Ach, Hollywood, Du Schöne!
Musts, Nicht-Musts, Guilty Pleasures
Eddie (Josh Brolin) ist in einem der großen Studios Anfang der 1950er der Mann für alle Fälle. Als der Star des Monumentalfilms „Hail, Cesar!“, Baird Whitlock (George Clooney) entführt wird, die Dreharbeiten unterbrochen werden müssen und ihm zwei sensationshungrige Journalistinnen auf den Fersen sind, behält Eddie die Nerven. Die braucht er auch, angesichts weiterer Herausforderungen ... Hail, Caesar! ist eine verrückte HollywoodFarce von den Coen-Brüdern. Scarlett Johansson (als schwangere Wassernixe), Tilda Swinton (in der Doppelrolle der Pressedamen) und Ralph Fiennes (als gspinnerter Regisseur) sind mit von der Partie. Ein Vergnügen. Auch für alle, die sich nicht mit Filmgeschichte auskennen. Filmfreaks freuen sich noch mehr. (Ab 18.2.)
Lebewohl. Julián und Tomás kennen sich seit ihrer Kindheit und treffen sich nach Jahren in Madrid wieder. Schauspieler Julián lebt dort mit seinem Hund Truman, er ist von seiner Frau getrennt und sein Sohn studiert in Amsterdam. Informatiker Tomás dagegen hat Job, Frau und Kinder in Kanada. Es scheint, als hätten sich die beiden Freunde nie aus den Augen verloren. Julián und Tomás verbringen ein paar unvergessliche Tage miteinander, lachen, schwelgen in Erinnerungen, weinen … Denn Freunde fürs Leben ist eine berührende Tragikomödie ums Abschiednehmen, Julián hat Krebs, will seine letzten Tage nicht mit Therapien verbringen, sondern letzte Dinge regeln oder klären, was aus Truman, der geliebten Dogge, werden soll. Regisseur Cesc Gay bringt hier Südamerikas Superstar Ricardo Darin und Javier Camara zusammen. Preis für die besten Darsteller in San Sebastian. Publikumspreise in Toronto und Zürich. Nominiert für sechs Goyas. (Ab 25.2.)
Ausbruch. Seit dem Tod ihrer Eltern leben fünf Schwestern im Haus ihres Onkels und der Großmutter, in einem Dorf, weit weg von Istanbul. Nach der Schule toben sie gern mit den Jungs herum. Die Dörfler finden das sittenwidrig. Die Mädchen dürfen nicht mehr zur Schule, müssen zu Hause bleiben, sollen verheiratet werden. Die aber wehren sich, versuchen, ihrem Gefängnis zu entfliehen. Mustang, das beeindruckende Debüt der in Frankreich aufgewachsenen Regisseurin Deniz Gamze Ergüven, klingt nach gewichtigem, bedrückenden Sujet und dunklen Bildern. Kommt aber in weiten Teilen leicht und souverän daher. Als Plädoyer für Freiheit und Lebensfreude. Sehenswert. Und ein „besonders wertvoll“von der FBW. (Ab 25.2.)
Koste es, was es wolle. Roy, der fürsorgliche Vater (Michael Shannon), und sein achtjähriger Sohn Alton sind auf Amerikas Highways unterwegs. Immer in Bewegung. Allmählich beginnt man zu verstehen, weshalb Alton eine Schutzbrille tragen muss, weshalb sich religiöse Sektierer für ihn interessieren, genauso wie die Polizei und höchste Regierungskreise. Der Junge hat außer gewöhnliche Fähigkeiten, und Roy versucht, ihm seinem Schicksal zuzuführen. Midnight Special heißt das Sci-Fi-Drama von Regisseur und Drehbuchautor Jeff Nichols, in dem auch Adam Driver und Kirsten Dunst eine Rolle spielen. Läuft im Wettbewerb der Berlinale, mal sehen, ob er Jurypräsidentin Meryl Streep gefällt. (Ab 18.2.)
Alles perfekt. Katharina und Steffen sind liiert, bewohnen ein schickes Loft, haben Freunde, verdienen gut. Und wollen doch nochmal von vorn anfangen. Euphorisch zersägen sie ihr Mobiliar, verschenken ihr Geld, löschen ihre Accounts – bekommen bald neue Zweifel, ob das denn alles so richtig ist, und entdecken, dass es um Liebe geht. Lichtgestalten heißt der neue, faszinierende Film von Christian Morris Möller („Vier Fenster“), ein intensives Kammerspiel mit Max Riemelt und Theresa Scholze. Sehenswert! (Werkstattkino, ab 25.2.)
Bis das Blut gefriert. Greta („Walking Dead“-Star Lauren Green) ist eigenen Traumata in den U.S.A. entflohen und jobbt in England, in einem Herrenhaus. Die Besitzer, ein altes Ehepaar, verreisen – und Greta soll inzwischen eine Porzellanpuppe betreuen, so, als wäre sie der achtjährige Sohn der beiden, Brahms, der vor zwei Jahrzehnten bei einem Brand ums Leben kam. Eine Gutenacht-Geschichte erzählen, ihn niemals alleine lassen – dann würde Brahms auch nett zu ihr sein. Greta hält die beiden Alten für gspinnert, amüsiert sich mit dem Kurierfahrer Malcolm (Rupert Evans) und hat bald erheblichen Ärger mit der Puppe und dem Haus. Türen knarren, Sachen verschwinden, das Telefon klingelt ... The Boy istein wunderbar altmodischer Horrorfilm vom Genrefachmann William Brent Bell, ein schöner Gruselspaß – aber, Achtung, mit Albtraumqualitäten für allzu junge Zuschauer. (Ab 18.2.)
Chile zum Gruseln. Am 11. September 1973 stürzt General Augusto Pinochet die Regierung in Santiago. Und Pressefotograf Daniel (Daniel Brühl) wird in die faschistoide, pseudoreligiöse Colonia Dignidad verschleppt. Dort führt Paul Schäfer (Mikael Nyquist) ein schreckliches Regiment: Mit Drogen, sexuellem Missbrauch, Zwangsarbeit, perfider Folter. Lena (Emma Watson), eine Stewardess, lässt sich freiwillig in die Kolonie aufnehmen, um ihren Freund Daniel wieder zu finden. Zu zweit versuchen sie aus dem Lager zu entkommen ... Florian Gallenberger („John Rabe“) versucht sich mit Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück erneut an einem historisch basierten Genrefilm. Die Kolonie mit ihrem Nazi-Sektenführer ist dabei nur die Horror-Kulisse fürs Liebes-Drama. (Ab 18.2.)
Wer wissen will, wie es wirklich war, sollte sich Martin Farkas‘ Dokumentarfilm Deutsche Seelen – Leben nach der Colonia Dignidad ansehen. Der erzählt vom Versuch der Sektenmitglieder, trotz ihrer schrecklichen Geschichte, als Kollektiv weiter zu bestehen. Deutsche Geschichten: Von Verdrängung, Sehnsucht, romantischer Schwärmerei und tiefster Verzweiflung. Wie totalitäre Systeme wirklich funktionieren. (Werkstattkino, Sa/So 27./28.2.)
Illusionen. Inzwischen sollte jedem klar sein, dass das drängendste Problem unserer schönen Republik im strukturellen Fremdenhass besteht. Was das für die Betroffenen bedeutet, wissen die Angehörigen der Opfer der Anschläge des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds am besten. In Andreas Maus‘ eindrücklichem Dokumentarfilm Der Kuaför aus der Keupstraße geht es um den Nagelbombenanschlag des NSU im Juni 2004 vor einem türkischen Friseursalon in Köln. Die Polizei hielt jahrelang die Opfer für die Täter. (Mo 22.2. mit Regiegespräch im City-Kino – und ab 25.2.)
Einer der Helden des American Football, Mike Webster (David Morse), hatte als Center der Pittsburgh Steelers ganze vier Mal im Super Bowl gesiegt, wurde später von Gedächtnislücken, Depressionen, Kopfschmerz geplagt und starb mit 50 Jahren. Bei Websters Autopsie konstatiert Dr. Bennet Omalu (Will Smith) ein Hirntrauma, dass er, wie bei anderen Ex-Footballspielern auch, auf die wüsten Gepflogenheiten in der National Football League zurückführt. Klar, dass der engagierte Doktor unter massiven Druck gerät, als er seine Ergebnisse veröffentlicht. Nur der ExMannschaftsarzt der Steelers (Alec Baldwin) hält zu ihm. Der spannende Enthüllungsthriller Erschütternde Wahrheit von Peter Landesman basiert auf wahren Begebenheiten. Will Smith brilliert. (Ab 18.2.)
Du hast keine Chance, aber nutze sie. Pianist Andi und Lebenskünstler Benno, beide sterbenskrank, lernen sich in einem Hospiz kennen. Und beschließen, gemeinsam den „geilsten Tag“ihTraumfabrik.
Lebens zu erleben. So kurz vor Schluss kann man auch mal mit gestohlenem Geld nach Afrika verreisen. Klar, dass die beiden schließlich erkennen, dass es gar nicht um letzte Abenteuer geht. Der geilste Tag heißt die Tragikomödie von und mit Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz. Soll Kult werden, gesehen aber haben wir’s noch nicht. (Ab 25.2.)
Raubzug. Wenn Amis das schon selber sagen ... Rückständig sind sie – was das Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsystem angeht. Und könnten sich ein Beispiel nehmen an Ländern in Europa, Asien, im Maghreb. Das weiß auch Michael Moore – und erobert, im Stil der US-Army, einfach fremde Länder, um zu sehen, was sich da holen lässt. In gewohnt ironischer, polemischer Manier. Schwangerschaftsurlaub? Straffreiheit für Drogen? Umsonst studieren? Where To Invade Next ist, wie jeder MichaelMoore-Film, von „Roger & Me“über „Fahrenheit 9/11“bis „Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte“, eine mit Verve erzählte Doku-Comedy. Anstößig, weil in grell-absurden Farben pinselnd. In Zeiten von Trump, Pegida und gesundem Volksempfinden geradezu ein Ausbund an aufklärerischem Tun. (Ab 25.2.)
Schrill. Das unterbelichtete Supermodel Derek (Ben Stiller) und sein sexsüchtiger Kollege Hansel (Owen Wilson) müssen eine bizarre Mordserie an Prominenten lösen, bei der der irre Modezar Mugatu (Will Ferrell) und die neue Fashion-Diva Alexanya Atoz (Kristen Wiig) ihre Finger im Spiel zu haben scheinen. Als ersten erwischt es den armen Justin Bieber, der vergeblich vor einer Motorradgang zu fliehen sucht ... Mit Zoolander No. 2 setzt Ben Stiller seine schräge Komödie von 2001 fort: Mit ungezählten Auftritten von Stars und Prominenten, wild wucherndem Chaos und absurdem Witz. (Ab 18.2.)
Schwaben darf man auch nicht trauen! Schrottsammler Uwe ist eine unbeliebte Lokalgröße im kleinen Matringen. Säuft wie ein Loch und schwätzt zu viel. An Fasching ist er hageldicht, hat aber die schöne Susi blutüberströmt in einem Auto gesehen. Susi ist verschwunden. Ihr Freund Steffen nimmt Uwes Aussagen ernst, Steffens Mutter, die Polizeikommissarin auch – allerdings, weil sie Uwe für den Mörder hält. Als ihn bald das ganze Kaff verdächtigt, muss Uwe selbst ermitteln ... Trash Detective heißt der schräge schwäbische Heimatkrimi von Maximilian Buck, der damit sein Regiestudium in Ludwigsburg abschließt. Große Klasse: Sein Hauptdarsteller Rudolf Waldemar Brem, der schon bei Fassbinder vor der Kamera stand. Und dass do grad aso zugoaht und die Leut so ausschauet wie in „Fargo“, isch koi Zufall, sondern pure Absicht! (Ab 18.2.)
Überlebenskünstler. Zwei hausen in den Flutkanälen von Las Vegas. Dave in einem alten Bunker. Und April übt in der Wüste für die Marsmission. Also „Oben“, „Mitte“, „Unten“. Above And Below von Nicolas Steiner ist ein Film-Essay, ein audiovisuelles Feuerwerk mit spannenden Soundtrack und philosophischem Anspruch. Vielfach preisgekrönt. (Werkstattkino, ab 25.2.)
Im Wohnmobil. Kreuz und quer durch Südafrika, Lesotho und Swaziland führte die zweimonatige Reise von Christian Wüstenberg und Silke Schranz, die sie in Südafrika – Der Kinofilm eindrücklich dokumentieren. Von den Machern von „Die Nordsee von oben“. (Ab 25.2.)
Dina und ihre Mutter Melussina können anderen Menschen in die Seele sehen. Melussina soll den Königssohn dazu bewegen, einen Mord zu gestehen, den er nicht begangen hat. Als sie sich weigert, wird sie gefangengenommen. Nun liegt es an Dina, die Welt von Hexen und Drachen zu befreien. Die Hüterin der Wahrheit – Dinas Bestimmung ist ein Fantasy-Abenteuer nach der Buchreihe der dänischen Kinderbuchautorin Lene Kaaberbøl. (Ab 18.2.)
Wie bei Menschens. Eichhörnchen Frankie wehrt sich gegen einen Konzern, der den Wald abholzt und alle Eicheln sammelt. Zusammen mit anderen Wildtieren plant er einen kühnen Raubzug. Voll auf die Nuss ist ein durchschnittlicher Animationsfilm auf den Spuren von „Ocean’s Eleven“. (Ab 18.2.)