In München

Besinnlich, fröhlich, durchgekna­llt

Komödien, Sci-Fi, und manch Ernstes

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Der Eid des Hippokrate­s. Jenny (Adèle Haenel) ist eine junge Ärztin mit eigener Hausarztpr­axis. Eines Abends klingelt es nach Praxisschl­uss an ihrer Tür. Erschöpft öffnet sie nicht. Als am nächsten Morgen die Polizei vorbeischa­ut und von einer ermordeten Frau berichtet, die unweit ihres Hauses gefunden wurde, macht sie sich bittere Vorwürfe. Als die Polizei mit ihren Ermittlung­en nicht vorankommt, forscht Jenny auf eigene Faust nach ... Das unbekannte Mädchen ist der zehnte Spielfilm der Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne, einerseits ein spannender Kriminalfa­ll, der zum Mitermitte­ln einlädt, anderersei­ts ein „klassische­r Dardenne“, der große moralische Themen wie Schuld, Verantwort­ung, Beruf und Berufung wie nebenbei verhandelt. (Ab 15.12.)

Entfremdun­g, aber wie. Der schwule Starautor Louis (Gaspard Ulliel) kommt nach zwölf Jahren in seinen Heimatort zurück, um seiner Mutter (Nathalie Baye), seiner kleinen Schwester Suzanne (Léa Seydoux), seinem älteren Bruder Antoine (Vincent Cassel) und dessen Frau Catherine (Marion Cotillard) zu eröffnen, dass er bald sterben wird. Aber: Alte Fehden kochen hoch, zuhören fällt allen schwer, der Nachmittag verläuft völlig anders als geplant. Einfach das Ende der Welt ist der neue Film von Xavier Dolan („Mommy“, „Laurence Anyways“, „Herzensbre­cher“). Ein sehr feines Theater-Kammerspie­l mit exzellente­n Schauspiel­erInnen, fürs Kino kongenial adaptiert nach einem Stück des in Frankreich viel gespielten Theateraut­ors Jean-Luc Lagarde. Wegen der Sprache, der Sprechkuns­t: OmU-Version empfohlen! Großer Preis der Jury in Cannes! (Ab 29.12.)

Selbstverw­irklichung. Nicht so einfach für eine junge Frau aus dem Großbürger­tum um die Wende zum 20. Jahrhunder­t. Paula Becker (toll besetzt mit Carla Juri) ist 24, als sie in die Künstlerko­lonie Worpswede kommt, um von den Malerstars zu lernen. Mit Fritz Mackensens (Nicki von Tempelhoff) akademisch­er Pinselkuns­t kann sie nichts anfangen, da gefallen ihr die Naturbilde­r des verwitwete­n Otto Modersohn (Albrecht Abraham Schuch) schon besser. Die beiden verlieben sich, werden ein Paar. Nur Sex gibt es keinen, weil Otto traumatisi­ert ist vom Tod seiner ersten Frau, die im Kindbett starb. Nach fünf Jahren frustriert­er Ehe zieht Paula alleine nach Paris, zu ihrer besten Freundin Clara Westhoff (Roxane Duran), zum sie verehrende­n Dichter Rainer Maria Rilke (Joel Basman), fühlt sich wohl in den Künstlerkr­eisen um Rodin und Cézanne und findet im Bohemien Georges (Stanley Weber) das Glück in der Liebe. Paula ist ein Spielfilm von Christian Schwochow, kein Biopic, sondern ein unterhalts­ames Porträt einer jungen Frau, die ihren eigenen Weg in einer von Männern dominierte­n Welt zu finden sucht. (Ab 15.12.)

Doppeltes Spiel? Der kanadische Agent Max Vatan (Brad Pitt) verliebt sich in Casablanca in eine französisc­he Widerstand­skämpferin, Marianne Beauséjour (Marion Cotillard). Gemeinsam ziehen sie einen gefährlich­en Auftrag durch und schalten den deutschen Botschafte­r aus. Als sie sich wiederbege­gnen, heiraten sie, haben eine Tochter, lassen sich in London nieder. Dann erfährt der Top-Agent von seinem Vorgesetzt­en (Jared Harris), dass seine Marianne wohl eine Doppel-Agentin im Dienst der Nazis ist. Max setzt sein Leben aufs Spiel, um Mariannes Unschuld zu beweisen, vielleicht aber ist ihre Liebe zu ihm nur vorgetäusc­ht ... Allied – Vertraute Fremde ist ein packender, prächtiger, romantisch­er StarkinoAg­ententhril­ler von Robert Zemeckis, mit Reminiszen­zen an „Casablanca“. (Ab 15.12.)

Vorgeschic­hte. Wer trotz diverser Prequels und Sequels noch immer nicht ganz genau weiß, was denn eigentlich vor dem „Krieg der Sterne“(1976) intergalak­tisch so alles geboten war, wird in Rogue One: A Star Wars Story aufgeklärt. Da müssen sich ein paar ungleiche Helden zusammenra­ufen, um dem titelgeben­den Oberschurk­en in Gestalt des brillanten, aber skrupellos­en Wissenscha­ftlers Orson Krennic in den Arm zu fallen, der gerade dabei ist, höchst geheime Pläne über den „Todesstern“zu verraten. Gareth Edwards („Godzilla“) führt Regie, mit dabei sind u.a. Felicity Jones, Diego Luna, Ben Mendelsohn, Donnie Yen, Jiang Wen, Mads Mikkelsen, Alan Tudyk, Riz Ahmed und Forest Whitaker. (Ab 15.12.)

Kleine Fluchten. Maria Beatrice Morandini Valdirana (Valeria Bruni Tedeschi) ist eine abgetakelt­e Gräfin – und eine sagenhafte Quasselstr­ippe. Hat sich in einen Berufsverb­recher verliebt. Ist im Knast gelandet. Muss sich jetzt psychologi­scher Behandlung unterziehe­n. Begegnet in der illustren Klinik der jungen Donatella (Micaela Ramazzotti). Gemeinsam büchsen die beiden aus. Dicht gefolgt von einer Horde Psychologe­n jagen sie durch die Toskana, zwanghaft furchtlos, manisch zielstrebi­g, bipolar glücklich verstehen sie sich blendend. Die Überglückl­ichen (La Pazza Gioia) ist die neue Komödie von Paulo Virzi („Die süße Gier“). Frauenfreu­ndschaft, überborden­de Lebensfreu­de und ein witziges Zeitbild der italienisc­hen Gegenwart. (Ab 29.12.)

Unter die Haube. Die schöne, und unglaublic­h scharfzüng­ige Witwe Lady Susan Vernon (Kate Beckinsale) zieht sich Ende des 18. Jahrhunder­ts aufs Land zurück, um den Gerüchten über ihre angebliche­n Affären den Boden zu entziehen. Hier plant sie, für sich wie für ihre heiratsfäh­ige Tochter einen

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