Aus is! Weiter geht’s!
Bier, Urbane Kunst und Neue Sachlichkeit
Gegen Jahresende macht man in der Regel zwei Sachen: Man blickt zurück. Und man blickt nach vorn. Man fragt sich: Wie es war eingeschenkt, das Jahr? Was hat gefehlt? Hat was gefehlt? Und was soll im nächsten Jahr nicht fehlen? An was es 2016 wirklich nicht gefehlt hat, das war Bier. Normalerweise trinkt man es ja, aber die letzten 12 Monate wurde mindestens genauso viel darüber gesprochen, was am 500-jährigen Jubiläum des Reinheitsgebots lag. Darauf ist Bayern natürlich stolz wie sonstwas und deshalb gab es eine Menge Ausstellungen. Bier. Macht. München (bis 8. Januar, Katalog) im Stadtmuseum zum Beispiel erzählt den Aufstieg der bayerischen Landeshauptstadt zur „globalen Biermacht“. Wenn Sie noch immer finden, das hört sich größenwahnsinnig an, dann haben Sie sich offenbar noch nicht ausreichend mit dem Thema beschäftigt – und sollten das jetzt noch schnell nachholen. Über 700 Objekte dokumentieren und erzählen die Geschichte des bedeutendsten Industriezweigs Bayerns. Was Bier außer betrunken alles machen kann, ist schon bemerkenswert. Vom städtebaulichen Einfluss über den Brauereiprozess und die politische und soziale Funktion des Bieres bis zur Tradition der Münchner Bierfeste. Vom Durstlöscher und Rauschbeschleuniger zum Kulturgut.
Und auch schräg gegenüber wurde Biergeschichte angezapft. Das nimmt das Jubiläum zum Anlass, Geschichte und Gegenwart des Bieres in der jüdischen Tradition und Kultur zu beleuchten. Und da müssen sich die Bayern ein bisserl hinten anstellen, denn die Israeliten trinken den Gerstensaft schon sehr viel länger als es Bayern überhaupt gibt. Sie lernten das Bier bereits im alten Ägypten kennen. Einen Schwerpunkt der Ausstellung Bier ist der Wein dieses Landes. Jüdische Braugeschichten (bis 8. Januar, Katalog) bilden die jüdischen Brauherren in München und Umgebung. Weitere Themen sind die Geschichte des Hopfenhandels und die aktuelle Bierkultur in Israel, die eine durstige und experimentierfreudige Craftbeer-Szene vorzuweisen hat.
Da die meisten Galerien zwischen den Jahren Ski fahren, ist es ein guter Plan, sich in den Ferien auf die Museen zu konzentrieren. Und nachzuholen, was man bisher noch nicht geschafft hat. Zum Beispiel die Videokunstausstellung No Place like Home (bis 8. Januar) im Haus der Kunst. Mittlerweile die neunte MedienkunstAusstellung der Sammlung Goetz im ehemaligen Luftschutzkeller – und zum neunten Mal sehenswert. Gezeigt werden 14 Arbeiten, die sich mit unserem Zuhause als ambivalentem Ort beschäftigen. Es bietet uns Schutz und Rückzug, andererseits kann es auch als erdrückend empfunden werden – familiären Erwartungshaltungen und gesellschaftlichen Konventionen sei Dank. Thematisiert wird die gruselige Bandbreite innerfamiliärer Verhältnisse. Wie immer gibt es große Namen und erfreulich viele Frauen darunter – was am Thema, aber auch an der Sammlung Goetz liegt, die auf eine sehr entspannte Art das Gleichgewicht der Geschlechter kultiviert. Teresa Hubbard ist dabei, Sue de Beer, Zilla Leutenegger, Patricia Pearson, Laurie Simmons, Karen Yasinski und Veronika Veit. Aber auch Anri Sala, Hans Op de Beek, Gabriel Orozco, Lorenz Straßl, Frank Stürmer und Matthias Müller.
Und was noch? Schon da ist zum Beispiel das erste Museum für Urban Art. Es heißt muca und hat sich ein zentrales Plätzchen in der Altstadt gesichert (Hotterstraße 12) und täglich – außer Dienstag – von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Im ehemaligen Umspannwerk der Stadtwerke und auf 2.000 Quadratmetern residiert das erste Museum of Urban and Contemporary Art in