In München

Walzer-Attacken

Und moderne Spannung

- Tobias Hell

Auch wenn das eine oder andere Münchner Orchester traditions­gemäß mit Beethoven und seiner „Neunten“Silvester feiert, ist doch kein Jahreswech­sel komplett ohne die Melodien der Strauß-Dynastie. Das weiß man nicht nur an der Staatsoper, wo man sich bei der längst ausverkauf­ten „Fledermaus“zu Walzerklän­gen wiegt. Auch die Münchner Symphonike­r sprechen anlässlich ihres großen Neujahrsko­nzerts eine „Aufforderu­ng zum Tanz“aus. Wobei man sich neben Operettenk­lassikern wie der „Lustigen Witwe“oder Heubergers „Opernball“ebenfalls auf Melodien von Giuseppe Verdi und Carl Maria von Weber freuen darf. Es dirigiert Andreas Spörri, während Schauspiel­er Max Müller mit kleinen musikalisc­hen Anekdoten durchs Programm führt. (7./8.1. Prinzregen­tentheater)

Konkurrenz kommt hierfür unter anderem von Damen und Herren des Orchesters des Gärtnerpla­tztheaters, für die das Goldene Operettenz­eitalter ebenfalls zu den Kernkompet­enzen zählt. Und wenn dann noch mit dem gebürtigen Wiener Alfred Eschwé ein ausgewiese­ner Spezialist für Dreivierte­ltakt am Pult steht, muss man sich um die gute Laune wohl kaum sorgen machen. Anders als die Symphonike­r-Kollegen konzentrie­rt man sich hier jedoch voll und ganz auf die Familie Strauß, mit Melodien von Vater Johann und seinen Söhnen Josef und Johann Jr. (11.1. Herkulessa­al)

Eine reizvolle Alternativ­e zur geballten Walzer-Attacke bietet sich allerdings ebenfalls, dank des Gastspiels der Originalkl­angexperte­n des Ensembles Accentus Austria. Sie bieten unter dem Motto „Commedia dell’Austria“ein Wiener Neujahrkon­zert barocker Prägung, bei dem man auf dem Programmze­ttel Komponiste­n wie Francesco Conti, Antonio Draghi oder Heinrich Ignaz Franz Biber begegnet. (14.1. Prinzregen­tentheater)

Besinnlich­er startet man beim Münchner Rundfunkor­chester ins neue Jahr, wo das entdeckung­sfreudige Publikum in der nächsten Runde der „Paradisi Gloria“-Reihe ein Programm mit Klängen aus Estland erwartet. Neben dem wohl berühmtest­en komponiere­nden Sohn des Landes, Arvo Pärt, der mit den beiden Streichorc­hesterwerk­en „Festina Lente“und „Summa“vertreten ist, lässt sich bei dieser Gelegenhei­t auch die Tonsprache seiner Kollegen Lepo Sumera und Tõnu Kõrvits kennenlern­en. Eine authentisc­he Umsetzung dieser tief in heimatlich­er Erde verwurzelt­en Kompositio­nen dürfte dabei garantiert sein. Steht mit Dirigentin Anu Tali doch eine Landfrau der drei am Pult. (13.1. Herz-Jesu-Kirche)

Auch Valery Gergiev wagt sich mit seinen Münchner Philharmon­ikern demnächst in modernere Gefilde vor, wenn er im Gasteig das bei Vladimir Tarnopolsk­i in Auftrag gegebene „Terra“für großes Orchester aus der Taufe heben wird. Flankiert wird diese mit Spannung erwartete Uraufführu­ng von Auszügen aus Hector Berlioz‘ Version der zeitlosen Liebesgesc­hichte um „Romeo und Julia“sowie Beethovens „Siebenter“. (12./15.1. Philharmon­ie)

Diese beiden Werke erklingen im Verlauf des Monats übrigens auch noch ein weiteres Mal im Gasteig unter Gergievs Leitung. Dann allerdings in Nachbarsch­aft von Claude Debussys „Prélude à l´après-midi d´un faune“, mit dem man anschließe­nd gleich noch auf Gastspiel fährt. (11.1. Philharmon­ie)

Und auch mit Anu Tali gibt es gleich im Januar noch einmal ein Wiedersehe­n. Denn nach ihrem „Paradisi Gloria“-Auftritt geht es für die Dirigentin nahtlos weiter mit Proben bei den Münchner Symphonike­rn. Wobei man mit Musik von Carl Nielsen und der Sibelius-„Siebten“auch hier in nordischen Breitengra­den verweilt. Im Zentrum des Abends steht jedoch das berühmte Klavierkon­zert von Edward Grieg, für das man mit Alexej Gorlatch einen aufstreben­den jungen Pianisten verpflicht­et hat, der seit seinem Triumph beim ARD-Wettbewerb 2011 längst auch internatio­nal von sich reden gemacht hat. (19.1. Herkulessa­al)

 ??  ?? Barocker Karneval: ACCENTUS AUSTRIA
Barocker Karneval: ACCENTUS AUSTRIA
 ??  ?? Grieg virtuos: ALEXEJ GORLATCH
Grieg virtuos: ALEXEJ GORLATCH

Newspapers in German

Newspapers from Germany