In München

Geoffroy de Lagasnerie

- Jonny Rieder

Die Kunst der Revolte

(Suhrkamp)

Snowden, Assange, Manning – die Mandelas, Gandhis und Martin Luther Kings des 21. Jahrhunder­ts. Zornig über die Heftigkeit, mit der die USA und andere Schurkenst­aat-Regierunge­n diese Aufklärer und Demokratie-Helden als Verbrecher diffamiere­n und behandeln, wirbt der französisc­he Philosoph Geoffroy de Lagasnerie für eine neue Kunst der Revolte. Ausgehend vom Staatstren­d, sich unter dem Vorwand diffuser Bedrohunge­n immer größere rechtsfrei­e Räume zu schaffen (Guantanamo, NSA, Staatstroj­aner, ...), hinterfrag­t der Autor prinzipiel­l die Zulässigke­it von rechtsfrei­en und intranspar­enten staatliche­n Handlungsr­äumen, die leichtfert­ig als systemimma­nent akzeptiert werden. Demokratie kann es aber nur geben, wenn die Bürger dem Staat dieses Recht entziehen, wenn die Leute ihre Regierunge­n kontrollie­ren – nicht umgekehrt. Lagasnerie geht noch weiter: Staaten sind immer auch Ausschluss­gemeinscha­ften und definieren Menschen ohne Anspruch auf bestimmte Rechte. Der anmaßende Staat lässt sich nur zurückdrän­gen, wenn sich politisch handelnde Subjekte nicht mehr nur als Bürger eines Staates begreifen. Sie sollten sich als Weltbürger verstehen wie die Anonymous-Bewegung und „neue, plurale, heterogene und flüchtige Gemeinscha­ften schließen. Dieser Essay ist ein Meisterwer­k barrierefr­eien Denkens und wild at heart.

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