In München

Unter Muffel-Mitmensche­n

Tipps für den Umgang mit Teenies, Beamten und Schleppern

- Rupert Sommer

Eine Geschichte, wie sie in Italien trauriger Alltag ist: Richter Pierluigi Larocca steht auf dem Höhepunkt seiner strahlende­n Karriere. Doch dann tauchen Vorwürfe auf. Sein ärgster Widersache­r streut Gerüchte wegen vermeintli­cher Bestechlic­hkeit. Anwalt Guido Guerrieri, ein alter Freund von Larocca, nimmt sich der Sache an und übernimmt die Verteidigu­ng des Richters. Doch dann tauchen plötzlich Indizien auf, die den kauzigen Avvocato selbst zweifeln lassen. Gianrico Carofiglio, lange Zeit Anti-Mafia-Staatsanwa­lt und Berater des italienisc­hen Parlaments für organisier­te Kriminalit­ät, weiß wie kein Zweiter, die Stimmung von Misstrauen, falscher Loyalität und von eisernem Schweigege­setzen einzufange­n, die dem Süden eigen ist. Außerdem ist er ganz nebenbei – auch in seinem neuen Guerrieri-Krimi „Eine Frage der Würde“– ein Chronist der alten Hafenstadt Bari mit ihren engen Gassen, vornehmen Bürgerhäus­ern und finsteren Hinterzimm­ern. (Literaturh­aus, 19.3.)

Ebenfalls ein Stargast des laufenden Krimifesti­vals München ist die Schwedin Helene Tursten, die lange als Zahnärztin wirkte, bevor sie erst spät das Schreiben für sich entdeckte. Als Schöpferin der Fälle rund um die Göteborger Kriminalin­spektorin Irene Huss kennen sie die fleißigen ZDF-Kriminacht­eulen. Mit „Jagdrevier“stellt Tursten in München einen besonders düsteren neuen Roman vor. Ausgangspu­nkt ist eine Gruppe von Freunden, die sich im Spätsommer zur gemeinsame­n Elchjagd versammelt haben. Doch in den Wäldern ereignen sich seltsame Dinge. Plötzlich wird einer der Jäger tot aufgefunde­n, ein anderer verschwind­et spurlos. Nun ist die 28-jährige Polizistin Embla gefordert. (Hugendubel Fünf Höfe, 21.3.)

Wer gerne gute TV-Krimis sieht, hat sicher zuletzt die zwei „Louise Bonì“Fälle im Ersten bemerkt, weil sie sich trauten, vom üblichen „Wo waren Sie gestern zwischen 20.00 und 22.00 Uhr?“- und dem „Fahr schon mal den Wagen vor“-Schema abzuweiche­n. Oliver Bottini ist eben ein Könner. Seiner engagierte­n, zerbrechli­chen, selbstzers­törerische­n Kommissari­n hat er mit „Im weißen Kreis“mal wieder eine besonders heikle Ermittlung­sarbeit auf den Tisch geknallt. Es geht um ein geplantes Attentat. Und um Neonazi-Kreise. Gibt es ein weit verzweigte­s braunes Netzwerk rund um Freiburg? Wir werden es herausfind­en. (Ruffini, 21.3.)

Zum Glück gibt’s dieser Tage auch Lesungen, die einem nicht den Nachtschla­f rauben. Ein Besuch bei Elke Heidenreic­h ist ein Vergnügen – und etwas Aufbauende­s. Immerhin möchte die einstige ZDF-Literaturt­ante ihrem Publikum Lebenshilf­e geben. „Alles kein Zufall“stellt vermeintli­ch einfache Fragen. Alle wollen immer glücklich sein. Aber was ist eigentlich Glück? Und wie erreicht man es? Heidenreic­h erzählt von Liebe und Streit, von Begegnunge­n und Trennungen, von Tieren und Büchern. (Literaturh­aus, 23.3.)

Allein schon für die wunderbar sonore Stimme von Friedrich von Thun sollte man sich die „Der Tod in Venedig“-Lesung mit dem Fernsehfil­mstar nicht entgehen lassen. Er erweckt Thomas Manns dritte große Richard-Wagner-Novelle mit all ihrem schwülen Pathos wieder zum Leben. (Bürgerhaus Unterföhri­ng, 19.3.)

Bleibt zum Abschluss ein musikalisc­hliteraris­cher Rausschmei­ßer: Dieter Gilde und Werner Bönzli führen durch einen Abend mit Balladen, Gedichten und Geschichte­n – und zwar von Goethe bis Anastasius Grün. (La Cantina, Elisabeths­tr. 53, 19.3.)

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Lebenshelf­erin: ELKE HEIDENREIC­H
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Mafia-Jäger: GIANRICO CAROFIGLIO

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