Aus der Reihe
Interessante Darbietungen aus Israel, Schweden, Österreich und Frankreich
Das neue Album, eine SongKollektion namens „Where Have You Been All My Life?“, verbindet Neuinterpretationen alter Songs von Villagers nahtlos mit den aktuellen Stücken des letzten Studioalbums „Darling Arithmetic“. Bei der letzten Tour, erfand die irische Band auch die alten Songs neu, so dass sie nun zum neuen Sound passen. Letztes Jahr versammelte Conor O’Brien seine Band und den Soundengineer Richard Woodcraft (Radiohead, The Last Shadow Puppets) im RAK Studio in London und nahmen alle Songs noch einmal neu auf, darunter auch eine Version von Jimmy Webbs „Wichita Lineman“, einer von Conors Lieblingssongs. (20.2. Strom)
Man darf gespannt sein, was aus diesem jungen Schweden noch wird: Der Songwriter Daniel Norgren, der sich von Anfang an auf den Blues berief, entwickelt sich rasant weiter. Das neue Album „The Green Stone“verleugnet seine alten Wurzeln nicht, kann aber mit eigenständigen Songs aufwarten, die zwar im Geist der 1970er Jahre komponiert wurden, aber trotzdem modern klingen. Ein ganz intimes Werk ist ihm gelungen, das viel darüber verrät, wen der Musiker liebt und welche Menschen er vermisst. Hinzugekommen sind jetzt Orgelklänge von Instrumenten, die in den Siebzigern die Keller einiger Reihenhaussiedlungen bevölkerten und nun Norgrens Stimme begleiten. Geheimtipp! (23.2. Ampere)
Kula Shaker sind eine der ungewöhnlichsten Bands, die früher unter dem Begriff Britpop liefen. Die Formation um Frontmann Crispian Mills, die 1995 ein eindrucksvolles Debüt herausbrachte, ist durch Tiefen und Höhen gegangen. Und vor allem durch unterschiedlichste Genres: IndiePop trifft auf Folk-Einflüsse sowie Psychedelic, vor allem das Frühwerk war auch stark von indischer Musik geprägt. 2010 erschien das letzte Studioalbum „Pilgrims Progress“, nun kommt die Band vorbei, um ihr brandneues Werk „K 2.0“vorzustellen. (23.2. Freiheiz)
Christian Fuchs und David Pfister haben als Mitglieder der inzwischen aufgelösten Trash-Wienerlied-Kapelle Neigungsgruppe Sex, Gewalt & Gute Laune die neue österreichische Dialektpop-Welle maßgeblich mitgestaltet. Jetzt gehen sie als Die Buben im Pelz noch einen Schritt weiter und finden, dass das Wienerlied auch wie Velvet Underground klingen kann. Oder im Sinne legendärer Ahnherren wie Helmut Qualtinger oder Gerhard Rühm „wie ein Zyankali-Zuckerl schmecken muss, das im weißen Spritzer aufgelöst wird“. Aufgenommen und ein-
gespielt mit einer großartigen Schar von Gastmusikern gelingt Fuchs und Pfister auf ihrem gemeinsamen Debütalbum ein „Rotzbubenstück“sondergleichen, inklusive roher Gewalt und abgedrehten Sex’n’Drugs-Stories. (24.2. Volkstheater)
Sie haben erst zwei Alben veröffentlicht, und schon jetzt werden Kodaline mit den ganz Großen verglichen: Coldplay, U2, Snow Patrol etc. Die Iren haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft, dass sich BR3-Hörer mit IndieFans und Freunde von Stadionhymnen mit Liebhabern ausgefeilter Studioproduktionen einigen konnten. Was sich sonst streitet, ist hier auf einmal einträchtig zusammen und hört Hits wie „All I Want“, „High Hopes“, „Love Like This“oder „Honest“–aber auch die fein arrangierten Stücke der ersten beiden Platten. Der Sänger Steven Garrigan kann sich live auf seine technisch versierte Band verlassen, die ihm und den lauthals mitsingenden Fans ein solides Fundament gibt. (25.2. Theaterfabrik)
Nili Hadida und Benjamin Cotto kennen sich schon lange, das merkt man den Songs ihres Projektes Lilly Wood & The Prick an. Für ihren Folk-Indie mit elektronischen Einflüssen haben sie auch bereits den französischen Musikpreis „Victoires de la Musique“bekommen, ihr Debütalbum „Invincible Friends“erhielt sogar Gold. Und auch der Nachfolger stieß auf viel Gefallen: Elektro-DJs wie Robin Schulz oder Yuksek erkannten das Hit-Potential der Songs, ihre Remixe haben Lilly Wood & The Prick in die Charts katapultiert. Das Folkpop-Duo stellt nun das neue Album „Shadows“live vor. (26.2. Ampere)
„Wir sind eine Naturkatastrophe“, singen hunderte Fans in Tel Aviv: Die israelisch Folk-Band The Angelcy zweifelt an allem, was die herrschende Politik Israels ausmacht. Damit sind sie lauter und weit weniger vorsichtig, als die meisten ihrer Kollegen. Trotzdem, oder deswegen, gelten die sechs Musiker in Israel als das nächste große Ding. Die Band rechnete eigentlich mit Anfeindung, sagt Rotem Bar Or, Sänger und Texter der sechsköpfigen Gruppe aus vier Männern und zwei Frauen, die einen lyrischsehnsüchtigen Folk-Sound mit viel Kontrabass, Klarinette, Violine, Gitarre und Percussion spielt. Doch die Buh-Rufe kamen nicht – gut so. (26.2. Milla)
Die Nerven wurden vor sechs Jahren als Lo-Fi-Duo gegründet, inzwischen sind sie das deutschsprachige Aushängeschild der Postpunk-Noise-Rock-Szene. Julian Knoth, Max Rieger und Kevin Kuhn betonen zwar immer wieder, nichts mit Punk zu tun zu haben –aber es hört sich halt ganz danach an. 2014 gelang ihnen mit dem Album „Fun“der Durchbruch bei der Musikgeschmackspolizei, nun legten sie mit „Out“gewaltig nach. Für Freunde von Wipers, Nirvana, Swans, Abwärts, Sonic Youth etc. (27.2. Technikum)
Mit „The Way It Feels“ist letztes Jahr das bereits neunte Studioalbum von Heather Nova erschienen. Aufgenommen hat die Songwriterin das Werk mitten in der Hitze des Sommers von South Carolina, genauer gesagt in einem alten Haus in Charleston. Die Sounds, die Josh Kaler und Jay Clifford um ihre Songs herum arrangiert haben, schaffen eine herrlich entspannte Atmosphäre mit tollen Gitarren-Hooks und ansteckenden Rhythmen. Auch bei diesem Album fällt es wieder schwer, Heather Nova in eine Schublade zu stecken, was von Vorteil ist. In einer Kirche live dargebracht, sicher auch akustisch ein Ausnahmekonzert. (1.3. Matthäuskirche)
Eine Karriere umfassende Show verspricht Joe Jackson seinen Fans und kommt dafür gleich im Doppelpack mit vierköpfiger Band und solo als eigene Vorband. Fast 40 Jahre steht der englische Musiker schon auf der Bühne mit Hits wie „Is She Really Going Out With Him?“, „Steppin’ Out” oder „Breaking Us In Two“. Eingebettet in einen Querschnitt seiner Schaffensphasen bringt der Sänger, Songwriter und Komponist brandneues Material von seinem Album „Fast Forward“mit. Das Album wurde in New York, New Orleans, Berlin und Amsterdam mit unterschiedlichen, erstklassigen Musikern aufgenommen. (2.3. Muffathalle)
Mit neun Jahren hat Phil Vetter in der Blaskapelle seine Heimatdorfs Trompete gespielt, mit 20 wollte er Rockstar werden. Nun, mit 44 Jahren, ist er ein deutschsprachiger Liedermacher und verspricht auf seinem neuen Soloalbum „Das Blaue vom Himmel“. Passend dazu ist er vom ländlichen Wessling am See nach Berlin gezogen. Eine angenehme Stimme, gute Songs und Texte. (3.3. Substanz/8.3. BR-Funkhaus)