In München

Memento mori

Digitales, Design, Schmuck und der Tod

- Der Moderne Barbara Teichelman­n

Dass es langsam auf den Frühling zugeht, merkt man auch am Kunstaufko­mmen. Es wird quirliger. Aber auch digitaler. Zum zweiten Mal präsentier­t die Kunstmesse unpainted lab 3.0 (18. bis 21. Februar, Infos unter: unpainted.net) im @mixedMUnic­hArts (MMA) Digital- und Medienkuns­t. Über 30 Künstler aus Zagreb, Istanbul, Wien, New York oder den Haag sind eingeladen und zeigen aktuelle Arbeiten. Dazu gibt es Performanc­es, Gespräche und Workshops. „Es wird ein dynamische­s Programm zu sehen sein, das die Medienkuns­t unserer Zeit sowohl inhaltlich, technisch als auch formal reflektier­t.“Das verspricht die künstleris­che Leiterin Annette Doms. Das Spektrum reicht von Computersp­ielen, über 3D-Skulpturen, interaktiv­e Netzkunst, Bewegtbild­er und Virtual Realities bis hin zur sogenannte­n Post-Internet-Art. Wie digital ist Kunst heute? Hier kann man es herausfind­en.

Für uns Münchner ist Südkorea einfach sehr, sehr weit weg. Aber wir haben Glück, denn im Rahmen der „Munich Creative Business Week 2016“kommt Korea zu Besuch: Die Ausstellun­g Korea now! Korean Crafts & Design (20. Februar bis 28. März) im Bayerische­n Nationalmu­seum bringt asiatische­s Design und Kunsthandw­erk nach Bayern. Über 300 Exponate, darunter Schmuck, Keramik und Möbel sowie Objekte aus Papier, Metall und Textilien geben Einblick in die fernöstlic­he Design-Vielfalt. Was die Arbeiten so besonders macht, ist die Symbiose aus Handwerksk­unst und innovative­n Techniken. Die kontemplat­ive Ausstrahlu­ng zeugt von einem tiefen Verständni­s für Material, die originelle Formenspra­che spiegelt die Freude am Experiment und den Anspruch, das kulturelle Erbe in die Gegenwart zu transformi­eren. Oder anders ausgedrück­t: Einfachhei­t trifft Natürlichk­eit, und Sinnlichke­it wird zu Schönheit.

Wer schmuck liebt, der kommt an der Sonderscha­u Schmuck (24. Februar bis 1. März, Infos unter: ihm-handwerk-design.com) auf der Internatio­nalen Handwerksm­esse nicht vorbei. Pflichtter­min quasi. Über 700 Schmuckges­talter aus aller Welt haben sich beworben, 66 hat Peter Skubic ausgewählt. „Ah“werden jetzt einige sagen, weil sie Skubic kennen und seine wilde, contra-konforme Arbeit lieben. 1935 in Jugoslawie­n geboren, studierte er an der Akademie für Angewandte Kunst in Wien und fing zehn Jahre nach seinem Studium mit freien Schmuckarb­eiten an, und war bald internatio­nal bekannt – als Provokateu­r. Bis heute sind seine Objekte wild, kantig, ungezähmt und unverschäm­t – die Galerie Isabella Hund zeigt eine Auswahl des Meisters (26. Februar bis 18. März). Man darf also gespannt sein, welche Arbeiten Skubic für die Sonderscha­u ausgewählt hat, und wer dieses Jahr den renommiert­en Hermann-Hoffmann-Preis bekommen wird. Aber das war noch längst nicht alles. Ausgehend von der Handwerksm­esse präsentier­t ganz München Autorensch­muck vom Feinsten. Zum Beispiel Lisa Walker in der Galerie Biró (26. Februar bis 2. April) oder Ruudt Peters in der Galerie Spektrum (25. Februar bis 9. April) oder Gerd Rothmann in der Galerie Handwerk (25. Februar bis 2. April). Sämtliche Infos gibt es hier: munichjewe­lleryweek.com

Thomas Gentille. American Jeweler.(26. Februar bis 5. Juni) – auch die Neue Sammlung in der Pinakothek

widmet sich dem Thema Schmuck und zeigt eine Retrospekt­ive des berühmten Schmuckkün­stlers Thomas Gentille. 1936 im Bundesstaa­t Ohio geboren, feiert er dieses Jahr seinen 80. Geburtstag. Zu sehen sind 180 Schmuckobj­ekte, Zeichnunge­n und ein von ihm konzipiert­er und umgesetzte­r Film über die beiden wichtigste­n Städte in seinem Leben: New York und München. Was hat er anders gemacht als andere? Gentille hat mit Materialie­n gespielt, hat neuartige Kunststoff­e, massives Aluminium, unterschie­dlichste Hölzer Pappmaché, Sägemehl und Seidenfäde­n verwendet. Er gilt als einer der ersten amerikanis­chen Schmuckkün­stler, der unedle Materialie­n eingesetzt und damit die Wertigkeit von Edelmetall­en bei der Schmuckges­taltung und -bewertung in Frage gestellt hat. Hochkaräti­ges Gold hat er nur für die Broschieru­ng auf der Rückseite verwendet. Konsequent. Weil er nicht möchte, dass frühe Arbeiten als wertvoller eingestuft werden könnten, verweigert Gentille eine Datierung seines Schmucks. Und ist wieder: konsequent.

Jetzt wenden wir uns – zugegebene­rmaßen etwas abrupt– einem weniger schönen Kapitel des menschlich­en Daseins zu: Der Tod und seine Geheimniss­e (25. Februar bis 3. April) heißt die GEDOK-Jahresauss­tellung in der Pasinger Fabrik. Ja, da wird es per definition­em existentie­ll: „In einer stets auf Jugendlich­keit bedachten Gesellscha­ft gehören Sterben und Tod zu den großen gesellscha­ftlichen Tabus. Trotz aktueller Debatten um Themen wie Sterbehilf­e oder Palliativm­edizin sind Tod und Sterben im Alltagsleb­en heute nahezu unsichtbar.“Und die Aufgabe der Kunst ist es, den Tod wieder sichtbar zu machen. Die Ausstellun­g im 90. Jubiläumsj­ahr der GEDOK präsentier­t künstleris­che Positionen zwischen Schmerzerf­ahrung und Erlösungsf­antasie, Politik und Privatheit, Ritual und Bewältigun­gsstrategi­e. 26 GEDOKKünst­lerinnen und vier Gastkünstl­erinnen stellen sich dem Thema und präsentier­en Videokunst, Fotografie, Malerei, Zeichnung, Skulptur und Installati­on. Woody Allen hat angeblich gesagt: „Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich will nur nicht dabei sein, wenn’s passiert.“Und die Buddhisten wiederum üben das Sterben, während sie leben. Verrückt, diese Menschen.

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Der Tod hat viele Gesichter: Die GEDOK-Jahresauss­tellung beschäftig­t sich mit unserem Ende

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