Memento mori
Digitales, Design, Schmuck und der Tod
Dass es langsam auf den Frühling zugeht, merkt man auch am Kunstaufkommen. Es wird quirliger. Aber auch digitaler. Zum zweiten Mal präsentiert die Kunstmesse unpainted lab 3.0 (18. bis 21. Februar, Infos unter: unpainted.net) im @mixedMUnichArts (MMA) Digital- und Medienkunst. Über 30 Künstler aus Zagreb, Istanbul, Wien, New York oder den Haag sind eingeladen und zeigen aktuelle Arbeiten. Dazu gibt es Performances, Gespräche und Workshops. „Es wird ein dynamisches Programm zu sehen sein, das die Medienkunst unserer Zeit sowohl inhaltlich, technisch als auch formal reflektiert.“Das verspricht die künstlerische Leiterin Annette Doms. Das Spektrum reicht von Computerspielen, über 3D-Skulpturen, interaktive Netzkunst, Bewegtbilder und Virtual Realities bis hin zur sogenannten Post-Internet-Art. Wie digital ist Kunst heute? Hier kann man es herausfinden.
Für uns Münchner ist Südkorea einfach sehr, sehr weit weg. Aber wir haben Glück, denn im Rahmen der „Munich Creative Business Week 2016“kommt Korea zu Besuch: Die Ausstellung Korea now! Korean Crafts & Design (20. Februar bis 28. März) im Bayerischen Nationalmuseum bringt asiatisches Design und Kunsthandwerk nach Bayern. Über 300 Exponate, darunter Schmuck, Keramik und Möbel sowie Objekte aus Papier, Metall und Textilien geben Einblick in die fernöstliche Design-Vielfalt. Was die Arbeiten so besonders macht, ist die Symbiose aus Handwerkskunst und innovativen Techniken. Die kontemplative Ausstrahlung zeugt von einem tiefen Verständnis für Material, die originelle Formensprache spiegelt die Freude am Experiment und den Anspruch, das kulturelle Erbe in die Gegenwart zu transformieren. Oder anders ausgedrückt: Einfachheit trifft Natürlichkeit, und Sinnlichkeit wird zu Schönheit.
Wer schmuck liebt, der kommt an der Sonderschau Schmuck (24. Februar bis 1. März, Infos unter: ihm-handwerk-design.com) auf der Internationalen Handwerksmesse nicht vorbei. Pflichttermin quasi. Über 700 Schmuckgestalter aus aller Welt haben sich beworben, 66 hat Peter Skubic ausgewählt. „Ah“werden jetzt einige sagen, weil sie Skubic kennen und seine wilde, contra-konforme Arbeit lieben. 1935 in Jugoslawien geboren, studierte er an der Akademie für Angewandte Kunst in Wien und fing zehn Jahre nach seinem Studium mit freien Schmuckarbeiten an, und war bald international bekannt – als Provokateur. Bis heute sind seine Objekte wild, kantig, ungezähmt und unverschämt – die Galerie Isabella Hund zeigt eine Auswahl des Meisters (26. Februar bis 18. März). Man darf also gespannt sein, welche Arbeiten Skubic für die Sonderschau ausgewählt hat, und wer dieses Jahr den renommierten Hermann-Hoffmann-Preis bekommen wird. Aber das war noch längst nicht alles. Ausgehend von der Handwerksmesse präsentiert ganz München Autorenschmuck vom Feinsten. Zum Beispiel Lisa Walker in der Galerie Biró (26. Februar bis 2. April) oder Ruudt Peters in der Galerie Spektrum (25. Februar bis 9. April) oder Gerd Rothmann in der Galerie Handwerk (25. Februar bis 2. April). Sämtliche Infos gibt es hier: munichjewelleryweek.com
Thomas Gentille. American Jeweler.(26. Februar bis 5. Juni) – auch die Neue Sammlung in der Pinakothek
widmet sich dem Thema Schmuck und zeigt eine Retrospektive des berühmten Schmuckkünstlers Thomas Gentille. 1936 im Bundesstaat Ohio geboren, feiert er dieses Jahr seinen 80. Geburtstag. Zu sehen sind 180 Schmuckobjekte, Zeichnungen und ein von ihm konzipierter und umgesetzter Film über die beiden wichtigsten Städte in seinem Leben: New York und München. Was hat er anders gemacht als andere? Gentille hat mit Materialien gespielt, hat neuartige Kunststoffe, massives Aluminium, unterschiedlichste Hölzer Pappmaché, Sägemehl und Seidenfäden verwendet. Er gilt als einer der ersten amerikanischen Schmuckkünstler, der unedle Materialien eingesetzt und damit die Wertigkeit von Edelmetallen bei der Schmuckgestaltung und -bewertung in Frage gestellt hat. Hochkarätiges Gold hat er nur für die Broschierung auf der Rückseite verwendet. Konsequent. Weil er nicht möchte, dass frühe Arbeiten als wertvoller eingestuft werden könnten, verweigert Gentille eine Datierung seines Schmucks. Und ist wieder: konsequent.
Jetzt wenden wir uns – zugegebenermaßen etwas abrupt– einem weniger schönen Kapitel des menschlichen Daseins zu: Der Tod und seine Geheimnisse (25. Februar bis 3. April) heißt die GEDOK-Jahresausstellung in der Pasinger Fabrik. Ja, da wird es per definitionem existentiell: „In einer stets auf Jugendlichkeit bedachten Gesellschaft gehören Sterben und Tod zu den großen gesellschaftlichen Tabus. Trotz aktueller Debatten um Themen wie Sterbehilfe oder Palliativmedizin sind Tod und Sterben im Alltagsleben heute nahezu unsichtbar.“Und die Aufgabe der Kunst ist es, den Tod wieder sichtbar zu machen. Die Ausstellung im 90. Jubiläumsjahr der GEDOK präsentiert künstlerische Positionen zwischen Schmerzerfahrung und Erlösungsfantasie, Politik und Privatheit, Ritual und Bewältigungsstrategie. 26 GEDOKKünstlerinnen und vier Gastkünstlerinnen stellen sich dem Thema und präsentieren Videokunst, Fotografie, Malerei, Zeichnung, Skulptur und Installation. Woody Allen hat angeblich gesagt: „Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich will nur nicht dabei sein, wenn’s passiert.“Und die Buddhisten wiederum üben das Sterben, während sie leben. Verrückt, diese Menschen.