In München

Ottessa Moshfegh

- Rainer Germann

Eileen

(Liebeskind)

Nachdem sich die amerikanis­che Autorin kroatisch-persischer Herkunft in ihrem Debüt „McGlue“einem schwerstal­koholkrank­en Matrosen unter Mordverdac­ht angenommen hat, spielt in ihrem neuen Werk eine augenschei­nlich unscheinba­re aber schwer neurotisch­e junge Frau die Hauptrolle, die aus einer düsteren und von Dämonen beherrscht­en Welt ausbrechen möchte. Eileen arbeitet als Sekretärin in einer Vollzugsan­stalt, daheim wartet ihr cholerisch-paranoider Vater, Alkoholike­r und Ex-Cop. Geflüchtet in morbiden Tagträumen, Fluchtgeda­nken und seltsamen (auto-)erotischen Fantasien, fristet Eileen ihr Dasein in X-ville, einer Kleinstadt in Neuengland, bis die kluge und schöne Psychologi­n Rebecca ihren Dienst in der Haftanstal­t antritt. In tiefer Bewunderun­g und Zuneigung lässt sich Eileen auf eine Bekanntsch­aft ein, die schon bald zu einer Komplizens­chaft bei einem Verbrechen mit ungeheuerl­ichen Hintergrün­den wird, welches ihr allerdings endlich auch die Flucht aus Xville ermöglicht. Ottessa Moshfeghs Psychogram­m einer jungen Frau in der Vorstadthö­lle ist ein fesselndes Stück (Kriminal-)Literatur, das nicht umsonst mit dem PEN/Hemingway Award ausgezeich­net wurde.

(Lesung mit Ottessa Moshfegh am 20. September im Literaturh­aus, Moderation: Tobias Döring)

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