Wahrheit komm raus!
Auf der Suche nach Essenz, Geheimnisse, Realität – und dann noch Coupland
Der Mensch ist ein komisches Johannes Scheffler, der Tier. Einerseits streben wir nach sich „Angelus Silesius“nannte: Ablenkung. Andererseits streben „Mensch, werde wesentlich! wir nach dem Wahren, Denn wann die Welt vergeht, Schönen und Guten (manchmal so fällt der Zufall weg: das Wesen, zumindest). Nun schließt das eine das besteht.“Heute gibt es das andere ja nicht unbedingt regalweise Ratgeberliteratur, aus. Ablenkung kann die zur Reduktion rät. Weniger wahr, schön oder gut sein. Genauso ist mehr. Die Idee dahinter: kann das Streben nach Wenn man das Zuviel wegnimmt, Wahrheit Ablenkung von eben bleibt die Essenz übrig. dieser sein. Es ist also mal wieder Super Idee. Ob das so einfach komplizierter, als man es funktioniert, ist fraglich. Aber gerne hätte. Die Ausstellung wie soll man sich wehren gegen essentials (Samstag, 24. September immer mehr Dinge, Waren, Informationen, bis Sonntag, 2. Oktober, Bilder? Sich nicht Katalog, Öffnungszeiten und verlieren im Überangebot? Wie Führungen unter: kuenstlerverbund-im-haus-der-kunst-muenchen.de) kann das gelingen? Mit Hilfe von Kunst? Und tatsächlich, viele des Künstlerverbunds der gezeigten Arbeiten praktizieren im Haus der Kunst macht diesen Reduktion. Bedienen vermeintlichen Gegensatz zum sich einer reduzierten Formensprache, Thema und stellt die Frage: die ihre Wurzeln im „Was ist wesentlich – und was Minimalismus hat, in der monochromen kann es im Bezug auf Kunst Malerei, in der konkreten sein?“Rund 30 Künstler sind und der Konzeptkunst. eingeladen, sich mit dieser Fragestellung Man erforscht die vermeintlich auseinanderzusetzen. einfachen Dinge. Was eigentlich Was ist das Essentielle? Ein sind Material, Farbe, Dimension, Konzentrat, die Quintessenz? Struktur, Form, Raum? Aber von was? Diese Sehnsucht Und wie verhalten sie sich zueinander? nach dem Eigentlichen begleitet Diese Zerlegung der uns schon immer. Im 15. Welt in ihre Grundbausteine Jahrhundert dichtete der Mystiker ist das verbindende Element der gezeigten Arbeiten. Maximilian Bayer verzwirbelt Fahrradschläuche zu einem geheimnisvollen Fragengewirr. Stefan Becker Schmitz bläst schwarze Polyethylenfolie zu Räumen auf und kommentiert so Architektur. Kurt Benning baut geometrisch-abstrakte Skulpturen, die die Grundlage rationaler Konstruktionen in Frage stellen. Monika Brandmeier experimentiert mit Linien in Form von Stahlstäben. Kurzum: Reduktion hat viele Gesichter. Seit 2013 veranstaltet der Künstlerverbund die Biennale im Haus der Kunst und in den Jahren dazwischen eine einwöchige Ausstellung mit Begleitprogramm und Auktion. So wird die Tradition der Großen Kunstausstellungen weitergeführt, die seit 1949 im Haus der Kunst stattfanden.
Es dauert eine Weile, bis man lernt, Geheimnisse für sich zu behalten. Und mancher lernt es nie. Aber das ist dann ja auch das Schöne daran, also dass sie eines Tages ans Licht kommen. Und man hinter vorgehaltener Hand darüber tuscheln kann. Weißt Du schon ...? Mit dem Projekt Geheimnis – Ein gesellschaftliches Phänomen greift die Nemetschek Stiftung zentrale Gegenwartsfragen rund um das Thema Geheimnis auf. Im Mittelpunkt steht die gleichnamige Ausstellung (Donnerstag, 29. September bis Sonntag, 30. Oktober) in der whiteBOX, die sich mit dem Spannungsverhältnis zwischen Geheimhaltung und Transparenz beschäftigt. Es gibt private Geheimnisse, politische, harmlose und solche, die Angst machen. Wie viel Geheimnis können wir ertragen? Wie viel wollen wir wirklich wissen? Alle Termine zu Rahmenprogramm und Führungen unter: geheimis-ausstellung.de
Klick. Das Wesen der Fotografie hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert, auch weil jeder jederzeit eine Kamera mit sich herumträgt, mit der man auch telefonieren kann. Stichwort: Digitalisierung. Die Fotografie ist ein Medium, das sich immer und immer wieder neu erfunden hat. Zumindest mit jedem neuen technischen Fortschritt. Um diese stetige Veränderung abzubilden und um der eigenen international ausgerichteten Sammlung eine Bühne zu bieten, startet die Pinakothek der Moderne eine neue Ausstellungsreihe. Unter dem Motto „Fotografie heute“werden– ausgehend von Schwerpunkten der eigenen Sammlung – alle zwei Jahre aktuelle Entwicklungen thematisiert. Den Auftakt macht die Ausstellung Fotografie heute: distant realities (30. September bis 29. Januar, Katalog), das Thema ist die topografische Fotografie: Wie definiert sich ihr Verhältnis zu Wirklichkeit und Authentizität einerseits und zur Autonomie des Bildes andererseits? Gezeigt werden Arbeiten von Ilit Azoulay, Mishka Henner, Inga Kerber, Mykola Ridnyi und Erin Shirreff, die zwar spezifische, oftmals gesellschaftlich oder politisch neuralgische Orte untersuchen, dabei aber immer wieder die engen Grenzen des Dokumentarischen verlassen und sich der vielfältigen Möglichkeiten digitaler Technik bedienen.
Könnte sein, dass das Buch, mit dem er bekannt wurde, bei Ihnen im Buchregal steht: „Generation X“. Erschienen ist es 1991. Der Kanadier Douglas Coupland ist ein Hybrid aus Schriftsteller und bildendem Künstler. Wir Europäer haben zwar seine Bücher gelesen, die Kunst aber kennen wir meist nicht. Die Ausstellung Douglas Coupland: Bit Rot (29. September bis 8. Januar, Katalog) in der wird das nun ändern. Ein „assoziativ, visuell verspielter Kosmos“aus verschiedensten Arbeiten vermittelt Couplands Gedanken zu Themen wie Globalisierung, Terror, Internet, Popkultur oder sozialen Medien. „Erinnerung, Verlust, Ruhm, Gewalt, Zerstörung und Schöpfung werden zum Gegenstand der Betrachtung.“Und das klingt ja nun mal spannend oder?