Verlässliche Perfektion
Feucht bis schlüpfrig: „WET − the show“im GOP-Varieté am Max II
Acht Jahre ist es nun schon her, dass die Spielstätte der zwar traditionsreichen, aber oft auch etwas biederen „Komödie am Max II“zum Variéte wurde, genauer gesagt zur Münchner Filiale der GOP Entertainment Group. Die bestückt inzwischen die Republik mit insgesamt sieben Theatern und beliefert sie mit wechselnden Programmen. So kommt München nun endlich auch in den Genuss von „WET− the show“. „Absolut anders“verspricht der Pressetext. Na ja, absolut vielleicht nicht. Aber anders schon. Das beginnt schon mit dem schrägen Bühnenbild − sechs Badewannen und ein paar Abwasserrohre. Ja, es es wird tatsächlich nass. Man kann überlegen, ob man ganz vorne sitzen möchte, aber es ist eigentlich zwecklos: das Wasser findet auch Wege nach weiter am Wannenrand hoch in den Doppel-Handstand, und wechselt dann auf eine Hand: mit gestreckten Füßen ein schräges Kreuz von Mensch, das einem beim Zusehen schon das Handgelenk bricht. Etliche Zuschauer kommen vorher schon zum Diner, und der hohe weibliche Anteil kriegt dann quasi zum Dessert auch einen besonderes Zuckerl: Daniel Stern mit seinem VBody evoziert nicht nur hörbare Sehnsüchte, er brilliert auch an den Strapaten, diesen zwei herabhängenden Bändern, an denen er sich als wär`s nix nach oben rollt bis er im Kreuz hängt. Die Amerikanerin Mandy Orozco stürzt rotierend im Vertikaltuch: ein Klassiker, der einem immer noch den Atem stocken lässt. Moritz Haase sorgt am Trapez im Regenvorhang für den poetischen Schlusspunkt der Abends: einfach schön. Zu der verlässlichen artistischen Perfektion an diesem gut zweistündigen Abend gibt’s noch witziges Fußtheater am Wannenrand oder wildes Pfützenrutschen, ein herrliche Choreografie aus Wassergeräuschen, und nicht zu vergessen die fetzige Dance-Nummer mit den Wisch-Mopps. WET will aber auch ein bisschen wet dream sein: von neckischen Wannenspielchen, auch zu dritt, bis zu schlüpfrigen Witzeleien − da purzeln dann durch den ambitionierten Abend, erdacht vom Regieteam Markus Pabst und Maximilian Rambaek, schon ein paar Flachheiten. Aber mit denen kann man leben. Absolut keinen Gefallen allerdings haben sie sich getan mit der Idee, den Text vom Gassenhauer „Pack die die Badehose ein“von einer Sängerin − und die kann was, da geht schon mal eine Koloratur mitten im Blues: Lina Navakaite − über den Abend verteilt in verschiedenen Stilarten zu präsentieren. Als Rimski-Korsakow-Variante ist das noch ganz nett, aber wenn wir über Mozart und Händel bei Schönberg und den Beatles landen, dann nimmt der Schmerz doch zu: das hat „Let it be“nicht verdient. Peter Eidenberger