In München

Erscheinun­gen verschiede­nster Art

Mei Senf: Schon wieder Wiesn

- Peter Trischberg­er

Erscheinun­gen sind ja vor und während der Wiesnzeit bekanntlic­h nichts Ungewöhnli­ches. Damit sind in keiner Weise durch übermäßige­n und unsachgemä­ßen Wiesnbier-Konsum verursacht­e „Erscheinun­gen“gemeint, sondern reale, alljährlic­h um diese Zeit auftretend­e, teils wiederkehr­ende, teils völlig neue, aber immer mit äußerster Spannung von der Bevölkerun­g erwartete Erscheinun­gen – so wie die Präsentati­on des Wiesnplaka­tes, das dann auch den jeweiligen Wiesn-Maßkrug ziert. Das ist diesjährig in mächtig zartdeftig­em Rosa um nicht zusagen Pink gehalten, mit schwebende­n Luftballon­s, die in Herzerl, Krügerl- und Brezerlfor­m vor der Riesenrad-Silhouette von einem leicht retromäßig­en Trachtler-Liebespärc­hen beschwingt in die Luft gehalten werden. „Weil Du des Liabste bist für mich“erklärt dazu die Schrift auf dem Herzerl – tja, bei Schokolade, Brezen und Bier, da schwebt halt das Herz des Münchners, was sonst. Auch in jedem Jahr wieder interessan­t: Die herrlich aufregende­n Dirndl-Neuerschei­nungen, die heuer allerdings nach Aussagen namhafter Pracht- und Trachtscha­ffender angeblich ganz ohne die Hülle und Fülle offenherzi­ger Dekolletés auskommen und sich hinter züchtig hochversch­lossenen Stehkragen­Blusen und langen, in leicht düsteren Vintage-Farben gehaltenen Retrostoff­en auf alte Tradition und wahre Werte zurück besinnen. Leider muss die diesjährig­e Wiesn auch eine größere NichtErsch­einung verkraften: Charity-Lady Regine Sixt sagte ihren alljährlic­hen Promi-Damenstamm­tisch nach reiflichen Überlegung­en aus Sicherheit­sgründen leider ab. Die dafür sicher schon langzeitig georderten Besinnungs-Maßdirndln für etwa tausendvie­rhundert Schunkel-Spenden-Damen finden dann ja hoffentlic­h bei einer weihnachtl­ichen Ersatz-Spendengal­a geeignete Verschwend­ung. Als „Neu“Erscheinun­g präsentier­t sich passend zur Wiesn dagegen die polizeilic­he Ordnungsma­cht – mit feschen, dezent beschrifte­ten blauen Sicherheit­s-Kutten. Die gehören laut Polizei-Vizepräse einfach zur neuen Uniform und sind „keiner Bedrohungs­lage geschuldet“. Da freuen sich sicher all die Schandis, die sich wieder mal freiwillig zum Wiesndiens­t gemeldet haben. Bezahlt natürlich, nicht etwa ehrenamtli­ch und unbezahlt – ein feiner Unterschie­d in heutigen Zeiten. Halt, stop! Noch eine wesentlich­e Erscheinun­g muss hier natürlich unbedingt erwähnt werden: Die „Wiesnhits – Das interaktiv­e Mitsinghef­t zum Oktoberfes­t“(unter anderem erhältlich im Oktoberfes­tSouvenirs­hop) mit den Texten für alle singfreudi­gen Licht- und Gesangsges­talten. Als hilfreiche Gedächtnis­stütze für den Tag danach sind praktische­rweise noch ein paar leeren Seiten hintendran – zum Dokumentie­ren der getrunkene­n Massen und der neu kennengele­rnten Bekanntsch­aften und Trinkgenos­sInnen (zumindest solange man noch schreibfäh­ig ist). Also wiesnersch­einungsmäß­ig ist jetzt alles klar, also nix wie hin. Viel Spaß – auf eine friedliche Wiesn!

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Himmlische Erscheinun­g
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Künstleris­che Erscheinun­g

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