Unter Muffel-Mitmenschen
Tipps für den Umgang mit Teenies, Beamten und Schleppern
Eine Geschichte, wie sie in Italien trauriger Alltag ist: Richter Pierluigi Larocca steht auf dem Höhepunkt seiner strahlenden Karriere. Doch dann tauchen Vorwürfe auf. Sein ärgster Widersacher streut Gerüchte wegen vermeintlicher Bestechlichkeit. Anwalt Guido Guerrieri, ein alter Freund von Larocca, nimmt sich der Sache an und übernimmt die Verteidigung des Richters. Doch dann tauchen plötzlich Indizien auf, die den kauzigen Avvocato selbst zweifeln lassen. Gianrico Carofiglio, lange Zeit Anti-Mafia-Staatsanwalt und Berater des italienischen Parlaments für organisierte Kriminalität, weiß wie kein Zweiter, die Stimmung von Misstrauen, falscher Loyalität und von eisernem Schweigegesetzen einzufangen, die dem Süden eigen ist. Außerdem ist er ganz nebenbei – auch in seinem neuen Guerrieri-Krimi „Eine Frage der Würde“– ein Chronist der alten Hafenstadt Bari mit ihren engen Gassen, vornehmen Bürgerhäusern und finsteren Hinterzimmern. (Literaturhaus, 19.3.)
Ebenfalls ein Stargast des laufenden Krimifestivals München ist die Schwedin Helene Tursten, die lange als Zahnärztin wirkte, bevor sie erst spät das Schreiben für sich entdeckte. Als Schöpferin der Fälle rund um die Göteborger Kriminalinspektorin Irene Huss kennen sie die fleißigen ZDF-Kriminachteulen. Mit „Jagdrevier“stellt Tursten in München einen besonders düsteren neuen Roman vor. Ausgangspunkt ist eine Gruppe von Freunden, die sich im Spätsommer zur gemeinsamen Elchjagd versammelt haben. Doch in den Wäldern ereignen sich seltsame Dinge. Plötzlich wird einer der Jäger tot aufgefunden, ein anderer verschwindet spurlos. Nun ist die 28-jährige Polizistin Embla gefordert. (Hugendubel Fünf Höfe, 21.3.)
Wer gerne gute TV-Krimis sieht, hat sicher zuletzt die zwei „Louise Bonì“Fälle im Ersten bemerkt, weil sie sich trauten, vom üblichen „Wo waren Sie gestern zwischen 20.00 und 22.00 Uhr?“- und dem „Fahr schon mal den Wagen vor“-Schema abzuweichen. Oliver Bottini ist eben ein Könner. Seiner engagierten, zerbrechlichen, selbstzerstörerischen Kommissarin hat er mit „Im weißen Kreis“mal wieder eine besonders heikle Ermittlungsarbeit auf den Tisch geknallt. Es geht um ein geplantes Attentat. Und um Neonazi-Kreise. Gibt es ein weit verzweigtes braunes Netzwerk rund um Freiburg? Wir werden es herausfinden. (Ruffini, 21.3.)
Zum Glück gibt’s dieser Tage auch Lesungen, die einem nicht den Nachtschlaf rauben. Ein Besuch bei Elke Heidenreich ist ein Vergnügen – und etwas Aufbauendes. Immerhin möchte die einstige ZDF-Literaturtante ihrem Publikum Lebenshilfe geben. „Alles kein Zufall“stellt vermeintlich einfache Fragen. Alle wollen immer glücklich sein. Aber was ist eigentlich Glück? Und wie erreicht man es? Heidenreich erzählt von Liebe und Streit, von Begegnungen und Trennungen, von Tieren und Büchern. (Literaturhaus, 23.3.)
Allein schon für die wunderbar sonore Stimme von Friedrich von Thun sollte man sich die „Der Tod in Venedig“-Lesung mit dem Fernsehfilmstar nicht entgehen lassen. Er erweckt Thomas Manns dritte große Richard-Wagner-Novelle mit all ihrem schwülen Pathos wieder zum Leben. (Bürgerhaus Unterföhring, 19.3.)
Bleibt zum Abschluss ein musikalischliterarischer Rausschmeißer: Dieter Gilde und Werner Bönzli führen durch einen Abend mit Balladen, Gedichten und Geschichten – und zwar von Goethe bis Anastasius Grün. (La Cantina, Elisabethstr. 53, 19.3.)