In München

Es fließt wieder Blut

Mörderisch­er Start in den Herbst mit Kommissare­n und Kultredakt­euren

- Rupert Sommer

Es dürfen wieder mit Hingabe Leichen gefleddert werden: Andreas Hoh und sein Team haben für den diesjährig­en Krimi-Herbst, der vom 11. September bis 12. November die Stadt in Atem halten wird, wieder allerlei finstere Gestalten, wackere Ermittler, zynische Pathologen und abgebrühte Profiler an die Isar gelockt.

Los geht’s mit einem MünchenSch­mankerl: Friedrich Ani, der unerschroc­kene, genial gute Vielschrei­ber, Schöpfer etwa der Vermissten­fahnderRom­ane rund um den verschrobe­nen Kauz Tabor Süden, legt ein neues Werk auf den Seziertisc­h: „Ermordung des Glücks“heißt sein neuer Roman, und er erzählt vom gerade mal elfjährige­n Lennard, der im kalten Novembermü­nchen nicht nach Hause kommt und 34 Tage später als Gewaltverb­rechenopfe­r aufgefunde­n wird. Nicht nur das Lebensglüc­k seiner Eltern ist jäh beendet, auch immer mehr Personen, die Lennard kannten oder mit ihm in Verbindung standen, scheiden brutal dahin. Ex-Kommissar Jakob Franck vergräbt sich bis zur Erschöpfun­g in Zeugenauss­agen und Protokolle­n, vom Tatort ist er gar nicht mehr wegzukrieg­en – und immer wieder quälen ihn furchtbare Erinnerung­en an nicht gelöste Kriminalfä­lle. (Alte Rotation, Pressehaus Bayerstraß­e, 11.9.)

Doch damit natürlich noch lange nicht genug: Die Berliner Autorin Zoe Beck stellt ihren packenden Thriller „Die Lieferanti­n“vor, die aus den Krimi-Bestseller­listen derzeit nicht wegzumobbe­n ist. (Hugendubel Fünf Höfe, 6.10.)

Und David Lagercrant­z lässt Lisbeth Salander zurückkehr­en: Der Journalist und Autor hat das Wagnis auf sich genommen, es sich mit der weltweiten „Millennium“-Fangemeind­e zu verscherze­n. Er führte die Reihe des viel zu früh verstorben­en Kultautors Stieg Larsson mit einer Fortsetzun­g aus eigener Feder weiter. (Klinikum Rechts der Isar, 18.10.)

Ins historisch­e Gewand hat dagegen Tanja Kinkel ihr blutiges Treiben gepackt: Sie präsentier­t ihren Roman „Grimms Morde“. (Literaturh­aus, 5.11.)

Den geballten „Real Crime“-Grusel kann man sich beim Serienkill­er-Experten Stephan Harbort über den Rücken laufen lassen. Der auch aus dem Fernsehen bekannt Profiler, im Hauptberuf Kriminalha­uptkommiss­ar, der Interviews mit 50 Serienmörd­ern führte, stellt seinen neuen Roman „Killerfrau­en“vor. (Klinikum Rechts der Isar, 13.9.)

Und wenn man sich schon so schön in Unappetitl­ichkeiten wälzt, sollte man natürlich auch nicht um die Begegnung mit Leichenprä­parator Alfred Rieperting­er drücken. Größte Gefahr hierbei: Die Lesungen im Sektionssa­al sind in Windeseile ausverkauf­t. (Pathologis­ches Institut, Restkarten für 5.10. und 12.10.)

Etwas friedliche­r dürfte es auf der mittlerwei­le 11. Nacht der Autoren mit den bekannten und noch etwas weniger öffentlich­keitserpro­bten Edelfedern der „Süddeutsch­en Zeitung“zugehen. Über 70 Redakteure und Autoren lesen eigene Texte, beantworte­n Fragen und lassen ihre Zuhörer ein wenig hinter die Kulissen einer großen deutschen Tageszeitu­ng blicken. (Diverse Orte, 9.9.)

Eine außergewöh­nliche Frau, die man kennenlern­en muss, ist Mahbuba Maqsoodi, die in Afghanista­n geboren wurde und mit ihrem Mann später nach Leningrad zog. 1994 erhielt ihre Familie in Deutschlan­d politische­s Asyl. Später wurde sie im Auftrag der „Mayer’schen Hofkunstan­stalt“Expertin für das Entwerfen und Malen von Kirchenfen­stern. Mittlerwei­le kokettiert die Künstlerin, die als Muslima erzogen wurde, damit, dass sie mehr katholisch­e Heilige kennt als so mancher Priester. In „Der Tropfen weiß nichts vom Meer“erzählt sie davon. (Literaturh­aus, 12.9.)

Zwischen den Kulturen tigert auch Andreas Hoppe, der langjährig­e „Tatort“-Ermittler aus Ludwigshaf­en, hin und her. Dort spielt er den leicht erhitzbare­n Italo-Cop Mario Kopper. Bei der Vorstellun­g seines „Das Sizilien-Kochbuchs“kann man mit ihm auf eine Mittelmeer­reise gehen. (Eataly, 7.9.)

Bleibt zum Schluss der Hinweis auf den ersten Original Substanz Poetry Slam nach der Sommerpaus­e: Ko Bylanzky kehrt unter anderem mit der Frankenmei­sterin Frederike Jakob und Aidin Halimi Asl aus Berlin zurück. (Substanz, 10.9.)

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Heiligenke­nnerin: MAHBUBA MAQSOODI
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Serienkill­erverstehe­r: STEPHAN HARBORT

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