Sheep Trick
Das Beste am Universum? Die Unendlichkeit. Es gibt immer noch genügend Orte, die das Imperium noch nicht entdeckt hat. Oder gurkte der Todesstern jemals über den Monitor der Enterprise? Hatten die Jawas fucking ever einen Dalek in ihrem Roboterschrottsortiment? Kursieren auf Spacebook Fotos von Darth Vader beim Affenbrotbaumjäten? Bingo. Der kleine Prinz braucht sich also weiterhin nur darum zu sorgen, dass seine geliebte Rose nicht von einem Schaf gefuttert wird, anstatt zusätzlich abzugrübeln, ob das Schaf vielleicht zur dunklen Seite der Macht wechselt, fortan schwarz ist und dem kleinen Prinzen im asthmatischen Lehrertonfall eintrichtern will, es sei seine Mutter. Hörspielregisseur Kai Grehn konnte also befreit aufspielen und seine eigene Kindheitsversion des interstellaren Roadmovie inszenieren, quasi die Abenteuerseite dieses nie erlöschenden Literatur-Vulkans hervorkehren. Herzpanoramen werden schnell zu Kitsch, wenn sie allzu seriös verpackt sind. Und gerade ein Buch, das die geglaubte Ernsthaftigkeit der Erwachsenen so nachhaltig zerpflückt, sollte eigentlich bersten vor verspieltem Humor. Anscheinend neigt Weisheit traditionell eher zum Weltschmerz. Denn bei all den komischen Stationen, die der Prinz vom Asteroiden B 612 auf seiner Reise erlebt, dem befehlsüchtigen Kronenständer, dem Applaus signierenden Cristiano-Ronaldo-Double, dem sternenbadenden Dagobert, dominiert die Traurigkeit, bleibt die Erde als Problemplanet im Gedächtnis. Grehns Abenteuerversion ist sehr viel kürzer als die Kaminski-Lesung und pimpt das Unterwegssein dieses kosmischen Nils Holgersson. Klingelnd besetzt mit vielen von Grehns Stammgästen. Martin Wuttke als erzählender Bruchpilot. Alexander Fehling als kleiner Prinz. Paula Beer als Zickenrose. Lars Rudolph als Schamsäufer. Eine Ernsthaftigkeitsdiät, die den kleinen Prinzen tänzeln lässt. Sodass man sich hinterher nicht fragt, ob the space traveller formerly known as The Little Prince einem dabei helfen könnte, sein Leben zu optimieren, sondern eher, ob gemalte Schafe von gemalten Blumen träumen.
Antoine de Saint-Exupéry:
Hörspiel von Kai Grehn mit 12 Sprechern, 1 CD, ca. 70 Min., WDR 2016, www.hoerbuch-hamburg.de