Worte, schärfer als Messer
Der Verrohung ist oft nur mit Gegenrede und feiner Ironie beizukommen
Nicht leise werden, wenn die anderen laut bleiben: Ein Jahr ist es her, dass die Pegida-Schreihälse ihre ersten Großdemonstrationen in München abgehalten haben. Doch auch die Gegenwehr steht. Fridolin Schley hat nun als Herausgeber und Autor Gleichgesinnte für sein „Fremd”-Projekt versammelt. 18 Münchner Autoren fordern in ihren Geschichten, Satiren, Analysen, Bekenntnissen und Utopien die Weltoffenheit ein, mit der sich diese Stadt so gerne schmückt. Dabei arbeiten sie sich an ganz naheliegenden Fragen ab: Warum macht das Fremde manchen Mitmenschen solche Angst? Wo sind auch wir selbst fremd? Wie hängen Fremdsein und das Schreiben wesensverwandt zusammen. Jürgen Bulla, Sandra Hoffmann, Steven Uhly und viele weitere stellen sich diesen Herausforderungen. (Bürgerhaus Pullach, 24.2.)
Durs Grünbein wirft ein Licht zurück auf eine Zeit, in der ein Reformprogramm von Deutschland ausging – genauer gesagt vom Dresdner Vorort Hellerau. Kafka, Rilke und Benn griffen die Signale auf, die von dort abstrahlten. „Die Jahre im Zoo” ist ein autobiografisch eingefärbtes Kaleidoskop aus Prosa, Gedichten, Reflexionen und Fundstücken aus Grünbeins reicher Bildersammlung. (Literaturhaus, 24.2.)
Auch Tilman Spengler erinnert an ein Deutschland, das mit dem Tod des Malers Jörg Immendorff hoffentlich nicht untergegangen ist. Mit „Waghalsiger Versuch, in der Luft zu kleben” blickt Spengler auf seinen Freund, den Düsseldorfer Radau-Kunstprofessor und Kanzlerportraitisten, zurück. „Ich stelle mir immer wieder Immendorff selbst vor, wie er die Texte liest und ins Kichern gerät, weil er sich völlig wahrgenommen und gleichzeitig auf die Schippe genommen fühlt”, sagt Sten Nadolny über Spenglers ironische Hommage. (Forum Fürstenfeld, 24.2.)
Friedrich Ani und Max Bronski, Münchens beste Krimiautoren, verneigen sich ebenfalls: Sie stellen im Rahmen der „Krimi im Foyer”-Reihe den neuen Roman „Schwarzblende” von Zoé Beck vor. Darin wird von einem Dokumentarfilmer erzählt, der einen grausamen IS-Mord an einem Soldaten auf den Straßen von London beobachtet. Einer der Täter kommt mit dem blutigen Messer auf den Beobachter und verdammt ihn dazu, der Chronist des Verbrechens zu werden. Die Max Bronski Band spielt –und versucht so das Grauen erträglicher zu machen. Alkohol hilft auch. (Volkstheater, 25.2.)
An den Umgang mit Grausamkeiten ist auch der langjährige „Tempo”-Autor David Pfeiffer gewöhnt. Er steht im Zentrum der mittlerweile 13. Heyne Hardcore Night, bei der die wüsten Rock’n’Roller von Murena / Tagar aufspielen. (Unter Deck, 18.2.)