Tragikomisch komisch
Romantische Komödien mit mehr oder weniger Tiefgang leiten die Couchsaison ein
Lolo (Warner) heißt der neue Film von und mit Julie Delpy und natürlich ist auch hier wieder ihr Spezialfach – die freche, romantische Komödie – am Start. Violette ist eine erfolgreiche Karrierefrau aus der Modeindustrie, die nach Südfrankreich fährt, um sich verwöhnen zu lassen. In ihrem Kurhotel findet sie neben Entspannung auch die große Liebe, in Form des etwas nerdigen IT-Managers Jean-René, dargestellt von „Willkomnen bei den Sch’tis“Star Dany Boon, der ihr auch bereitwillig nach Paris folgt. Soweit, so gut – wäre da nicht Violettes eifersüchtiger 19-jähriger Sohn Lolo, der nicht daran denkt, seine ihn verhätschelnde Mutter zu teilen. Witzige Dialoge und ein gutes Ensemble – Julie Delpy in gewohnt unterhaltsamer Form.
Und nochmal Frankreich: Nur Fliegen ist schöner (EuroVideo) von und mit Bruno Podalydès zeigt den Versuch des etwas frustrierten 50-jähriger Grafikdesigner Michel, mit einem Kajak seinem Traum vom Fliegen näher zu kommen. Der Ausbruch aus Job und einer etwas eingeschlafenen Ehe mit seiner Frau Rachelle (wie immer wunderbar: Sandrine Kiberlain) sorgt für willkommene Abwechslung: Auf seiner Kajaktour strandet Michel im Ausflugslokal der Wirtin Laëtitia (Agnès Jaoui) und ihrer Kellnerin Mila (Vimala Pons). Michel ist fasziniert von der erotischen Anziehungskraft der Frauen und der Idylle des Ortes... Klassische französische Feel Good-Komödie in schöner Landschaft für einen verregneten Sonntagnachmittag.
Da baut man sich ein Leben lang mit handwerklichem Know How und kaufmännischem Geschick ein eigenes Möbelhaus auf, zieht die Kinder groß und möchte in Ruhe und Frieden mit seiner Frau in beschaulichem Wohlstand alt werden – und dann kommt nach 40 Jahren IKEA und macht alles platt. In Kill Billy (EuroVideo) von Gunnar Vikene geschieht dies mit Harold (Bjørn Sundquist) und seiner norwegischen Firma „Lunde Furniture“, dass seine Frau auch noch an Demenz erkrankt ist, macht die Sache nicht besser. Voller Zorn sinnt Harold auf Rache und schmiedet einen Plan: er möchte nach Schweden fahren und den IKEA-Gründer Ingvar Kamprad entführen, dem er die Schuld an dem ganzen Schlamassel gibt. Skandinavische Tragikomödie mit einem ungewöhnlichen Plot und allerhand skurrilen Einfällen.
In dem Berliner Großstadtreigen Wie Männer über Frauen reden (Warner) von Henrik Regel, diskutieren unter anderem Schauspieler wie Frederick Lau, Oliver Korittke, Barnaby Metschurat und Kida Ramadan über das Liebesleben deutscher Großstädter. Leider ist dabei ein eher dümmlicher Berlin-Softporno über vierzigjährige Berufsjugendliche (und ihre zwanzigjährigen Kinder und Geliebten) entstanden, der von Clubtoilettensex, Späti-Kiez-Philosophie, Sauf- und Kiff-Gelagen bis zu erotischen Verrenkungen, die in „Eis am Stiel“schon flotter gezeigt wurden, kein Klischee-Fettnäpfchen auslässt. Das hat nicht mal Berlin verdient.
Zu guter Letzt auch noch ein Star: Al Pacino spielt in Mr. Collins’ zweiter Frühling (Koch) von Dan Fogelman einen zwar erfolgreichen, aber ziemlich ausgebrannten Neil Diamond-Verschnitt, der aufgrund eines mit 40 Jahren Verspätung zugestellten Briefes von John Lennon nochmal sein Leben ändern, neue Songs schreiben und Kontakt zu seinem unehelichen Sohn herstellen möchte. Professionelle US-Unterhaltung mit einem ungewöhnlich locker aufspielenden Al Pacino.