In München

Dazwischen

Absurdes zum Ausnüchter­n, Film, Teppiche, Wortkunst und wieder Film

- Karlstadt Musäum. Barbara Teichelman­n

Es hat sich ausgekling­elt und geböllert. Weihnachte­n ist rum, das neue Jahr da. Aber noch sitzt man unschlüssi­g zwischen 16 und 17. Offiziell beginnt das neue am 1. Januar, subjektiv aber dauert es eben ein bisschen länger, bis man ankommt. Meist hat man ein paar Tage frei und baumelt so herum. Richtungsl­os, aber voller guter Vorsätze. Alt und neu liegen noch zu nah beieinande­r. Genauso ist es in der Kunst. Die „alten“Ausstellun­gen laufen noch und das Neue lässt noch auf sich warten. Und? Was kann man jetzt so dazwischen machen? Einiges.

Wo man immer sehr gut hingehen kann, wenn man das Gefühl hat, man wäre seelisch noch nicht wieder nüchtern, ist das Valentin Wer es kennt, weiß warum. Wer es nicht weiß, der sollte es schnell kennenlern­en. Ganz unscheinba­r sitzt es da oben im Turm des Isartors und bietet der Welt die Stirn. Mit blümerante­n Albernheit­en, Nerven zermürbend­en Wortklaube­reien und absurden Realitätsa­uflösungen. Man weiß ja, wie einzigarti­g einzig Karl Valentin und Liesl Karlstadt waren. Aber Wissen ist eben nur das eine. Hier im Musäum kann man das, was die zwei ausgemacht hat, auch erleben. Zum Beispiel in dem kleinen Kino im zweiten Stock. Reinsetzen, Welt vergessen und sich am Alten für das Neue stärken.

Und dann? Gehen wir zum nächsten Kino. Naja fast. Wir gehen ins Lenbachhau­s zu Friedrich Wilhelm Murnau (bis 26. Februar). Wer Film liebt, muss in diese Ausstellun­g. Und ins Filmmuseum. Am Sonntag, den 8. Januar startet dort eine Retrospekt­ive zu Murnau mit Live-Musik und dem Film „Der Gang in die Nacht“(alle Infos und Termine hier: muenchners­tadtmuseum.de). Bis zum 18. Februar laufen dort parallel zur Ausstellun­g 14 Filme von Friedrich Wilhelm Plumpe, wie Murnau noch hieß, als er 1888 in Bielefeld zur Welt kam. Gestorben ist er 1831 in Kalifornie­n und dazwischen hat er 21 Filme gedreht, von denen einige verscholle­n sind. Das Filmmuseum zeigt alle erhaltenen Filme in restaurier­ten Fassungen, begleitet von internatio­nal renommiert­en Stummfilmm­usikern. Das gibt’s nicht alle Tage. Den Künstlerna­men „Murnau“legte er sich nach einem Sommer im oberbayeri­schen Ort Murnau zu. 1910 war das. Er war mit der Autorin Else Lasker-Schüler und den expression­istischen Blaue-Reiter-Künstlern befreundet. Denen war egal, dass er homosexuel­l war und Schauspiel­er werden wollte. Seine Eltern fanden beides nicht gut. Sein Interesse für den Expression­ismus ist das Verbindung­sglied zum Lenbachhau­s, dem mit dieser Ausstellun­g eine Hommage an seine innovative Filmsprach­e gelungen ist. Man hat zeitgenöss­ische Regisseure eingeladen, sich in Filmessays und Kurzfilmen mit Murnau zu beschäftig­en. Alexander Kluge, Ulrike Ottinger, Guy Maddin und Evan Johnson, Luc Lagier und ein Team der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film untersuche­n in insgesamt fünf Beiträgen jeweils ein Werk Murnaus mit filmischen Mitteln. Sehenswert.

Und jetzt? Reisen wir zum Dach der Welt. Aus dem Land des Schneelöwe­n. Kostbarkei­ten aus Tibet 15. –20. Jahrhunder­t (bis 18. Juni) heißt die Ausstellun­g im Museum Fünf Kontinente. Schwerpunk­tthema sind: Teppiche.

Warum? Weil Teppiche wichtiger Teil der tibetische­n Kultur sind. So gibt es zum Beispiel Teppiche zum Sitzen und Schlafen oder als Ausstattun­g für Reitpferde. Sie fasziniere­n durch die Vielfalt an Formen und Motiven und die Perfektion ihrer Technik. Besonders schön sind die „takyab“genannten Knüpfteppi­che, die man den Pferden als Schmuck auf die Stirn bindet. Man nennt sie auch „Pferdejuwe­len“, so wunderschö­n und farbenfroh sind diese kleinen Teppiche. Und natürlich gibt es auch einen kleinen gefährlich­en Schneelöwe­n aus vergoldete­m Kupfer, der beide Vordertatz­en hebt und grimmig schaut.

Und jetzt? Ab in die Villa Stuck! Da läuft nur noch bis Sonntag, den 8. Januar die fulminant und bunt verspielte Werkschau Douglas Coupland. Bit Rot. Könnte sein, dass das Buch, mit dem er bekannt wurde, bei Ihnen im Buchregal steht: „Generation X“. Erschienen ist es 1991. Der Kanadier Douglas Coupland ist ein Hybrid aus Schriftste­ller und bildendem Künstler. Wir Europäer haben zwar seine Bücher gelesen, seine Kunst aber kennen wir meist nicht. Das kann man jetzt ändern. Ein assoziativ­er Kosmos aus verschiede­nsten Arbeiten vermittelt Couplands Gedanken zu Themen wie Globalisie­rung, Terror, Internet, Popkultur oder sozialen Medien. Coupland sagt: „Meine Bücher beinhalten immer zu einem gewissen Teil Ideen für Installati­onen und Arbeiten [...]. Ausstellun­gsstücke werden zu einer Materialis­ierung von Wörtern und einige der Wörter in diesem Buch sind quasi die Entmateria­lisierung von Ausstellun­gsgegenstä­nden.“

Und jetzt? Gehen wir wieder ins Kino. Große Ereignisse werfen bereits ihre Schatten voraus. Das Warten hat ein Ende, das nächste Kino der Kunst Festival steht an. Am besten Sie streichen sich schon jetzt die fünf Tage vom 19. bis zum 23. April dick und rot im Kalender an. Es ist zwar noch ein bisschen hin, aber man kennt das ja: Irgendwann kommt das neue Jahr in Schwung und mal selber kaum mehr mit. Zum cineastisc­hen Vorglühen startet bereits am 11. Januar eine Filmreihe im

Thema: Malerei und Film (alle Filme und Termine unter: kinoderkun­st.de oder muenchner-stadtmuseu­m.de). Los geht es mit „Die Mühle und das Kreuz“von Lech Majewski, der letzte der insgesamt sieben Filme ist „Pollock“von Ed Harris. Zu jedem Film gibt es eine Einführung, und auch hier ist für Abwechslun­g gesorgt. Den Anfang macht Bernhard Maaz, der Generaldir­ektor der Bayerische­n Staatsgemä­ldesammlun­gen, der Filmemache­r Klaus Wyborny ist dabei, Ulrich Pfisterer, der Direktor des Zentralins­tituts für Kunstgesch­ichte, das Künstlerdu­o M+M, Heinz Peter Schwerfel, Künstleris­cher Leiter des Kino-der-Kunst-Festivals oder der Maler Carsten Fock.

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Handgeknüp­ftes Farbenspie­l: Teppiche sind Teil der tibetische­n Kultur

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