Kleines Format, großer Geschmack
Das Noun steht für gehobene Küche ohne SchnickSchnack mitten im Viertel
Was passiert, wenn sich in einem Stadtviertel aufgrund der exorbitanten Mieten nur noch Restaurants, Bars und Boutiquen ansiedeln? Gastronomisch wird es zuerst einmal eher beliebig: Nach Sushi und Currywurst kommen Burger und Burrito – Futter für Menschen, die sich mit Bierflaschen durch die Straßen wälzen, von der von Bryan Ferry einst besungenen „In Crowd“soweit entfernt wie der Mond. Auch rund um den Gärtnerplatz war bis vor einigen Jahren kulinarisch eher wenig geboten außer dem bereits erwähnten Fast Food und ein paar mehr (Burg Pappenheim, Mai) oder weniger (Monaco, Joe Penas) gelungenen Klassikern internationaler Küche. In letzter Zeit tut sich hier wie im benachbarten Glockenbachviertel parallel zum Zuzug eines zahlungskräftigen und anspruchsvollen Publikums einiges mehr in Sachen gehobener und individueller Gastronomie. Ein gutes Beispiel ist jetzt das Noun in der Buttermelcherstraße, wahrscheinlich können sich nur noch wenige an die berühmte Carla erinnern, die hier bis in die Nullerjahre für ihre zahlreichen lesbischen Freundinnen einen kultigen Stehausschank betrieb, der über die (Bundes)Landesgrenzen hinaus berühmt und berüchtigt war. Zumindest an Fasching durften auch das „normale“Volk hier feucht-fröhlich feiern, tempi passati. Danach war eine Bar (Gamsei, überteuerte Drinks) und ein Veganer (Name vergessen) angesiedelt. Nun also das Noun.
Saisonal und international
„Gutes Essen kann nur aus guten Zutaten bereitet werden“, das ist die Devise von den Betreibern Matthias Hermichen und Tobias Drasch, beide sind gelernte Köche und Gastroprofis mit Stationen wie Königshof, Inselmühle, Schmock und Lenbach. Bewusst hätten sie sich für ein „kleines Format“mit einem persönlichen Bezug zum Gast entschieden. „Wenn wir unsere wöchentlich wechselnde Speisekarte zusammenstellen, achten wir nicht nur auf beste Qualität, sondern auch auf die Jahreszeiten und lassen uns dabei als kreatives i-Tüpferl von den unterschiedlichsten internationalen Einflüssen inspirieren.“Das ist doch mal eine Ansage, nachzulesen auf der Homepage. Zeit für einen Hausbesuch. Reservieren ist hier angebracht, zumindest am Wochenende, das kleine Restaurant hat nur rund 30 Plätze. Viel Holz und Kerzenlicht, der Jazz-SoulLounge-Mix ein bisschen laut, zumindest am frühen Abend, wenn das Lokal noch leer ist, ab 20 Uhr sind dann alle Plätze besetzt. Matthias macht den Service, unterstützt von eine netten Dame, die fließend mit der Inhaberin der um
die Ecke angesiedelten Weinhandlung Camino del Vino in Spanisch parliert. Man kennt sich, großes Hallo, alles sehr familiär, viele Stammgäste, trotz der Tatsache, dass das Noun erst im letzten Oktober eröffnet wurde. Ein gutes Zeichen, es kann losgehen.
Klassiker mit i-Tüpferl
Auf der wechselnden Wochenkarte stehen sechs verschiedene saisonale Vorspeisen (großer Teller 25 Euro/vegetarisch 23), vier einzelne Vorspeisen (7,50 bis 16), drei Hauptgerichte (22 bis 29) und drei Nachspeisen (7 bis 9). Empfehlenswert ist es, das 3-Gänge-Menü für 34 Euro zu wählen, dieses kann man sich dann individuell aus dem Angebot zusammenstellen (jeder weitere Gang 9 Euro). Gesagt, getan: die Wahl fiel auf eine Fenchelschaumsuppe mit Chorizo und ein Tartar vom Rinderfilet als Vorspeise, dazu ein Riesling von Van Volxem (0,1 zu 5,20) und ein Sauvignon Blanc Mount Nelson von Antinori aus Neuseeland (6,50). Der Riesling zur bestens abgeschmeckten Suppe passte wie erwartet sehr gut, das
Tatar mit Koriander und Avocadocreme, ein Genuss, der Sauvignon zwar üppige neue Welt, aber zum Glück kein Barique-Verbrechen. So kann es weitergehen: der perfekt gegrillte Oktopus war innen zart wie auf den Punkt gegarter Fisch und von bester Qualität, das Zuckerschoten-Risotto dazu schön cremig, trotzdem noch mit etwas Biss im Korn. Eine perfekte Kombination, bei beiden Komponenten kann man eine Menge falsch machen (was nicht nur hierzulande, sondern auch rund ums Mittelmeer auch öfters passiert). Der Tobias kann‘s, das steht schon mal fest. Ebenfalls nichts zu wünschen übrig ließ auch das Lammkarree mit Portweinjus, mediterranem Ofengemüse und Kartoffelgratin, ein Klassiker, bestens zubereitet. Dazu gesellten sich ein Eco Rosado von Binigrau auf Mallorca (6,50) zum Oktopus und ein Poggio ai Ginepri von Argentiera aus der Toskana (6) zum Lamm, passte wieder bestens, den Rose muss man sich merken. Überhaupt kann sich die gute internationale Weinauswahl sehen lassen und ist auch handelsüblich für die Gastronomie kalkuliert. Zum Dessert gab es ebenfalls Klassiker, die auch für Applaus sorgten: einmal Schokoladentarte mit Erdbeer-Rhabarber-Sorbet und eine Crème brûlée mit Sauerkirschen. Ein Espresso (1,90) und ein Williams (4,50) beschlossen einen sehr gelungenen Abend.
Fazit: Alle Speisen waren hervorragend zubereitet, schön angerichtet ohne Firlefanz und von bester Qualität bei gutem PreisLeistungsverhältnis. Matthias und Tobias betreiben ihr kleines Lokal mit großer Leidenschaft, das merkt man an Küche, Weinauswahl und Service. Bitte mehr davon, so kann Gentrifizierung auch Spaß machen.
Noun
Buttermelcherstraße 9, 80469 München Tel.: 089/23 23 26 80 Montag bis Samstag 17 bis 24 Uhr www.noun-muenchen.de