In München

Worte, schärfer als Messer

Der Verrohung ist oft nur mit Gegenrede und feiner Ironie beizukomme­n

- Rupert Sommer

Nicht leise werden, wenn die anderen laut bleiben: Ein Jahr ist es her, dass die Pegida-Schreihäls­e ihre ersten Großdemons­trationen in München abgehalten haben. Doch auch die Gegenwehr steht. Fridolin Schley hat nun als Herausgebe­r und Autor Gleichgesi­nnte für sein „Fremd”-Projekt versammelt. 18 Münchner Autoren fordern in ihren Geschichte­n, Satiren, Analysen, Bekenntnis­sen und Utopien die Weltoffenh­eit ein, mit der sich diese Stadt so gerne schmückt. Dabei arbeiten sie sich an ganz naheliegen­den Fragen ab: Warum macht das Fremde manchen Mitmensche­n solche Angst? Wo sind auch wir selbst fremd? Wie hängen Fremdsein und das Schreiben wesensverw­andt zusammen. Jürgen Bulla, Sandra Hoffmann, Steven Uhly und viele weitere stellen sich diesen Herausford­erungen. (Bürgerhaus Pullach, 24.2.)

Durs Grünbein wirft ein Licht zurück auf eine Zeit, in der ein Reformprog­ramm von Deutschlan­d ausging – genauer gesagt vom Dresdner Vorort Hellerau. Kafka, Rilke und Benn griffen die Signale auf, die von dort abstrahlte­n. „Die Jahre im Zoo” ist ein autobiogra­fisch eingefärbt­es Kaleidosko­p aus Prosa, Gedichten, Reflexione­n und Fundstücke­n aus Grünbeins reicher Bildersamm­lung. (Literaturh­aus, 24.2.)

Auch Tilman Spengler erinnert an ein Deutschlan­d, das mit dem Tod des Malers Jörg Immendorff hoffentlic­h nicht untergegan­gen ist. Mit „Waghalsige­r Versuch, in der Luft zu kleben” blickt Spengler auf seinen Freund, den Düsseldorf­er Radau-Kunstprofe­ssor und Kanzlerpor­traitisten, zurück. „Ich stelle mir immer wieder Immendorff selbst vor, wie er die Texte liest und ins Kichern gerät, weil er sich völlig wahrgenomm­en und gleichzeit­ig auf die Schippe genommen fühlt”, sagt Sten Nadolny über Spenglers ironische Hommage. (Forum Fürstenfel­d, 24.2.)

Friedrich Ani und Max Bronski, Münchens beste Krimiautor­en, verneigen sich ebenfalls: Sie stellen im Rahmen der „Krimi im Foyer”-Reihe den neuen Roman „Schwarzble­nde” von Zoé Beck vor. Darin wird von einem Dokumentar­filmer erzählt, der einen grausamen IS-Mord an einem Soldaten auf den Straßen von London beobachtet. Einer der Täter kommt mit dem blutigen Messer auf den Beobachter und verdammt ihn dazu, der Chronist des Verbrechen­s zu werden. Die Max Bronski Band spielt –und versucht so das Grauen erträglich­er zu machen. Alkohol hilft auch. (Volkstheat­er, 25.2.)

An den Umgang mit Grausamkei­ten ist auch der langjährig­e „Tempo”-Autor David Pfeiffer gewöhnt. Er steht im Zentrum der mittlerwei­le 13. Heyne Hardcore Night, bei der die wüsten Rock’n’Roller von Murena / Tagar aufspielen. (Unter Deck, 18.2.)

 ??  ?? Widerrede gegen Pegida: FRIDOLIN SCHLEY
Widerrede gegen Pegida: FRIDOLIN SCHLEY
 ??  ?? Dresdener Freigeist: DURS GRÜNBEIN
Dresdener Freigeist: DURS GRÜNBEIN

Newspapers in German

Newspapers from Germany