Mama, erzähl vom Krieg
Von Schlachten, die nicht nur die Wellküren geschlagen haben
Was für Triumph. Sie haben ihn gewonnen – den 30-jährigen Krieg. Gegen Franz Josef Strauß und Streibls Amigos. Gegen den Paragraphen 218 und den Musikantenstadl. Sie standen vor Wackersdorf, kämpften gegen verseuchtes Milchpulver, das Waldsterben und den sauren Regen an. Sie zogen gegen Pershing II und den NATODoppelbeschluss in die Schlacht. Und sie haben Rinderwahn, Vogelgrippe, Frauen-Diskriminierung, Silikon und den Millennium Bug niedergerungen. Und natürlich haben sie sich auch gegen Laktose, Gluten und überhaupt gegen alle Intoleranten durchgesetzt. Die Rede ist von Moni, Burgi und Bärbi, den siegreichen Wellküren. 30 Jahre stehen sie nun schon auf der Bühne. Und wie stolz sind sie darauf. Mit aktuellem Spott und neuen Gstanzln geht es auf in den nächsten Kampf. (Lustspielhaus, 23. und 24.2.)
Baby Bubble dagegen hat zunächst einmal alles verloren – Papiere, Aufzeichnungen, seine Musik und das Allerschmerzlichste: natürlich auch seine vielen Kostüme, Perücken und den ganzen Flitter. Ein Feuer ausgerechnet am ersten Weihnachtsfeiertag vergangenen Jahres brachte den stadtbeliebten Travestiekünstler fast um seine Existenz. Doch Hilfe naht bereits: Die Erlöse der „Großen Travestie-Benefizgala” gehen zu Bubbles Gunsten. Immerhin zehn namhafte Verkleidungs- und Verführungslieberhaber aus der Bundesrepublik hat Lady Lords dafür zusammengetrommelt. Hingehen! (Schlachthof, 24.2.)
Wie wichtig es ist, sich stilecht in Szene setzen zu können – und das Getragene dann nicht minder stilvoll wieder zu entblättern -, wissen natürlich The Filly Follies ganz genau. Sie ziehen derzeit mit ihrem „Midnight Circus“alle Blicke auf sich. Und darunter sind besonders gierige Blicke. (Drehleier, 19. und 20.2.)
Keine Utensilien braucht Peter Spielbauer auf seiner kleinen Bühne. Hat er doch einen Kopf voller genialer, darunter mit Sicherheit auch vieler angenehm wirrer Gedanken dabei. „Alles Bürste“wagt den Versuch, auf Ganze zu gehen. Genauer gesagt, auf ein geschlossenes Weltbild zu zielen. Spielbauer sieht das Große Ganze. Dumm nur, dass er noch immer zweifeln muss, ob das Große Ganze auch ihn sieht. Er gibt jedenfalls so schnell nicht auf. (Gasteig Black Box, 24.2.)
Christof Spörk reist nie ohne seine Geliebte, seine Gespielin an. Diese war bislang in allen Ton- und Lebenslagen dabei. „Ebenholz“nennt er das Programm, die sich vor ihr verneigt – seiner Klarinette. Sie ist aus eben jenem Holz gezimmert, aus dem auch die Sprungschanze gefertigt wurde, über die sich Spörk in sein kabarettistisches Hauptabendprogramm stürzt. (Vereinsheim, 18.2.)
Christian Hölbling könnten humoristisch rundum Gebildete bestens kennen – dann allerdings als Kunst-Kultfigur „Helfried”. Mit selbigem war der Österreicher die letzten 15 Jahre herumgetingelt – vom Jadebusen bis zum Berner Oberland. Doch damit nun genug: Hölbling hat den kackbraunen Anzug in den Schrank verbannt und die Spießerbrille ins Klo geworfen. Endlich darf er wieder Dialekt reden – und all die Weisheiten verbreiten, die man in unserem Nachbarland so gerne ausbrütet. Bei einem Achterl oder mehr. (Drehleier, 26.2.)
Hierzulande wird’s ja vermeintlich immer nur dann wirklich lustig, wenn das Bier fließt. Besonders komisch muss es – dieser Logik folgend – beim Starkbieranstich zugehen. Nein, gemeint ist ausnahmsweise mal nicht das weißblaue Derbleck’n-Staatstheater am Nockherberg, sondern der Moment, in dem Christian Springer überschäumt. Ihm hat man die erste Maß Triumphator gereicht. Nun wird losgesprudelt – bissig, bös und bockig. Unterstützt wird er bei seinem satirischen Festamt von Christine Eixenberger und der Gruppe Heimatdamisch, einem Ableger der geschätzten Bananafishbones. (Löwenbräukeller, 18.2.) Wenn man schon in Fahrt ist, sollte man am selben Ort auch nicht das Singspiel Monarchie trifft Anarchie, verzapft von Winfried Frey, verpassen. Auch hierbei hilft ein kräftiger Schluck aus dem Fastentrunk. (Löwenbräukeller, 2. und 9.3.)
Wer sich über landesübliche Gebräuche und die zugehörigen Sauereien unter Anleitung wundern möchte, der muss Lisa Catena ein Ohr leihen. Die junge Schweizerin hat unlängst erst den ersten Preis beim „Kabarett Kaktus“-Wettbewerb gewonnen. In ihrem neuen Programm kann man ihr dabei folgen, was sie in diesem Land alles so merkwürdig findet. Dargeboten wird das mit kesser Läs-
sigkeit und besonders hoher Schlagfertigkeit. „Ja schon, aber“-Bedenkenträger haben es bei ihr besonders schwer. Kurios gepaart ist ihr Auftritt mit jenem des zweiten „Kaktus“-Gewinners: Marvin Spencer ist ein gebürtiger Bielefelder, der in Hamburg wohnt. Auch er hat einen entspannt-anarchischen Blick auf seine Heimat. Und auch ihm kann man getrost Glauben schenken, blickt er doch durch eine scharf geschliffene Brille. Spencer ist hellhäutiger Halb-Jamaikaner, studierter Islamwissenschaftler und Enkel einer streitbaren Gelsenkirchener StreitschlichterOma. (Drehleier, 18.2.)
Ein „München-Special“gönnt uns der weitgereiste Klamauk-Entertainer Sven Ratzke, der in Kennerkreisen als echtes Gesamtkunstwerk gilt. Und das liegt nicht nur an seinen rattenscharfen roten Glitzeranzügen. Ratzke singt wie kaum ein Zweiter, er kokettiert mit seiner Androgynität, liebt wilde Geschichten, irrwitzige Einfälle und macht ganz einfach ziemlich geile Musik. Nun hat er aus dem Fundus seiner großen Programme einfach mal das Beste für München herausgesucht. So selbstlos ist er. (Lach- und Schießgesellschaft, 20. bis 24.2.)
Sehr heimatverbunden präsentiert sich Thomas Darchinger, was sich auch an seinem Programmtitel „A gmade Wiesn“ablesen lässt. Dahinter verbirgt sich einer dieser Abende, die neubayerisch „Bavarical“heißen. Heraus kommt eine Sprechoper – angeblich so scharfzüngig wie ein Mähwerk und frisch wie das eben geschnittene Gras. Inhaltlich befeuert wird es durch Texte von Valentin, Otti Fischer, Ganghofer, Konstantin Wecker, Friedrich Ani und vom Darchinger-Bua selbst. (Hofspielhaus, 28.2.)
Wo wir gerade beim Thema sind: Den überfälligen Beweis, dass sich losgelöstes Denken und nicht minder ungezwungen musikalische Improvisation verbinden lassen, treten die Herren Rafael Mayer und Stephan Weiser an. Sie verkünden nicht ganz zu Unrecht: „Valentin ist Jazz“. Humor aus dem Stegreif und Jazz aus der Hüfte! (Hofspielhaus, 18.2.)
Matthias Matuschik und Susanne Rohrer wollen schließlich beweisen, dass sich Männer und Frauen eben doch was zu sagen haben. „Wir müssen reden“zielt auf Harmonie ab. Obwohl: Einiges gibt es eben doch noch zu klären. Etwa die Frage, ob die Histaminunverträglichkeit nicht etwa doch einer Lactoseintoleranz vorzuziehen ist. Warum nicht? (Lustspielhaus, 21.2.)