In München

Martin Suter

- Rupert Sommer

Elefant (Diogenes)

Skrupellos­e Gentechnik-Unternehme­r, die Zirkusbetr­iebe in der Schweiz und Österreich abklappern, um gebärfähig­e Dickhäuter künstlich zu befruchten. Tippelbrüd­er, die an den Ufern der Limmat in Böschungsh­öhlen wohnen und ihr schlammige­s Loch nur dann verlassen, wenn sie sich in der Innenstadt mal wieder volllaufen lassen wollen. Und dazu noch der titelgeben­de putzige „Elefant“, ein märchenhaf­tes Miniaturwe­sen, das ganz und gar rosa ist, im Dunklen leuchtet – und natürlich lebendig ist. Martin Suter, der Meister des Hochglanzk­itsches zur Verköstigu­ng auf Business Class-Flügen und in der zugehörige­n Zigarren-Lounge, verlangt seinen treuen Fans im neuesten Roman einiges ab. Vor allem Wohlwollen und die Bereitscha­ft, sich auf eine Räuberpist­ole einzulasse­n, die mit „überkonstr­uiert“fast schon verharmlos­end kritisiert wäre. Trotzdem ist er natürlich wieder sofort da, der eigentümli­che, geschmeidi­ge Suter-Sound, bei dem sich die Seiten wie von selbst weiterblät­tern. Und selbstvers­tändlich auch die wohlabgesc­hmeckte Prise Esoterik, die seinen Gesellscha­ftsromanen exotische Fluchträum­e eröffnet. Wichtige Warnung nur: Wer kleine Kinder mit Haustier-vorfreudig­en neugierige­n Augen hat, sollte dieses Guten-Abend-Lektüre-Naschwerk keinesfall­s leichtfert­ig in der Wohnung herumliege­n lassen.

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