Wenn die Sonne im Meer versinkt
Ein kulinarischer Ausflug in die Taverna Cyclades
Mein Gott was war das schön. Weißt du noch, damals der Sonnenuntergang auf den Kykladen, auf Santorin, in dem kleinen Dorf am einsamen Ende. Oia oder so? Diese kleine Luxus-Hotellerie mit dem atemberaubenden Pool gleich am Caldera-Rand und den schwefelduftenden Höhlenzimmern. Wie ein glutroter Feuerball ist sie ins Meer getaucht – in dieses unendlich tiefblaue Meer... Ja, weiß ich noch genau, haargenau. Ich erinnere mich aber leider auch noch an die trampelnden Heerscharen der einfallenden Sonnenuntergangs-Touris, die am ersten Tag an unserer sündteuren Edel-Höhle vorbei getrampelt sind. Unser erste Gedanke: Die sind auf der Flucht, also nichts wie weg – jetzt geht das mit dem Vulkan doch wieder los! Aber weit gefehlt: Die Sonnenuntergangs-Hysteriker wurden ganz gezielt mit Bussen und Taxen angekarrt – die Abenteuerlustigsten sogar auf apathisch trottenden folkloristisch aufgezäumten Eseln und Mulis. Ich erinnere mich, sehr genau sogar. Gut, diese tief eingesunkene Erinnerung ist schon eine ganze Weile her, Mitte der Neunziger war das so in etwa. Und ich erinnere mich auch an den hilflosen Zorn der Oia-Bewohner, die verbittert und genervt Verbotsschilder gemalt hatten. Verbotsschilder in Griechenland! Bitte hier nicht auf die Mauer steigen! Bitte hier nicht pinkeln! Keinen Müll wegwerfen! Privat! Terrasse nicht betreten, hier wohnen Menschen! Mittlerweile schreibt wahrscheinlich niemand mehr Verbotsschilder – denn seitdem hat auch Oia zuerst die Gastrofizierung und dann „die Krise“erreicht. Aber große Krise hin, selige Erinnerung her, der Griechenland-Tourismus boomt wieder mehr denn je. Darüber freuen wir uns – schließlich sollen die strahlend weißen Häuschen mit den hellblauen Kuppeln niemals untergehen. Nur die Sonne, die schon – und zwar nach wie vor täglich. Auch in München, nur halt nicht ganz so schön …
Efcharistó – es lebe die griechische Gastfreundschaft!
Aber wenigstens schön sitzen kann man auch hier – zum Beispiel in der ziemlich neuen TAVERNA CYCLADES. Die erfüllt drinnen optisch schon mal alle hellenistischen Postkarten-Klischees: ein strahlend weißer, lichtdurchfluteter Gastraum mit luftigen Blautönen, einem Meer von Korblampen und einem Delphin-Mosaik. Kaliméra – Servus Griechenland! Wir sitzen auf den ruhigen, nicht wenigen Außenplätzen (natürlich auch strahlend weiß) an der Ecke Frundsbergund Ruffinistraße und finden auf der Speisekarte alles, was unser so lange vernachlässigtes griechisches Herz begehrt: Souvlaki, Bifteki, Mousaka, Bauernsalat, Tzaziki, Dolmadakia, Calamares und und und. Das wird schwer, der Kellner freut sich, vielleicht eine Vorspeise für zwei (21,90). Die auf alle Fälle, genau. Ein Pita-Brot (2,10), mit oder ohne Knoblauch, ja bitte, beides. Und dann gibt es gar kein Halten mehr: einmal unbedingt das Lamm-Souvlaki (18,90), einmal ein schon so lange nicht mehr gegessenes Gyros (9,80), beides für die ansonsten nicht so fleischlastig speisenden Damen und einmal den Paros-Teller (13,60) für den Herrn. Und jawohl, das muss jetzt und hier unbedingt sein: einen Retsina (10,80) bittschön, einen halben Liter, mit Eis wenn es geht. Kein Problem strahlt der Kellner und für die Damen den weißen, harzlosen Hauswein Savatianno-Pappagianakos (0,5; 10,80) und ein Wasser (5,80) für alle Fälle. Ein angenehmer Platz ist das hier und man schwelgt selbstredend in nostalgischen Reiseerinnerungen von unvergesslichen Segelabenteuern und der einzigartigen Kykladen-Inselhopping-Tour. Der Retsina schmeckt traumhaft (auf alle Fälle nach dem zweiten Glas) – man fühlt sich wie mitten im griechischen Urlaubshimmel. Die Vorspeisen – neun verschiedene, alle separat auf kleinen Tellern serviert – tragen dazu nicht unmaßgeblich bei: ein im angenehmen Bereich knofelig justiertes Tzaziki, das Taramas nur leicht rosa und mit dezentem Fischgeschmack, mit Reis gefüllte, fein säuerliche Weinblätter, die Baby-Calamares wunderbar resch frittiert, die Pita-Brote nach Rosmarin duftend, weich und luftig, die gebackenen Auberginen außen kross und innen weich, hervorragende Zucchinikücherl, ein fein abgeschmeckter Bulgur-Salat, mit gutem Feta gefüllte Paprikaschoten und eine knusprige, mit Schafskäse und Sesam gefüllte Blätterteigrolle – alles liebevoll zubereitet, sehr wohlschmeckend, vielleicht ein bisschen moderner und raffinierter als früher und vor allem frisch und gut gekocht. Wir waren eigentlich schon satt und zufrieden, als unsere in nostalgischer Anwandlung bestellten Fleischgelüste serviert wurde: zwei sehr große Spieße mit feinem Lammfleisch, die nicht minder üppige Portion fein aufgeschnittenes und gut gewürztes Gyros sowie der ParosTeller (also eigentlich mehr Platte als Teller), mit Gyros, Souflaki und zwei monströsen Bifteki, die allein schon satt gemacht hätten. Zu allem wieder gutes Tzaziki, Tomaten und Weißbrot – nach der üppigen Vorspeise praktisch unaufessbar. So wie die extra noch zum Fleisch hinzu bestellten hausgemachten Pommes (3,10), der einzige Posten, den man noch optimieren könnte. Nachdem auch hier in Neuhausen mittlerweile die Sonne untergegangen war, hatten sich nahzu alle Außenplätze der Taverne gefüllt: junge Familien mit kleinen Kindern, etliche sehr braungebrannte, nicht mehr ganz taufrische Damen (vermutlich direkt vom Ägäis-Segelturn), Omas und Opas mit Ferienkindern und gutgekleidetes Business-Volk – alles ein kleines bisschen BussiBussi, aber nur a bisserl. Ach ja – und dann kam, noch vor der Rechnung das unvermeidliche, das immerwährende altbekannte griechische Ritual, der Ouzo vom Haus (genauer gesagt waren es sogar drei – also drei für jeden). Efcharistó, die griechische Gastfreundschaft ist eben einfach legendär – auf den Kykladen, in Neuhausen, mit Sonne und auch nach Sonnenuntergang!
TAVERNA CYCLADES Frundsbergstraße 46, 80634 München + 49 89 139 581 87 Geöffnet täglich 17 bis 1 Uhr www.cyclades-muenchen.de