Lina Wolff
Bret Easton Ellis und die anderen Hunde
(Tempo)
Natürlich ist da erstmal der irritierende Titel, über den man grübeln darf: Bret so heißt der neue Hund, der aus einem Tier-Zwinger in einem spanischen Bordell stammt. Alle Köter, die dort gehalten werden, tragen die Namen berühmt-berüchtigter Schriftsteller. Eigentlich ist das nur ein sarkastisches Augenzwinkern, sagt aber viel über den Anspielungsreichtum, mit dem Lina Wolff, eine furchtlos moderne Feministin, ihre Leser am Nasenring durch den Roman zieht. Sie setzt aus vielen Puzzlestücken und schaurig-schrägen-sinnlichen Vixierbildern eine Handlung zusammen, die von Machtspielen, sexuellen Übergriffen, Lebenskrisen und der Leere mitten in einer so pulsierenden Stadt wie Barcelona erzählt. Immer wieder umkreist wird dabei die exzentrische Schriftstellerin Alba Cambó, die sich in eine Aura der Rätselhaftigkeit hüllt – und die die pubertierende Araceli, die sich selbst als Gelegenheitsprostituierte ausprobiert, schwer fasziniert. Wer im verkommenen Cambó-Haushalt eingeladen wird, kann schon mal mit einem spontanen Dreier rechnen. Nur dummerweise tauchen heimliche Aufzeichnungen dann rasch auf dem Handy eines Nebenbuhlers auf, der vor so gut wie nichts zurückschreckt. Kein Buch, das unbedingt Urlaubsgelüste in Katalonien schürt, das aber mit seinem abgründigen, absurd komischen, frechen und immer wieder überraschenden Durcheinander absolut verblüfft.