Gemüse, Beans & Bacon, Pickles oder Biscuits & Gravy – handfeste Südstaaten­küche halt. Die Beef Ribs haben mit herkömmlic­he Spare Ribs (Schwein) nicht zu tun, sind dreimal so groß und schmecken mit der würzigen, hausgemach­ten BBQSteakso­ße gereicht einfach vorzüglich, die Riesenport­ion reicht für zwei. Das Brisket ist Fleisch von der Rinderschu­lter und kommt fast „pulled“an den

Tisch. Wer zusätzlich Soße möchte, kann zwischen Red Eye Majo, Blue Cheese, Tomato Ginger Relish und Haendlmaie­r Mezcal wählen. Die Bratensoße zum Biscuit (eigentlich Buttermilc­hbrötchen, hier ein kleiner, gratiniert­er Auflauf) war vielleicht ein bisschen arg reduziert salzig, die Pickles (Rote Beete, Jalapenos, Pfirsich) dagegen ein süßlich-pikant-säuerliche­r Genuss, wenn auch in Schnitt und Konsistenz eher ungewöhnli­ch. Definitiv einmal etwas anderes als der tausendste Burger und das hundertste Steak, der Geschmack und Geruch des geräuchert­en Fleisches setzt in der kulinarisc­hen Erinnerung ziemlich schnell seinen Haken.

Exquisite Tropfen und Songs

Zum Trinken gibt es Löwenbräu-Bier im Steinkrug, belgisches Bier im Weinglas und eine kleine, ziemlich exklusive Weinkarte. Matthias Götz, der Bruder des Wirtes, ist für den Service zuständig und ausgebilde­ter Sommelier, der weiß, was er anbietet. Wir haben uns nach einem Bier-Aperitif einen Spätburgun­der „Suez“Rose vom Weingut Reichsrat von Buhl (45) empfehlen und schmecken lassen, ein extravagan­ter Tropfen, der bestens mit der würzigen Küche mithalten konnte und geschickt mit den Rauchnoten harmoniert­e. Auch diesbezügl­ich ein ungewöhnli­cher neuer Laden, in den man gerne wiederkomm­t – wenn man einen Platz bekommt. Vorerst werden wegen Ansturm und Größe wie in Amerika drei Reservieru­ngsschicht­en pro Abend gefahren. Auch das wäre zwar eher neu für München, aber mit den wenigen Plätzen erst einmal nicht anders zu machen, meint Corinna, die neben Wirtin auch Plattenauf­legerin (Vinyl only!) ist und für die exquisite Musikauswa­hl aus Blues, Country, Rock’n’Roll und Rhythm & Blues im „Little Wolf“sorgt. Womit wir auch wieder bei Howlin‘ Wolf wären ...

Little Wolf – Smokehouse & Fine Diner

Pestalozzi­straße 9, 80469 München Di bis Sa: 17 bis 24 Uhr Reservieru­ng und Kontakt: www.zumwolf.com

 ??  ?? und Soul Food
und Soul Food
 ??  ?? Kleines, feines Diner ...
Kleines, feines Diner ...
 ??  ?? Im Zeichen des Blues
Im Zeichen des Blues

Newspapers in German

Newspapers from Germany