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Zum 29. Mal eröffnet die Open Art den Kunstherbst
Es ist soweit. Holen Sie die Wanderschuhe aus dem Schrank, denn es ist Herbst. Kunstherbst. Die Open Art bläst das Halali und eröffnet mit dem Kunstwochenende (Freitag, 8. bis Sonntag, 10. September, Fr 18 bis 21 Uhr, Sa und So 11 bis 18 Uhr) die Saison. Natürlich reichen ein Abend und zwei Tage mal wieder nicht, um alles zu sehen, was es zu sehen gibt. Wie auch? Über 40 Galerien sind dabei, verteilt auf sechs Stadtviertel, und dazu kommen 19 Museen und Institutionen, zum Beispiel die Architekturgalerie, die Galerie der Künstler, das Kunstfoyer, das Lenbachhaus, die Lothringer 13 Halle, das Maximiliansforum, die Villa Stuck, die Rathausgalerie oder die Sammlung Goetz. Wer alles dabei ist und was dort zu sehen ist, einen Lageplan und überhaupt das ganze Programm findet man hier: openart.biz. Los geht es am Freitag um 16 Uhr, mit der offiziellen Eröffnung durch das Kulturreferat und die Initiative Münchner Galerien im Espace Louis Vuitton München in der Maximilianstraße. So richtig los geht es dann aber erst um 18 Uhr, wenn die Ausstellungen in allen teilnehmenden Galerien eröffnet werden. Wo soll man anfangen? Und wo aufhören? Jedes Jahr dieselben Fragen. Mit dem Aufhören zumindest ist es ganz einfach. Man hört dort auf, wo man rausgeschmissen wird, weil die Galerie schließt. Wo man anfängt, kann man davon abhängig machen, wo man wohnt oder wo die Lieblingsgalerie wohnt, oder man geht gezielt dorthin, wo man noch nie war und sucht sich eine Künstlerin oder einen Künstler raus, die oder der besonders interessant klingen. Egal, wie Sie es angehen, Sie verpassen nichts, denn die Auftaktausstellungen dauern natürlich länger als ein Wochenende. Und dann gibt es ja noch die Rundgänge durch die Stadtviertel und ihre Galerien, bei denen man sich bequem und unter fachmännischer Leitung einen Überblick verschaffen kann (Samstag und Sonntag jeweils um 11, 14 und 16 Uhr, die Teilnehmerzahl pro Gruppe ist auf 20 beschränkt). Die Tickets für zehn Euro kann man am Infostand an der Kasse der Kunsthalle Hypo-Kulturstiftung kaufen oder direkt zu Beginn der Führungen in der jeweiligen Galerie.
Tun wir einfach mal so, als wären wir bei der samstäglichen 11-Uhr-Führung durchs Glockenbachviertel dabei und machen die Runde: Treffpunkt ist die Galerie Hasenclever, die bis 22. September Arbeiten des deutschen Malers Carl Grossberg (1894-1940) zeigt. Architektonisch akkurate Ölgemälde und Aquarelle, die Stadtansichten, Industriebauten oder Technik darstellen. „Neue Sachlichkeit“heißt die Schublade, in die man ihn üblicherweise steckt, wohl auch, weil er 1929 an der Ausstellung mit gleichem Titel im Stedelijk Museum in Amsterdam teilnahm. Weiter gehts bei Jahn und Jahn wo Markus Lüpertz.Studien zu einer Skulptur (bis 16. September)gezeigt werden. Ein Zyklus von Zeichnungen, der 2015 anlässlich einer Ausstellung im Bode-Museum entstanden ist. Lüpertz setzte sich mit der Skulptur des „Apollo“
von Ludwig Münstermann auseinander, einer Eichenholzfigur aus der Schlosskirche zu Varel im Oldenburger Land aus dem Jahr 1615/1616. Dazu kommen dann noch Zeichnungen und Skulpturen der französischen Künstlerin Pauline Beaudemont (geb. 1983). Gestalt gewordene Linien, getupfte Strukturen, sich ballende Formen. Weiter geht es zur Galerie Karl Pfefferle, die Arbeiten des Malers David Lynch zeigen. Ja klar, die meisten kennen ihn durch seine Filme, und wer ihn mag, hat gerade die Dritte Staffel von „Twin Peaks“hinter sich, aber eigentlich ist er Künstler. Er studierte Malerei, bevor er zum Film kam und hat nie damit aufgehört. Smiling Jack (bis 4. November) heißt die Ausstellung, und zu sehen gibt es kleine Papier- und Fotoarbeiten. Die Motive kommen direkt aus Lynchs Unterbewusstsein, dort wo es dunkel ist und die Angst wohnt. Oder wie der Künstler sagt: „Die Malerei kann wahre Aussagen über alle Aspekte des Lebens machen ... Es gibt Dinge, die sich mit Worten nicht ausdrücken lassen. Die Malerei zieht sich durch alles andere hindurch.“Am Donnerstag, den 14. September, zeigt das Filmmuseum die Dokumentation „David Lynch: The Art Life“(2016) und die Einführung hält der Galerist Karl Pfefferle. Letzte Station des Glockenbach-Rundgangs ist dann die Jörg Heitsch Galerie, die Arbeiten von Angela Glajcar im Dialog mit Dirk Salz (bis 4. November) zeigt. Frei schwebende Papierskulpturen treffen auf monochrome Gemälde mit hochglänzenden Oberflächen. Und das war, wie gesagt, nur ein möglicher Rundgang von vielen –und nur vier Galerien von rund 50. Ein bisserl mehr geht schon an zwei Tagen.
Auch die Galerie der DG macht mit beim Kunstwochenende und eröffnet am Freitag, den 8. September, die Ausstellung Wäsche (bis 11. November) des Münchner Künstlerduos Empfangshalle. Corbinian Böhm (geb. 1966) und Michael Gruber (geb. 1965) arbeiten seit 2007 zusammen, und oft ist das Ergebnis performativ. So wie auch jetzt: Zwei Orte, die Kirche St. Paul und die Galerie der DG sollen symbolisch miteinander verbunden werden. Dafür werden Kleider rund um St. Paul gesammelt: Liturgische Gewänder, Altkleider der Gemeinde sowie Fundstücke obdachloser Wanderarbeiter, die auf den Stufen des Kirchenportals schlafen. Die Kleidungsstücke werden zusammen in einer in der Galerie aufgestellten Industriewaschmaschine gereinigt und als
Rauminstallation zum Trocknen auf eine Wäscheleine gehängt. Und fertig ist das Wäschebild der Gesellschaft des Bahnhofsviertels. Der Kunstraum München gibt uns Einblick in die Neo-Dada-Konzeptkunstwelt von Timm Ulrichs (geb. 1940): Vorsicht, Glas! (Vernissage am Freitag, den 8. September um 19 Uhr, 9. September bis 15. Oktober). Für den Kunstraum realisiert, modifiziert und reinszeniert Timm Ulrichs zwei akustische Arbeiten, die sich dem zerbrechlichen Werkstoff Glas audiovisuell widmen. Hingehen, anschauen und hinhören.