Ottessa Moshfegh
Eileen
(Liebeskind)
Nachdem sich die amerikanische Autorin kroatisch-persischer Herkunft in ihrem Debüt „McGlue“einem schwerstalkoholkranken Matrosen unter Mordverdacht angenommen hat, spielt in ihrem neuen Werk eine augenscheinlich unscheinbare aber schwer neurotische junge Frau die Hauptrolle, die aus einer düsteren und von Dämonen beherrschten Welt ausbrechen möchte. Eileen arbeitet als Sekretärin in einer Vollzugsanstalt, daheim wartet ihr cholerisch-paranoider Vater, Alkoholiker und Ex-Cop. Geflüchtet in morbiden Tagträumen, Fluchtgedanken und seltsamen (auto-)erotischen Fantasien, fristet Eileen ihr Dasein in X-ville, einer Kleinstadt in Neuengland, bis die kluge und schöne Psychologin Rebecca ihren Dienst in der Haftanstalt antritt. In tiefer Bewunderung und Zuneigung lässt sich Eileen auf eine Bekanntschaft ein, die schon bald zu einer Komplizenschaft bei einem Verbrechen mit ungeheuerlichen Hintergründen wird, welches ihr allerdings endlich auch die Flucht aus Xville ermöglicht. Ottessa Moshfeghs Psychogramm einer jungen Frau in der Vorstadthölle ist ein fesselndes Stück (Kriminal-)Literatur, das nicht umsonst mit dem PEN/Hemingway Award ausgezeichnet wurde.
(Lesung mit Ottessa Moshfegh am 20. September im Literaturhaus, Moderation: Tobias Döring)