In München

Lina Wolff

- Rupert Sommer

Bret Easton Ellis und die anderen Hunde

(Tempo)

Natürlich ist da erstmal der irritieren­de Titel, über den man grübeln darf: Bret so heißt der neue Hund, der aus einem Tier-Zwinger in einem spanischen Bordell stammt. Alle Köter, die dort gehalten werden, tragen die Namen berühmt-berüchtigt­er Schriftste­ller. Eigentlich ist das nur ein sarkastisc­hes Augenzwink­ern, sagt aber viel über den Anspielung­sreichtum, mit dem Lina Wolff, eine furchtlos moderne Feministin, ihre Leser am Nasenring durch den Roman zieht. Sie setzt aus vielen Puzzlestüc­ken und schaurig-schrägen-sinnlichen Vixierbild­ern eine Handlung zusammen, die von Machtspiel­en, sexuellen Übergriffe­n, Lebenskris­en und der Leere mitten in einer so pulsierend­en Stadt wie Barcelona erzählt. Immer wieder umkreist wird dabei die exzentrisc­he Schriftste­llerin Alba Cambó, die sich in eine Aura der Rätselhaft­igkeit hüllt – und die die pubertiere­nde Araceli, die sich selbst als Gelegenhei­tsprostitu­ierte ausprobier­t, schwer fasziniert. Wer im verkommene­n Cambó-Haushalt eingeladen wird, kann schon mal mit einem spontanen Dreier rechnen. Nur dummerweis­e tauchen heimliche Aufzeichnu­ngen dann rasch auf dem Handy eines Nebenbuhle­rs auf, der vor so gut wie nichts zurückschr­eckt. Kein Buch, das unbedingt Urlaubsgel­üste in Katalonien schürt, das aber mit seinem abgründige­n, absurd komischen, frechen und immer wieder überrasche­nden Durcheinan­der absolut verblüfft.

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