In München

Wahrheit komm raus!

Auf der Suche nach Essenz, Geheimniss­e, Realität – und dann noch Coupland

- Villa Stuck Barbara Teichelman­n

Der Mensch ist ein komisches Johannes Scheffler, der Tier. Einerseits streben wir nach sich „Angelus Silesius“nannte: Ablenkung. Anderersei­ts streben „Mensch, werde wesentlich! wir nach dem Wahren, Denn wann die Welt vergeht, Schönen und Guten (manchmal so fällt der Zufall weg: das Wesen, zumindest). Nun schließt das eine das besteht.“Heute gibt es das andere ja nicht unbedingt regalweise Ratgeberli­teratur, aus. Ablenkung kann die zur Reduktion rät. Weniger wahr, schön oder gut sein. Genauso ist mehr. Die Idee dahinter: kann das Streben nach Wenn man das Zuviel wegnimmt, Wahrheit Ablenkung von eben bleibt die Essenz übrig. dieser sein. Es ist also mal wieder Super Idee. Ob das so einfach komplizier­ter, als man es funktionie­rt, ist fraglich. Aber gerne hätte. Die Ausstellun­g wie soll man sich wehren gegen essentials (Samstag, 24. September immer mehr Dinge, Waren, Informatio­nen, bis Sonntag, 2. Oktober, Bilder? Sich nicht Katalog, Öffnungsze­iten und verlieren im Überangebo­t? Wie Führungen unter: kuenstlerv­erbund-im-haus-der-kunst-muenchen.de) kann das gelingen? Mit Hilfe von Kunst? Und tatsächlic­h, viele des Künstlerve­rbunds der gezeigten Arbeiten praktizier­en im Haus der Kunst macht diesen Reduktion. Bedienen vermeintli­chen Gegensatz zum sich einer reduzierte­n Formenspra­che, Thema und stellt die Frage: die ihre Wurzeln im „Was ist wesentlich – und was Minimalism­us hat, in der monochrome­n kann es im Bezug auf Kunst Malerei, in der konkreten sein?“Rund 30 Künstler sind und der Konzeptkun­st. eingeladen, sich mit dieser Fragestell­ung Man erforscht die vermeintli­ch auseinande­rzusetzen. einfachen Dinge. Was eigentlich Was ist das Essentiell­e? Ein sind Material, Farbe, Dimension, Konzentrat, die Quintessen­z? Struktur, Form, Raum? Aber von was? Diese Sehnsucht Und wie verhalten sie sich zueinander? nach dem Eigentlich­en begleitet Diese Zerlegung der uns schon immer. Im 15. Welt in ihre Grundbaust­eine Jahrhunder­t dichtete der Mystiker ist das verbindend­e Element der gezeigten Arbeiten. Maximilian Bayer verzwirbel­t Fahrradsch­läuche zu einem geheimnisv­ollen Fragengewi­rr. Stefan Becker Schmitz bläst schwarze Polyethyle­nfolie zu Räumen auf und kommentier­t so Architektu­r. Kurt Benning baut geometrisc­h-abstrakte Skulpturen, die die Grundlage rationaler Konstrukti­onen in Frage stellen. Monika Brandmeier experiment­iert mit Linien in Form von Stahlstäbe­n. Kurzum: Reduktion hat viele Gesichter. Seit 2013 veranstalt­et der Künstlerve­rbund die Biennale im Haus der Kunst und in den Jahren dazwischen eine einwöchige Ausstellun­g mit Begleitpro­gramm und Auktion. So wird die Tradition der Großen Kunstausst­ellungen weitergefü­hrt, die seit 1949 im Haus der Kunst stattfande­n.

Es dauert eine Weile, bis man lernt, Geheimniss­e für sich zu behalten. Und mancher lernt es nie. Aber das ist dann ja auch das Schöne daran, also dass sie eines Tages ans Licht kommen. Und man hinter vorgehalte­ner Hand darüber tuscheln kann. Weißt Du schon ...? Mit dem Projekt Geheimnis – Ein gesellscha­ftliches Phänomen greift die Nemetschek Stiftung zentrale Gegenwarts­fragen rund um das Thema Geheimnis auf. Im Mittelpunk­t steht die gleichnami­ge Ausstellun­g (Donnerstag, 29. September bis Sonntag, 30. Oktober) in der whiteBOX, die sich mit dem Spannungsv­erhältnis zwischen Geheimhalt­ung und Transparen­z beschäftig­t. Es gibt private Geheimniss­e, politische, harmlose und solche, die Angst machen. Wie viel Geheimnis können wir ertragen? Wie viel wollen wir wirklich wissen? Alle Termine zu Rahmenprog­ramm und Führungen unter: geheimis-ausstellun­g.de

Klick. Das Wesen der Fotografie hat sich in den letzten Jahren grundlegen­d geändert, auch weil jeder jederzeit eine Kamera mit sich herumträgt, mit der man auch telefonier­en kann. Stichwort: Digitalisi­erung. Die Fotografie ist ein Medium, das sich immer und immer wieder neu erfunden hat. Zumindest mit jedem neuen technische­n Fortschrit­t. Um diese stetige Veränderun­g abzubilden und um der eigenen internatio­nal ausgericht­eten Sammlung eine Bühne zu bieten, startet die Pinakothek der Moderne eine neue Ausstellun­gsreihe. Unter dem Motto „Fotografie heute“werden– ausgehend von Schwerpunk­ten der eigenen Sammlung – alle zwei Jahre aktuelle Entwicklun­gen thematisie­rt. Den Auftakt macht die Ausstellun­g Fotografie heute: distant realities (30. September bis 29. Januar, Katalog), das Thema ist die topografis­che Fotografie: Wie definiert sich ihr Verhältnis zu Wirklichke­it und Authentizi­tät einerseits und zur Autonomie des Bildes anderersei­ts? Gezeigt werden Arbeiten von Ilit Azoulay, Mishka Henner, Inga Kerber, Mykola Ridnyi und Erin Shirreff, die zwar spezifisch­e, oftmals gesellscha­ftlich oder politisch neuralgisc­he Orte untersuche­n, dabei aber immer wieder die engen Grenzen des Dokumentar­ischen verlassen und sich der vielfältig­en Möglichkei­ten digitaler Technik bedienen.

Könnte sein, dass das Buch, mit dem er bekannt wurde, bei Ihnen im Buchregal steht: „Generation X“. Erschienen ist es 1991. Der Kanadier Douglas Coupland ist ein Hybrid aus Schriftste­ller und bildendem Künstler. Wir Europäer haben zwar seine Bücher gelesen, die Kunst aber kennen wir meist nicht. Die Ausstellun­g Douglas Coupland: Bit Rot (29. September bis 8. Januar, Katalog) in der wird das nun ändern. Ein „assoziativ, visuell verspielte­r Kosmos“aus verschiede­nsten Arbeiten vermittelt Couplands Gedanken zu Themen wie Globalisie­rung, Terror, Internet, Popkultur oder sozialen Medien. „Erinnerung, Verlust, Ruhm, Gewalt, Zerstörung und Schöpfung werden zum Gegenstand der Betrachtun­g.“Und das klingt ja nun mal spannend oder?

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 ??  ?? Folge dem Kabel, finde die Wahrheit: In der Ausstellun­g „essentials“präsentier­en über 30 Künstler aktuelle Arbeiten. Darunter auch Kurt Benning.
Folge dem Kabel, finde die Wahrheit: In der Ausstellun­g „essentials“präsentier­en über 30 Künstler aktuelle Arbeiten. Darunter auch Kurt Benning.

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