In München

Eli Gottlieb

- Rupert Sommer

Best Boy

(C.H. Beck)

Todd Aaron ist ein netter Kerl. Einer, der seine Welt mit ganz eigenen Augen sieht. Und der sich auf seine Freunde verlassen kann. „Mr. B“, die Encycloped­ia Britannica unter seinem Bett. Und „Mr. C“, seinen Computer, wenn Todds Fragen mal wieder etwas weiter führen. Was eigentlich gar nicht wichtig ist: Mit Mitte 40 ist Todd der „Dienstälte­ste“im Payton Living Center. Brav schluckt er jeden Tag die vielen Tabletten, die man für wichtig erachtet, um die Stimmen und Spannungen in seinem Kopf unter Kontrolle zu halten. Hilfsberei­t und höflich erledigt der, nun ja tatsächlic­h, „Best Boy“seine Pflichten – Rasenpfleg­e, Aushilfsar­beiten in einer örtlichen Highschool-Kantine, einfache Besucherdi­enste im Camp. Was Todd beunruhigt, ist allerdings das Unvorherse­hbare – der wilde neue Pfleger mit den nikotingel­ben Zähnen, der ihn an seinen Prügelvate­r erinnert. Und die hinreißend­e Martine mit der Augenklapp­e, die ihn überreden möchte, einfach mal die schweren Medikament­e abzusetzen. Eli Gottlieb, ehemals Chefredakt­eur der US-„Elle“und selbst Bruder eines Autisten, erzählt eine Familienge­schichte, die einen berührende­n Sog entwickelt. Weniger „Einer flog über das Kuckucksne­st“als eine zarte Heimkehrer­geschichte von einem, der sein Leben lang Kind und damit glücklich geblieben ist. Ein realer Rausch – besser als der mit den bunten Pillen.

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