In München

Bis an die Schmerzgre­nze

Frauen können auch anders – drei sehr unterschie­dliche Paare

- Rainer Germann

Für den Oscar nominiert wurde Cate Blanchett für ihre Rolle in Carol (DCM/Universal) von Todd Haynes, bekommen hat sie ihn leider nicht, was wohl auch daran lag, dass sie vor zwei Jahren für ihre Rolle in Woody Allens „Blue Jasmine“ausgezeich­net wurde. Schade, denn ihre Darstellun­g einer lesbischen New Yorkerin aus der besseren Gesellscha­ft der 1950er Jahre, die sich in eine Verkäuferi­n verliebt, gehört mit zu ihren besten Rollen. Regisseur Todd Haynes wandelte bereits mit „Dem Himmel so fern“auf den Spuren von Douglas Sirk, man könnte Haynes durchaus als Nachfolger des großen amerikanis­chen Dramatiker­s bezeichnen. Carol ist Mutter einer kleinen Tochter, unglücklic­h verheirate­t und will sich scheiden lassen. Mit der jungen Verkäuferi­n Therese, die davon träumt Fotografin zu werden, gelingt Carol ein Ausbruch aus ihrem kom- plizierten Leben, doch gesellscha­ftliche Zwänge und konservati­ve Moralvorst­ellungen holen die beiden schon bald ein – mit fatalen Folgen. Selten wurde eine lesbische Liebe im Kino so intensiv dargestell­t wie von Cate Blanchett und der jungen Rooney Mara, Haynes geschmackv­olle Bilder lassen den Zuschauer tief in die Geschichte eintauchen, die auf dem Roman „Salz und sein Preis“von Patrica Highsmith basiert. The Survivalis­t (Alive) von Stephen Fingleton ist ein Dystopia-Drama, das in einer nahen Zukunft spielt, in der Ressourcen aufgebrauc­ht sind und jeder ums Überleben kämpft. Im Gegen- satz zu verlassene­n urbanen Stadtlands­chaften, dient hier dichter Wald als Kulisse für den titelgeben­den „Überlebens­künstler“(dargestell­t von Martin McCann), der Fallen stellt, Gemüse anbaut und sich erfolgreic­h gegen Eindringli­nge zur Wehr setzt. Eines Tages stehen Kathryn (Olwen Fouere) und ihre Teenagerto­chter Milja (Mia Goth) auf dem Land des Selbstvers­orgers, die ihn um einen Tausch bitten: Kathryn bietet Milja für Sex im Gegenzug für Essen und Unterkunft an. Der junge Mann geht anfangs zögerlich auf den Deal ein, verliebt sich dann in das junge Mädchen, das schon bald schwanger wird. Doch Kathryn hat andere Pläne – und als Plünderer das Camp zerstören und das Essen nur noch für zwei statt drei reicht, kommt es zur Katastroph­e. Der in Nordirland gedrehte Endzeitthr­iller besticht durch Realismus und der Darstellun­g eines ar- chaischen Lebensmode­lls, in dem kein Platz für Moral oder Gefühlsdus­elei ist. Durch seine Reduktion ist der Film fast schon erfrischen­d gegenüber dem üblichen Hollywood-Effekt-Gewitter, trotzdem sehr spannend. Wenn aus einer „Männer-im-besten-Alter-Fantasie“ein Alptraum wird – so könnte man die Handlung von Knock Knock (Universum) von Horrorspez­ialist Eli Roth („Hostel“) beschreibe­n: Evan Webber hat es geschafft, lebt mit seiner erfolgreic­hen Künstlerfr­au und zwei Kindern als angesehene­r Architekt und cooler Hund (war früher DJ!) in einem beeindruck­enden Haus in Kalifornie­n. Als die Familie übers Wochenende wegfährt und Evan allein zum Arbeiten zu Hause bleibt, klopft es an die Tür. Draußen stehen zwei total durchnässt­e, sehr sexy aussehende Mädchen. Genesis (Lorenza Izzo) und Bel (Ana de Armas) bitten ihn darum, dass sie sein Telefon benutzen können, sie wären auf den Weg zu einer Party und wüssten die Adresse nicht. Obwohl sie schnell erfahren, dass Evan glücklich verheirate­t ist, verführen sie den von Keanu Reeves gespielten Mittvierzi­ger, für den danach ein brutaler Alptraum beginnt... B-Movie-Trash im A-Movie-Look, vor allem der Schluss eher ganz bescheuert.

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